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Historisches Archiv trotzt Temperaturschwankungen mit „Brise soleil“ und Klimakonzept

2020 sollen das Stadtarchiv und das Rheinische Bildarchiv in den Neubau am Eifelwall ziehen.
copyright: Rheinisches Bildarchiv Köln / Michael Albers

Der Neubau des Historischen Archivs und des Rheinischen Bildarchivs in Köln soll als Schutz vor Rekordtemperaturen unter anderem eine „Brise soleil“ erhalten und damit den energetischen Nutzen mit höchsten gestalterischen Ansprüchen vereinen.

Die Rekordtemperaturen in diesem Sommer stellten nicht nur Mensch und Natur vor teilweise große Probleme. Auch empfindliche Archivalien und Fotografien „leiden“ unter diesen Umweltbedingungen. Im Neubau des Historischen Archivs, welches derzeit am Eifelwall entsteht, soll dieses Problem erst gar nicht auftreten. Damit dort sowohl für die zukünftig gelagerten Materialien als auch Besucher und Mitarbeiter optimale Temperaturen herrschen, werden spezielle Maßnahmen ergriffen. Einerseits soll eine Klimatechnik unterschiedliche Klimazonen erzeugen und somit angenehme Temperaturen schaffen und andererseits soll eine besondere Fassade für Schatten sorgen.

Die genaue Funktionsweise erklärte Architekt Prof. Felix Waechter bei einem Vor-Ort-Termin am Archivneubau am Eifelwall. Für weitere Fragen bzw. Antworten standen zudem Markus Greitemann, Dezernent für Stadtentwicklung, Planen und Bauen und erster Betriebsleiter der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, sowie Petra Rinnenburger, geschäftsführende technische Betriebsleiterin der Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, zur Verfügung.

Angenehmes Raumklima durch perfektes Wechselspiel von Licht und Schatten

v. l. n. r.: Petra Rinnenburger, Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, Architekt Prof. Felix Waechter und Markus Greitemann, Gebäudewirtschaft der Stadt Köln, vor der „Brise soleil“ copyright: Stadt Köln

Die äußere Fassade des Archivneubaus, der sogenannte Mantelbau, wird mit feingliedrigen feststehenden Lamellen versehen, die eine „Brise soleil“ bilden sollen. Diese werden so justiert, dass der Raum, der sich hinter den Fenstern befindet, im Sommer bei hochstehender Sonne beschattet und so die Temperatur möglichst niedrig gehalten wird. Im Winter ist gewährleistet, dass die dann tiefstehende Sonne in den Raum gelangt und so für maximalen Lichteinfall sorgt. Allerdings haben die tiefen, außen an der Fassade angebrachten Lamellen nicht nur eine technische Funktion. Durch ihr ständig wechselndes Licht- und Schattenspiel auf der Fassade sollen sie Offenheit und Transparenz symbolisieren. Im Entwurf des Architekturbüros „Waechter + Waechter Architekten“ bilden sie daher ein wesentliches Gestaltungsmerkmal des Hauses.

Zudem soll die gesamte Gebäudehülle durch die changierende Farbigkeit von Baubronze (eine Legierung aus Kupfer, Zink, Mangan, Blei oder Eisen) „eine lebendige und mit schöner Patina alternde Anmutung“ erzielen, erklärte Waechter. Die Fassade erscheine somit, je nach Blickwinkel, offen und geschlossen zugleich. „Sie verkörpert so nach außen den Anspruch und das Selbstverständnis des Stadtarchivs als Speicher und Schatzhaus der Geschichte sowie zugleich als einladender, anziehender Mittelpunkt der Geschichtsvermittlung und des -austauschs“, führte Waechter weiterhin aus.

Energieeinsparung durch eine „Brise soleil“

Außenansicht nach Fertigstellung des Archivneubaus am Eifelwall
copyright: Waechter + Waechter

Ist ein Gebäude möglichst effektiv vor Sonneneinstrahlung geschützt, wird weniger Energie zur Kühlung der Innenräume benötigt. Andererseits wird weniger Kunstlicht und damit weniger Energie benötigt, wenn gewährleistet ist, dass so viel Licht wie möglich einfällt.

