Der Drogenkonsum auf dem Neumarkt hat sich zunehmend verschlimmert. Die Geschäftseigentümer und Anwohner fühlen sich unwohl und Kunden vermeiden es, dort hinzugehen. Die Stadt will nun stärker dagegen vorgehen und schlug kürzlich einen Maßnahmenplan vor.
Das Problem mit dem Drogenkonsum
Der Neumarkt ist einer der größten Plätze der Stadt und soll zum Verweilen und Sichwohlfühlen einladen. Stattdessen steht er wegen der sichtbaren und wachsenden Drogenszene in der Diskussion. Der Geschäftsführer des Kunsthauses Lempertz, Henrik Hanstein, spricht gegenüber der IHK Köln davon, dass er seine Kunden nicht mehr mit der Bahn zu sich kommen lassen könne, da die U-Bahn-Station in einem unzumutbaren Zustand sei. Auch Daniel Niklas, einer der Geschäftsführer des Sanitätshauses Stortz, berichtet, dass Kunden mit einem Rollator oder Rollstuhl nur mühselig hineinkämen, da Drogensüchtige vor dem Eingang campieren. Der neben dem Sanitätshaus eingerichtete Drogenkonsumraum im Gesundheitsamt habe die Lage drastisch verschlimmert. Es seien mehr Abhängige als zuvor geworden und ihre Kunden hätten dadurch Angst, zu ihnen zu kommen. Auch die Interessengemeinschaft (IG) Neumarkt kritisiert, dass bisherige Maßnahmen der Stadt, wie der Drogenkonsumraum, suchtkranke Menschen stärker anziehen.
Viele Geschäftsführer und auch Anwohner berichten außerdem von herumliegenden Spritzen, Fäkalien in Hauseingängen sowie von offenem Drogenhandel direkt am Neumarkt. Oftmals kommen Kunden nur noch dorthin, wenn sie es müssen. Das schadet dem Geschäft und macht den Platz trotz seiner zentralen Lage unattraktiv. Wer sein Auto im nahe gelegenen Parkhaus abstellen will, muss Urinlachen, Blut an den Treppenhauswänden und herumliegende Kleidung mit Exkrementen in Kauf nehmen. Darüber hinaus werden Drogen zwischen geparkten Autos konsumiert. Der Geruch wird von den Parkhausbesuchern als unerträglich beschrieben und viele Stellplätze werden als Toiletten missbraucht. Das untere Parkdeck wurde mittlerweile gesperrt, da die Zustände dort noch schlimmer sein sollen.
Die Lösung des Problems?
Der Ruf nach Sicherheit und Ordnung wird daher immer lauter, vor allem weil Crack und Fentanyl als harte Drogen zunehmend konsumiert werden und Konsumräume dafür keine Lösung seien. Sowohl der Parkhausbetreiber als auch die Anwohner und Eigentümer der Geschäfte fordern deshalb seit geraumer Zeit ein Konzept der Stadt, um das Problem in den Griff zu kriegen. Bisher fühlen sie sich mit der Thematik alleingelassen und wenig unterstützt. Laut der IG Neumarkt sollten ärztliche Betreuungsangebote und Konsumräume auf das gesamte Stadtgebiet verteilt und somit dezentralisiert werden. Dies soll den Neumarkt entlasten und gleichzeitig die Innenstadt attraktiver machen.
Auch Daniel Niklas sieht in einer Verlagerung des Drogenkonsumraums weg vom Stadtzentrum die einzige Lösung. Henrik Hanstein fordert hingegen vor allem verstärkte Sicherheitsmaßnahmen sowie eine mobile Wache. Ihm ist wichtig, den Platz wiederzubeleben. Aufgrund des Drängens auf wirksame Maßnahmen gab das Kölner Gesundheitsdezernat nun im August bekannt, drei neue Suchthilfezentren bauen zu wollen. Eins soll im ehemaligen Kaufhof in der Leonhard-Tietz-Straße eröffnet werden, was aufgrund der direkten Nähe zum Drogenkonsumraum am Neumarkt kritisiert wird. Eine Zustimmung des Gebäudeeigentümers steht zudem noch aus. Auch sonst sorgen die Pläne im Stadtrat für hitzige Debatten und die Parteien sind sich uneinig. Hauptkritikpunkt ist, dass damit die Situation am Neumarkt nicht verändert werde. Dies verurteilte auch die Bürgerinitiative Neumarkt, aus deren Sicht sich keine Verbesserung für die Anwohner und Geschäfte ergebe. Die geschätzten Kosten von rund 17 Millionen Euro sind ebenfalls ein Thema, da sie den Haushaltsplan deutlich übersteigen. Es ist daher fraglich, ob die Maßnahmen, so wie geplant, umgesetzt werden und das Drogenproblem am Neumarkt reduziert wird.
(Laudine Großmann)
Bildquellen
- Frau mit Pillen: Foto von Matteo Badini auf Unsplash