Auch in diesem Jahr ist das RheinEnergieSTADION wieder voll ausgelastet. Zahlreiche Veranstaltungen von Konzerten mit Pink und Beyoncé über „Kölle singt“ mit Björn Heuser bis hin zu den Spielen des 1. FC Köln werden wieder Hunderttausende Menschen ins Stadion locken. DIE WIRTSCHAFT KÖLN sprach mit dem Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH, Lutz Wingerath, über die Entwicklung des RheinEnergieSTADIONS.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Herr Wingerath, Sie sind als Geschäftsführer der Kölner Sportstätten GmbH auch der Chef des RheinEnergieSTADION. Wie viel Spaß macht der Job als Hausherr und was sind die Herausforderungen?
Lutz Wingerath: Auch wenn wir natürlich noch viele andere Locations bespielen, ist das RheinEnergieSTADION natürlich etwas Besonderes und ich muss sagen, dass ich nach wie vor sehr, sehr gerne in mein Büro komme und viel Spaß an meiner Arbeit habe. Natürlich haben wir Herausforderungen, die auch in den letzten Jahren und vor allem in der Pandemie sicher nicht einfacher geworden sind, aber ich habe ein tolles Team und wir können stolz darauf sein, was wir seit Fertigstellung des Stadions 2004 hier geschaffen haben.
1. FC Köln, Pink, Beyoncé und viele weitere Höhepunkte
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Sie spielen auf eine Entwicklung an, die aus einem Fußballstadion eine ausgebuchte Konzertlocation gemacht hat?
Lutz Wingerath: Ganz genau. Wir haben hier im Stadion ja inzwischen jeden Tag Veranstaltungen, oft mehrere parallel, von Messen über Sportveranstaltungen, Tagungen oder Stadionführungen bis hin zu den bekannten Großveranstaltungen, Fußballspielen und Konzerten. Das in diesem Umfang auszubauen, war ein langer Prozess, den wir kontinuierlich verfolgt haben und an dem wir auch immer weiterarbeiten. Wir freuen uns zum Beispiel riesig, dass die internationalen Topstars der Musikszene regelmäßig bei uns Station machen. Mit Pink und Beyoncé kommen ja in diesem Jahr zwei „Wiederholungstäterinnen“, die erst vor wenigen Jahren hier waren.
Das spricht dafür, dass beide sich hier sehr wohl gefühlt haben, und dafür ist in erster Linie ein reibungsloser Ablauf hinter den Kulissen verantwortlich und natürlich ein begeisterungsfähiges Publikum. Beides kommt bei uns zusammen. Aber auch das ganze Tagungsgeschäft, die Messen, die vielen kleinen Firmenveranstaltungen liegen uns am Herzen. Es ist schön, dass unsere Vision einer ganz besonderen Eventlocation Realität geworden ist. Unsere Gäste schätzen den Service einer guten Tagungslocation gepaart mit einem sensationellen Ausblick auf den „heiligen“ Rasen. Dieser Mix macht es einfach jeden Tag besonders.
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Sie haben die Konzerte angesprochen. Wie wichtig sind diese als Wirtschaftsfaktor für Köln?
Lutz Wingerath: Die Konzerte sind in vielerlei Hinsicht wichtig. Zum einen generieren wir damit in der fußballfreien Zeit Einnahmen. Zum anderen locken wir durch Topkünstler natürlich auch viele Menschen aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland nach Köln. Viele nutzen das Konzert als Anlass für einen Kölnbesuch, übernachten in den Hotels der Stadt, sorgen für Umsatz in Gastronomie und Einzelhandel. Gleiches gilt natürlich für die Fans des Wintergames der Kölner Haie oder für die Fans bei der Weltmeisterschaft 2006 oder der anstehenden UEFA EURO 2024. Und nicht zu vergessen: Durch diese Großveranstaltungen sind Köln und das RheinEnergieSTADION auch medial in aller Munde. Das Stadion ist schon ein ordentlicher Booster für Köln.
Flexibel auf Chancen reagieren, die sich bieten
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Fußball, Konzerte, Tagungslocation – gibt es noch Potenziale oder ist die Kapazität schon ausgereizt?
