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Es läuft beim 1. FC Köln: Interview mit Geschäftsführer Alexander Wehrle

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Sportlich und finanziell läuft es beim 1. FC Köln: Interview mit Geschäftsführer Alexander Wehrle - copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis

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Sportlich und finanziell läuft es beim 1. FC Köln: Interview mit Geschäftsführer Alexander Wehrle - copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis

Sportlich und finanziell läuft es beim 1. FC Köln: Interview mit Geschäftsführer Alexander Wehrle
copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis

Alexander Wehrle ist als Geschäftsführer beim 1. FC Köln maßgeblich verantwortlich für die Kehrtwende bei den Geißböcken. Um dem Fanzuspruch gerecht zu werden, arbeitet Wehrle mit seinem Team akribisch an Plänen zum Ausbau des RheinEnergieSTADIONs wie auch an einem Neubau. Ebenso forciert er die Erweiterung rund um das Geißbockheim. Im Gespräch sagt er, ohne den sportlichen Erfolg ist alles nichts. Klar ist aber auch: ohne finanziellen Erfolg geht nichts. Momentan kann man sagen: „läuft beim FC!“

Die Wirtschaft Köln: Herr Wehrle, nach zwei mal sieben mageren Jahren sind wir jetzt mitten in einer Phase der fetten Jahre, was sowohl die sportliche wie auch die wirtschaftliche Seite angeht. Beide Seiten können lachen. Wie ist Ihre Einschätzung?

Alexander Wehrle: Wir hatten 2012, 2013 eine schwierige Ausgangssituation. Wir hatten konzernbetrachtet ein negatives Eigenkapital, Verbindlichkeiten von 32 Millionen Euro und in der 2. Liga nur einen Umsatz von 60 Millionen Euro.

In den vergangenen vier Jahren haben wir den Konsolidierungsprozess gut vollzogen. Zum Stichtag 30. Juni letzten Jahres stand ein positives Eigenkapital von neun Millionen Euro zu Buche, bei den Verbindlichkeiten verfolgen wir einen klaren Tilgungsplan.

Sportlich ist es super gelaufen, mit dem Aufstieg 2014 sowie der stetigen Verbesserung in Liga 1. Denn eins ist klar: ohne sportlichen Erfolg ist alles nichts. Alle Parameter, die daran hängen, sind auch dem sportlichen Abschneiden geschuldet.

Die Wirtschaft Köln: Die eingangs erwähnten sieben fetten Jahre sind ja noch nicht rum, wie soll es weitergehen?

Alexander Wehrle: Mittelfristig ist die weitere Steigerung bei Umsatz und Gewinn das Ziel, weil wir sportlich wettbewerbsfähig sein müssen. Wir haben die vergangenen beiden Jahre jeweils das beste Ergebnis der Vereinsgeschichte erzielt, das wird auch im dritten Jahr so sein. Und die Umsatzprognosen und vorhandenen Potenziale lassen die Phantasie zu, dass auch die kommenden Jahre auf Wachstum ausgerichtet sind.

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Gedanken zu einem größeren Stadion für den 1. FC Köln. - copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis

Gedanken zu einem größeren Stadion für den 1. FC Köln.
copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis


Die Wirtschaft Köln: Ein Teil der Einnahmen sind Zuschauereinnahmen, und da sind wir beim Stadion an einem Punkt, wo man sagen muss da kann mehr passieren.

Alexander Wehrle: Das ist richtig, wir haben bei nationalen Spielen eine Kapazität von 50.000, bei internationalen Matches wären es 46.000, weil ja die Stehplatzbereiche bestuhlt werden. Wir haben 25.500 Dauerkaten ausgegeben, die Warteliste ist lang. Pro Spieltag kommen abzüglich aller Sonder- und Businesstickets nur rund 15.000 Einzelkarten für Heimfans in den Verkauf, denn Karten gehen ja auch an Gästefans. Unser Heimbereich ist so gut wie immer ausverkauft, für Heimspiele wie gegen Schalke, Dortmund, Gladbach oder die Bayern könnten wir locker doppelt so viele Karten verkaufen. Wir haben 86.000 Mitglieder, die haben ein Vorkaufsrecht – das heißt, es gibt Spiele, da gehen gar keine Tickets in den freien Verkauf. Vor diesem Hintergrund ist es geboten, sich über eine größere Arena Gedanken zu machen.

