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Die Dreigestirne der vergangenen Jahre

Das Trifolium von 2008: Prinz Rainer (Herschel), Bauer Harald (Kloiber) und Jungfrau Albertina (Thomas Heinen), allesamt von der KG Seiner Tollität Luftflotte

by Redaktion
Das Dreigestirn des Jahres 2008: v.l.n.r. Jungfrau Albertina (Thomas Heinen), Prinz Rainer (Herschel) und Bauer Harald (Kloiber)

Einst vertraten sie ihre Vaterstadt Köln in bestem Sinne in der jeweiligen Session und wurden von Zigtausenden Menschen bejubelt. Heute sind sie in der breiten öffentlichen Wahrnehmung kaum noch vertreten. Was machen die ehemaligen Dreigestirne heute? DIE WIRTSCHAFT geht dieser Frage nach und startet mit dieser Ausgabe eine neue Reihe.

Wir möchten die drei, die Köln durch die tollen Tage begleitet und angeführt haben, ein wenig aus der Versenkung holen. Wir beginnen mit dem Dreigestirn aus dem Jahr 2008, dessen Besetzung seinerzeit, aber auch heute noch echte Sympathieträger sind.

Mit dem bisher einzigen Dreigestirn stellte die KG Seiner Tollität Luftflotte 2008 mit dem Trifolium, Prinz Rainer (Herschel), Bauer Harald (Kloiber) und Jungfrau Albertina (Thomas Heinen), ein erfolgreiches und authentisches Dreigestirn.

DIE WIRTSCHAFT: Herr Herschel, wie sind Sie zur KG Seiner Tollität Luftflotte gekommen? Zufall?

Rainer Herschel: Im Grunde genommen, ja. Michael Rieper hat mich bei einem Zufallstreffen im Traditionslokal „Bei d’r Tant“ angesprochen, als Flugkapitän würde ich doch sehr gut zu seiner KG passen. Ich habe nicht lange überlegt und meine Mitgliedschaft spontan erklärt. Das habe ich bis heute natürlich nicht bereut. Auch wenn ich noch Mitglied in anderen Gesellschaften war und bin. Die KG Seiner Tollität Luftflotte ist schon was Besonderes.

DIE WIRTSCHAFT: Herr Kloiber, die Gesellschaft ist ja eng mit dem ehemaligen Flugplatz in Bickendorf verbunden und die Tanzgruppen der KG haben schon viele Preise für ihre akrobatischen Tanzeinlagen bekommen. Kann man die ganze KG als Überflieger im kölschen Karnevalkosmos bezeichnen?

Harald Kloiber: Das kann man auf jeden Fall! Unser Tanzcorps ist unser ganzer Stolz und das Aushängeschild unserer KG. Wir können es kaum erwarten, unsere Flottis wieder fliegen zu sehen. Zurzeit trainieren die Mitglieder des Tanzcorps dreimal die Woche, um in der Session 100 Auftritte zu absolvieren. Das ist absolutes Hochleistungsniveau und definitiv erste Liga im kölschen Fastelovend. Es heißt nicht umsonst bei uns: „Luftflotte, wo Tradition fliegt und tanzt!“

DIE WIRTSCHAFT: Herr Heinen, das Motto Ihrer KG ist: „Jeder Jeck ist anders“. Das scheint bezeichnend für die KG Seiner Tollität Luftflotte zu sein, gelebte Toleranz könnte man auch dazu sagen. Ist jeder in der KG willkommen?

Thomas Heinen: Wir sind mittlerweile 622 Mitglieder und somit die größte reine Herrengesellschaft in Köln. Natürlich ist weiterhin jeder willkommen, aber wir möchten auch gesund wachsen. Grundsätzlich ist bei uns jeder gleich, ob Praktikant oder Vorstandsvorsitzender. Genau das macht auch unsere tolle Gesellschaft aus und wir freuen uns schon sehr auf das große Jubiläum 100 Jahre KG Luftflotte in 2026.

DIE WIRTSCHAFT: Was hat euch damals bewogen, ein Dreigestirn zu bilden?

Dreigestirn: Die Frage stellte sich insofern nie, als wir keine fünf Minuten überlegen mussten. Wir sind alle positiv karnevalsbekloppt und es war für uns die höchstmögliche Ehre, als Dreigestirn anzutreten. Es war tatsächlich eine kurze, aber sehr prägsame Zeit. Unvergessliche Episoden, die uns auch heute noch bewegen.