Lutz Wingerath: Was die Konzerte angeht: Ja, bei Konzerten sind wir ausgereizt. Wir haben die letzten Jahre ja immer viele Großkonzerte im Sommer gehabt und das auch in diesem Jahr wieder geschafft. Man darf sich das aber nicht als Selbstläufer vorstellen, das ist harte Arbeit des gesamten Teams, denn natürlich möchten andere Städte und Stadien dieselben Künstler auch gerne haben. Von der ganzen Logistik der Shows ist hier innerhalb einer Sommerpause nicht viel Luft nach oben. Was wir kontinuierlich ausbauen, ist das Geschäft mit den Firmenveranstaltungen. Hier hat es durch die Pandemie bei vielen Firmen eine völlig veränderte Einstellung zu Veranstaltungen gegeben, auf welche wir uns einstellen müssen. Aber auch hier sind wir auf einem sehr guten Weg, ans Vor-Corona-Niveau anzuknüpfen.
Im Bereich Fußball läuft es ebenfalls perfekt, auch wenn der 1. FC Köln aus unserer Sicht gerne bei den Auslosungen im DFB-Pokal etwas mehr Glück und damit öfter Heimrecht haben dürfte, denn dann könnten wir hier noch mehr Fußballfeste feiern. Dass der DFB uns langfristig das Vertrauen ausgesprochen hat, das Pokalfinale der Frauen auszurichten, freut uns ganz besonders. Die Veranstaltung wird in Köln super angenommen und passt zu uns.
Dass wir in der Winterpause sogar drei Eishockeyspiele hier austragen durften, hat uns sehr gefreut, allerdings war das nur aufgrund der langen WM-Pause möglich und lässt sich so leider nicht mehr wiederholen. Aber es zeigt, wie flexibel wir auf Chancen reagieren, die sich bieten. Was die Großveranstaltungen betrifft, hierzu zählt ja auch das legendäre Weihnachtssingen mit 50.000 Menschen, welches wir mit DuMont ins Leben gerufen haben, sind wir also schon sehr gut aufgestellt. Und das „Unter der Woche“-Firmengeschäft möchten wir sicherlich weiter ausbauen, hier gibt es noch den ein oder anderen Termin mehr zu besetzen.
Nicht zu vernachlässigen sind übrigens auch die Stadionführungen. Pro Jahr machen wir inzwischen über 1.200 Stadionführungen, das sind im Schnitt mehr als drei pro Tag. Die Leute kennen das Stadion aus den Medien oder waren selbst mal bei einer Veranstaltung und wollen bei einer Stadionführung den exklusiven Blick hinter die Kulissen werfen.
Vorfreude auf Europameisterschaft in 2024
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Bei so vielen Dingen, die Sie als Stadion-Chef schon erlebt haben, gibt es eine Anekdote/Begebenheit, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Lutz Wingerath: Als Fan der besten Band der Welt, „Die Ärzte“, erinnere ich mich sehr gerne an das ausverkaufte Silvesterkonzert „Ärzte statt Böller“, als wir am 31. Dezember 2006 bei 11 Grad aus voller Kehle die Hits meiner Jugend mitsangen. Ein sensationeller Abend!
DIE WIRTSCHAFT KÖLN: Und was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre bzw. worauf freuen Sie sich am meisten?
Lutz Wingerath: Die Europameisterschaft im kommenden Jahr ist natürlich für jeden, der hier arbeitet, ein Höhepunkt in der Karriere. Hautnah dabei zu sein, wenn die besten Nationalmannschaften Europas spielen, das ist schon etwas Besonderes. Darauf freue ich mich sehr! Aber auch auf den Konzertsommer dieses Jahr und auf viele weitere Konzert-Highlights ab 2025. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich gerne mal U2 hier auf der Bühne sehen. Als Fan auch dieser Band wäre das ein kleiner Traum von mir. Ansonsten würde ich mich natürlich freuen, wenn der 1. FC Köln noch mal in Europa spielt, denn wer diese einmalige Atmosphäre bei den internationalen Spielen hier erlebt hat, der weiß, was das für Feiertage sind. Und natürlich wäre die Fußball-Frauen-WM 2027 im RheinEnergieSTADION ein weiteres großartiges Erlebnis für mich. Insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem, was ich hier schon erleben durfte, und bin froh, dass das RheinEnergieSTADION zu einem echten Wahrzeichen der Stadt geworden ist.
(Eugen Weis)
Bildquellen
- Winter Game 2022: KSS/Fischer
- GeißbockLounge: KSS/Fischer
- Konzert: KSS/Fischer
- Portrait Lutz Wingerath/Titelbild: KSS/Fischer