Unser Pachtvertrag für das RheinEnergieSTADION endet 2024. Rechnet man Planungs-, Genehmigungs- und Bauphase zusammen, müssen wir mit sechs Jahren rechnen, bis ein Neubau oder Umbau realisiert ist. Also sollte man Ende 2017 wissen was geht und was nicht geht.

Die Wirtschaft Köln: Was würde ein Stadionneubau heute kosten?

Alexander Wehrle: Das hängt davon ab wo gebaut wird. Wie hoch sind die Kosten für Grund und Boden, was ist an Infrastruktur vorhanden, gibt es bereits eine Anbindung an den ÖPNV? All das ist Teil unserer Überlegungen und muss 2017 geklärt werden.

Die Wirtschaft Köln: Aber einen Stadionneubau könnte der FC stemmen?

Alexander Wehrle: Bis 2024 zahlen wir in der 1. Liga rund zehn Millionen Euro Pacht und Betriebskosten jährlich, die zweithöchste Summe der Liga. Mit einem gesunden Mix aus Eigenkapital und Fremdkapital wäre der Bau in Eigenregie – gerade bei dem momentanen Zinsniveau – machbar. Jetzt sind wir dabei Standorte für einen Neubau zu identifizieren, prüfen aber genauso ernsthaft den Ausbau des bestehenden Stadions.

Die Wirtschaft Köln: Was ist schneller umsetzbar, ein Ausbau des Stadions oder ein Neubau?

Alexander Wehrle: Zeitlich macht das keinen Unterschied. Beim Ausbau des RheinEnergieSTADIONs muss man in der Bauphase einen Kapazitätsverlust ergo Einbußen bei den Einnahmen einkalkulieren. Andererseits darf man nicht vergessen, dass wir zum Standort Müngersdorf eine hohe emotionale Bindung haben.

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Wie sieht es mit der Erweiterung des Geißbockheims aus? copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis

Wie sieht es mit der Erweiterung des Geißbockheims aus?
copyright: Die Wirtschaft Köln / Alex Weis


Die Wirtschaft Köln: Eine zweite Baustelle ist die Erweiterung rund ums Geißbockheim. Was ist da der Stand der Dinge?

Alexander Wehrle: Es gibt ein Bebauungsplan- und Flächennutzungsplanverfahren, im Dezember haben wir vom Stadtentwicklungsausschuss den Vorlagenbeschluss bekommen. Jetzt läuft die zweite Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung an, die Bürgerinnen und Bürger können vermutlich im Sommer oder Herbst weitere Eingaben an die Verwaltung richten. Dann geht es in den Rat, es gibt einen Beschluss und hoffentlich final die Baugenehmigung. Der Vorlagenbeschluss jedenfalls ist da, das ist positiv, er hätte auch gerne früher da sein können, aber da gab es seitens der Politik Verzögerungen, auf die wir keinen Einfluss hatten.

Wir glauben fest an unsere besseren Argumente. Es gibt wenige Profivereine, die auf ihre Kosten Plätze bauen, die auch für den Breitensport zugänglich sind. Wir haben Adenauers Gedanken vom Zweck des Grüngürtels aufgegriffen, übrigens auf Wunsch der Verwaltung – wir hatten ursprünglich eine andere Lösung im Kopf.

Die Wirtschaft Köln: Wenn es hier nicht klappt, gibt es Alternativen?

Alexander Wehrle: Wir haben elf Standorte geprüft und den in unseren Augen besten Vorschlag eingereicht. Wenn der abgelehnt wird, womit ich nicht rechne, müssen wir daraus die Konsequenzen ziehen.

Die Wirtschaft Köln: Welche könnten das sein?