Diese Grundregeln berücksichtigt das Klimakonzept des Archivneubaus und die Fassadenkonstruktion soll damit wesentlich zur Erfüllung der hohen energetischen und konservatorischen Anforderungen beitragen. Die weitgehend natürliche Verschattung durch die Lamellen verhindert im Sommer die direkte Sonneneinstrahlung, während im Winter die tiefstehende Sonne bzw. das Tageslicht ins Haus fallen kann. An der Süd- und Westseite der Fassade werden zudem noch außen liegende, senkrecht geführte Textilrollos, sogenannte Screens, angebracht. Die komplette Fassadenkonstruktion soll somit das Raumklima angenehm halten und zudem den technischen Aufwand reduzieren. Die „Brise soleil“ diene daher dazu, Energie einzusparen und im besten Sinne nachhaltig und wirtschaftlich zu sein.

Das Klimakonzept in seiner Gesamtheit soll zwei Anforderungen gerecht werden. Einmal der des „geschlossenen“ Bereichs, welcher zur Aufbewahrung von Archivalien, Fotografien und Büchern dient, und dazu dem Bereich der „offenen“ Flächen, sprich Ausstellungsräume, Büros, Werkstätten etc. Zum Klimakonzept gehören außerdem eine Klimaanlage, die das Gebäude in neun Klimazonen je nach Zweck unterteilt, eine Wärmepumpenanlage, eine Fotovoltaikanlage, eine neu gebaute Brunnenanlage sowie ein Eisspeicher auf dem Grundstück des Archivs.

Das modernste Archiv Europas

Das Gebäude am Eifelwall, das von der Stadt Köln errichtet wird und in das sowohl das Historische Archiv der Stadt als auch das Rheinische Bildarchiv einziehen, wird nach Fertigstellung das modernste kommunale Archiv Europas sein. Verantwortlich für die Planung ist das Architekturbüro „Waechter + Waechter Architekten“ aus Darmstadt. Nach dessen Plänen wird eine dreigeschossige Mantelbebauung errichtet. In der Mitte wird sich das sogenannte Schatzhaus befinden, das die Archivalien und Fotografien in Magazinen schützt. Die Fertigstellung des Archivneubaus ist für 2020 geplant.

[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Die technischen Daten des modernsten Archivs Europas

Rund 1.030 einzelne Fensterelemente bilden die Fassade des dreigeschossigen Mantelbaus. Die Elemente haben jeweils eine Breite von 90 Zentimetern und eine Höhe von etwa 3,40 Metern in den Obergeschossen bis zu 3,80 Metern im Erdgeschoss. Zusammen genommen haben die Lamellen eine Länge von etwa 4.500 Metern. Dies ist umso beeindruckender, wenn man die Hohenzollernbrücke zum Vergleich heranzieht. Diese hat eine Länge von rund 410 Metern.

Die Fassade des äußeren dreigeschossigen Mantelbaus, der über die „Brise soleil“ genannten feststehenden Sonnschutzlamellen verfügt, hat eine Fläche von rund 2.400 Quadratmetern. Mit den rund 1.500 Quadratmetern Glasfassade der Innenhöfe und den ungefähr 2.100 Quadratmetern der geschlossenen Metallfassade des inneren Magazinbaus besitzt das Gebäude damit insgesamt eine Fassadenfläche von etwa 6.000 Quadratmetern.

Halb so groß wie die Grundfläche des Kölner Doms

Insgesamt verfügt der Archivneubau über eine Länge von 126 Metern und eine Breite von 45 Metern. Der äußere Mantelbau ist rund 11 Meter hoch, der zentrale Magazinbau, das sogenannte Schatzhaus, misst etwa 20 Meter in der Höhe. Die gesamte Grundfläche von 4.470 Quadratmetern ist damit etwa halb so groß wie die Grundfläche des Kölner Doms.

Das Innere bietet insgesamt eine Gesamtfläche von etwa 22.580 Quadratmetern. So ist es möglich auf ca. 58 Regalkilometern und 460 Planschränken Archivgut zu lagern. Für das Rheinische Bildarchiv stehen zusätzliche 2,2 Regalkilometer Lagerfläche zur Verfügung.

Rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden hier Platz an hochfunktionalen Arbeitsplätzen. Im Lesesaal stehen zudem 45 Plätze für die Arbeit mit Archivgut zur Verfügung. Für den Neubau des Historisches Archivs und des Rheinischen Bildarchivs wurden Gesamtkosten in Höhe von 75,9 Millionen Euro (zuzüglich 10 Prozent Risikoreserve) veranschlagt. Die funktionsfähige Übergabe an die Nutzer soll laut Planung im Jahr 2020 erfolgen.[/box]

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Redaktion

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