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Gaskrise lösen

Flüssiggasterminals sollen bald in Betrieb gehen

Deutschland will sich von russischen Gasimporten lösen. Damit dies gelingt, braucht es alternative Wege, wie Gas angeliefert werden kann. Dazu hat die Bundesregierung vier schwimmende Flüssiggasterminals gemietet. 

Anfang August, Bundeskanzler Olaf Scholz reist nach Mülheim an der Ruhr und präsentiert sich vor einer großen Turbine, die für einen reibungslosen Betrieb der Gasleitung Nord-Stream 1 benötigt wird. Weil diese Turbine fehle, könne nicht wie üblich Gas in Richtung Deutschland strömen, meldet Russland. Es fehle noch an wichtigen Dokumenten, die erst vollständig vorhanden sein müssten, damit das Ersatzteil zum Einsatzort gebracht und verbaut werden könne. Klar ist bei diesem Hickhack derzeit nur eins: Russland sitzt am längeren (Gas-)Hebel.

Das soll sich ändern, Deutschland und die EU wollen sich von russischen Energieimporten lösen und dafür braucht es Alternativen: Flüssiggas (LNG), das per Schiff transportiert und angeliefert wird. Vier schwimmende Flüssiggasterminals sollen dazu eingesetzt werden. Zum Jahreswechsel 2022/2023 sollen zwei Schiffe an den Standorten Wilhelmshafen und Brunsbüttel eingesetzt werden. Das dritte Flüssiggasterminal soll es in Stade geben, ein vierter Standort ist in Lubmin geplant. Das Terminal in Stade soll ab Ende 2023 zur Verfügung stehen. Laut Betreiberangaben soll die Anlage auf See in Lubmin ebenfalls ab Ende 2023 zur Verfügung stehen. Ein privates Konsortium will bis Ende 2022 ein weiteres, fünftes Flüssiggasterminal in Lubmin installieren.

Fünf Schiffe bald im Einsatz

„Bund und Länder arbeiten im intensiven Austausch und mit höchster Priorität an der Umsetzung und Fertigstellung der Standorte für die vier Flüssigerdgasterminals. Wir müssen innerhalb kürzester Zeit eine neue Infrastruktur aufbauen, um russisches Gas so schnell es geht ersetzen zu können. Es ist daher eine sehr gute Nachricht, dass zusätzlich zu den vier Bundes-Schiffen jetzt noch ein fünftes privates Regasifizierungsschiff hinzukommt. Damit können wir die Menge, die angelandet werden kann, noch mal erhöhen und so die Versorgungssituation verbessern“, sagte Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck.

Die schwimmenden Flüssiggasterminals sollen so schnell wie möglich ins deutsche Gasnetz einspeisen können. Damit dies gelingt, wurde mit dem LNG-Beschleunigungsgesetz eine rechtliche Grundlage geschaffen, um den Prozess und die Verfahren zum Bau der nötigen Infrastruktur zu beschleunigen. „Jetzt kommt es auf die Umsetzung vor Ort an. Und es ist deutlich, dass sich alle dahinterklemmen, damit es so schnell wie möglich vorangeht. Dass es nicht einfach ist, ist klar. Es sind viele Dinge gleichzeitig zu bewerkstelligen und Hürden zu nehmen. Letztlich müssen wir ein Tempo vorlegen, dass es so in Deutschland noch nicht gab“, so Habeck.

Eine schnelle, unmittelbare Option stellen die Flüssiggasterminals allerdings noch nicht da. Bis zum Winter ist man weiterhin in hohem Maße auf Gas aus Russland angewiesen. Bis dahin gilt: Gas und Energie sparen. Unternehmen, Behörden und Privatpersonen werden regelmäßig aufgerufen, weniger Energie zu verbrauchen. Dies soll auch helfen, um rechtzeitig zum Winter die Gasspeicher zu füllen. Zum 1. November sollen die Gasspeicher zu 95 Prozent gefüllt sein. „Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine befindet sich Deutschland in einer Energiekrise, die vom Aggressor Wladimir Putin bewusst geschürt wird. Es spräche technisch nichts dagegen, Nord-Stream 1 nach der abgeschlossenen Wartung wieder voll auszulasten. Die geringere Auslastung bei rund 40 Prozent spricht daher eine klare politische Sprache und bestätigt, dass wir uns auf Lieferungen nicht verlassen können. Putins Ziel ist es, zu verunsichern, Preise zu treiben, die Gesellschaft zu spalten und die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen. Dem beugen wir uns nicht, sondern setzen dem konzentriertes und konsequentes Handeln entgegen. Wir treffen Vorsorge, damit wir durch den Winter kommen“, sagte Habeck.

(Christian Esser)

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