Alexander Wehrle: Das werden wir dann erörtern, wenn es soweit ist.

Die Wirtschaft Köln: „Spürbar anders“ ist der aktuelle Claim. Wer hat den gefunden?

Alexander Wehrle: Das haben wir gemeinsam im Team in einem langen Prozess erarbeitet. Da geht es um den Markenkern, um Markenattribute, die wir definiert haben. Fast ist es eine Symbiose von Fan und Verein, die dadurch ausgedrückt wird. Dass der Düsseldorfer Schmadtke und der Schwabe Wehrle an diesem kölschen Claim beteiligt waren, zeigt schon, dass er passt.

Die Wirtschaft Köln: Geld fließt auch durch Merchandising in die Kassen, der FC Bayern München etwa hat einen Fanshop in New York. Welchen Weg verfolgt der 1. FC Köln?

Alexander Wehrle: Wir haben verschiedene Zielmärkte wie die USA, Japan und China. In China konzentrieren wir uns jetzt auf eine spezielle Region. In der 40-Millionen-Einwohner-Provinz Shenyang ist der FC Liaoning zu Hause. Unser Weg ist, durch eine Kooperation dort bekannt zu werden.

Die Wirtschaft Köln: Bleiben wir beim Merchandising, welches ist denn das heißeste Trikot des effzeh momentan?

Alexander Wehrle: Das ist ganz klar das Ausweichtrikot, das läuft so gut wie kein anderes seiner Art zuvor. Im Merchandising werden wir zum vierten Mal in Folge unseren Rekordumsatz steigern.

Die Wirtschaft Köln: Was ist im Finanzmanagement der Unterschied zwischen einem Proficlub und zum Beispiel einer Handelsgruppe wie Rewe?

Alexander Wehrle: Es gibt Unwägbarkeiten, wir denken von Woche zu Woche, wir stehen immer im öffentlichen Fokus Wir sind ja Teil der Unterhaltungsindustrie, müssen am 15. März 2017 die Unterlagen für die Lizenzvergabe einreichen, wissen aber vorher eben nicht, wo wir am Ende der Saison stehen und wieviel TV-Gelder uns dafür dann zustehen. Das heißt wir müssen immer mehrgleisig planen und kurzfristig reagieren können, anders als in der Industrie.

Die Wirtschaft Köln: Was mögen sie an Köln?

Alexander Wehrle: Köln ist eine Stadt mit einer wahnsinnigen Atmosphäre, dank der Menschen die hier leben, die offen sind und herzlich und es einem leicht machen. Ich hatte jedenfalls schnell das Gefühl, dass ich angekommen bin.

Die Wirtschaft Köln: Und was missfällt an der Stadt?

Alexander Wehrle: In Sachen Architektur gibt es sicherlich schönere Städte, aber das weiß der Kölner auch, und da steht er drüber.

Die Wirtschaft Köln: Gibt es einen Lieblingsort?

Alexander Wehrle: Das ist das Belgische Viertel, wo ich wohne, mit seinen vielen Cafés und Restaurants, für mich schon ein Rückzugsgebiet.

Die Wirtschaft Köln: Wie sieht denn ein gelungenes Wochenende aus?

Alexander Wehrle: Mit drei Punkten für den 1. FC Köln, einem guten Essen und im Anschluss einem Kölsch in gemütlicher Runde.

Die Wirtschaft Köln: Und bleibt überhaupt noch Zeit für Hobbies?

Alexander Wehrle: Wenn es die Zeit zulässt, dann reise ich gerne, um einfach wieder aufzutanken, ansonsten steht Fitness auf dem Programm.

Die Wirtschaft Köln: Letze Frage, wer hat denn mehr Ahnung vom Gebiet des Anderen? Jörg Schmadtke von der Wirtschaft, oder Sie vom Fußball?

Alexander Wehrle: Ich glaube das ist ein wunderbares Miteinander, jeder weiß genau, was er kann – aber auch, was er nicht kann. Das respektieren wir gegenseitig.

Von Heribert Eiden

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