DIE WIRTSCHAFT: Was hat euch die gemeinsam erlebte Zeit gebracht?

Dreigestirn: Zunächst sind wir schon damals sehr zusammengewachsen. Wenn man in Hunderte Säle einzieht und so bejubelt wird, getragen von einer riesigen Welle der Sympathie, bleiben das unvergessliche Momente. Es gehört auf der anderen Seite eine Menge Disziplin dazu, die Zeit, die ja durchaus extrem anstrengend und fordernd ist, in jeder Hinsicht respektabel zu überstehen. Man will ja in der guten Tradition der erfolgreichen Dreigestirne stehen.

DIE WIRTSCHAFT: Was heißt in dem Zusammenhang „erfolgreich“?

Dreigestirn: Erfolgreich heißt, in der langen Tradition der Dreigestirne positiv gesehen zu werden und den Karneval weiterentwickeln zu helfen. Wenn die Jecken sich heute noch an uns erinnern und sagen: „Dat wore drei Joode!“, dann waren wir in unseren Augen erfolgreich.

DIE WIRTSCHAFT: Haben es heutige Dreigestirne schwerer als jene vor 20 bis 30 Jahren?

Dreigestirn: Das glauben wir schon, heute muss alles perfektioniert sein. Die Erwartung der Menschen sind teilweise nicht mehr zu erfüllen, man muss perfekt in allem sein, tanzen, singen und reden. Die Öffentlichkeit ist heute ja auch größer als früher, man steht dermaßen im Fokus, dass man sich schon Gedanken um die Tradition machen muss. Die Säle sind heute deutlich unruhiger, da entsteht ein neues Format.

DIE WIRTSCHAFT: Wie kann man dem entgegensteuern?

Dreigestirn: Man muss dieses neue Format annehmen, aber andererseits auch alte Formate weiterentwickeln, wie z. B. die sogenannten leisen Sitzungen, die von den echten Karnevalsfreunden sehr geschätzt sind.

DIE WIRTSCHAFT: Nochmals zurück zu euch. Wie steht es um eure Freundschaft heute?

Dreigestirn: Wir waren damals schon ein echtes Team, aber wir sind seit unserer Dreigestirnszeit noch wesentlich enger zusammengewachsen. Zwischen uns passt kein Blatt, das ist mit dem Wort Freundschaft schon nicht mehr ausreichend dargestellt. Wir sind immer noch in unseren Berufen und sind in unserer KG nach wie vor sehr aktiv.

DIE WIRTSCHAFT: Ehemalige Dreigestirne sind in der sogenannten TG, der Traditionsgemeinschaft, organisiert. Welche Bedeutung hat eigentlich die TG, nur einfach eine Basis ehemaliger Dreigestirne zu gelegentlichen Treffen?

Dreigestirn: Die TG ist wirklich ein wunderbarer Ort, wo alles zusammenkommt: Tradition und Zukunft. Die älteren Mitglieder erzählen ihre Geschichten und die Jüngeren hören dankbar zu, umgedreht aber genauso. Wir sind sehr froh, damals in die Traditionsgemeinschaft eingetreten zu sein, und genießen die Zusammenkünfte mit den Mitgliedern immer sehr.

DIE WIRTSCHAFT: Was sind eure Wünsche für den Karneval im Allgemeinen und für euch im Besonderen?

Dreigestirn: Wir wünschen uns, dass der Karneval es schafft, die Jugend für die Traditionen zu begeistern. Wir wünschen uns, dass die Verantwortlichen den Spagat zwischen Party-Karneval (der bestimmt auch sein muss) und den „leisen Tönen“ schaffen. Unser kölscher Fastelovend ist nicht ein Besäufnis auf der Zülpicher Straße, sondern die Liebe aller Karnevalisten für unser vaterstädtisches Fest. Für uns im Besonderen wünschen wir uns noch viele gemeinsame Momente und freuen uns natürlich ganz besonders auf das große Fest 100 Jahre KG Sr. Tollität Luftflotte e. V. 1926.

(Eugen Weis)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05 / 2024

Bildquellen

  • Dreigestirn des Jahres 2008: Eugen Weis

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