Warum sollten wir eigentlich noch auf Messen gehen, wenn doch vieles online stattfinden kann? Warum sollen unzählige Mitarbeiter quer durch die Republik reisen und damit Klima und Budget strapazieren? Warum all diese Zeit einplanen, womöglich Stände für viel Geld bezahlen? w hat sich das gefragt – und einige Argumente für die Existenz und das Fortbestehen von Präsenz-Messen gefunden, auch heutzutage noch.
Messen sind anstrengend. Aber wenn man nachdenkt, fallen einem auch diese positiven Gefühle ein, die man bei einem Messebesuch hatte – man fühlt sich beseelt von all den neuen Eindrücken, man hat etwas gelernt bei all den Infos und Workshops, man hat mit neuen Menschen geredet und Kontakte geknüpft. Wenn man einen Stand hatte, hat man womöglich neue Geschäfte geschlossen und damit vielleicht auch Kunden erreicht, die man sonst nicht erreicht hätte. Man hat sich im besten Licht präsentiert – die Konkurrenz schläft schließlich nicht und präsentiert sich hier auch. Ein eigener Stand auf einer der wichtigsten Messen der Branche ist eben auch Prestige. Es trägt zum Image bei, sich auf Messen gut zu präsentieren, und das Markenbild prägt sich bei den Besuchern ein. Die Konkurrenz nimmt einen ernst und man redet in der Presse über den Messeauftritt. Das kann sich positiv auf die Geschäftsabschlüsse auswirken und das ist auch messbar. In manchen Branchen kann man in drei Messetagen eine hohe Zahl an Geschäftsabschlüssen erzielen, weil Messen von Kunden mitunter gezielt dazu genutzt werden. Man kann zudem die Expertise seiner Mitarbeiter vom Fach präsentieren, am Stand oder wenn diese zu den Rednern und Workshopleitern gehören. Bei Investitionsgütern wird zudem nicht online, sondern von Mensch zu Mensch gekauft. Man bekommt das Produkt vom Experten erklärt, das ist Teil des Service, dazu kommt auch der After Sale Service, und die Chemie muss stimmen. Man kauft beim Menschen ein und nicht einfach nur ein Produkt. Bei wiederkehrenden Messen gibt es auch wiederkehrende Besucher, die immer wieder auf der Suche nach Trends, Neuheiten und den Puls der Zeit sind. Man will die eigenen Neuheiten pushen. Hier kann zudem ein Spot sein, um Markenbotschafter einzusetzen, die das Image weiter aufpolieren, ob Influencer, Profi, Musiker oder Sportler.
Messen in Zeiten von Homeoffice
Corona hat unsere Arbeit verändert. Messen wurden verstärkt digital abgehalten, man konnte und musste nicht mehr vor Ort sein. Man konnte sogar Messen aus dem Homeoffice verfolgen und daran teilnehmen. Es kann der Gedanke kommen, sich die Mietkosten von Flächen, Reisekosten etc. weiterhin zu sparen. Doch was man dann verliert, ist oben aufgeführt. Man kann Menschen am Bildschirm treffen, doch man lernt sich noch mal anders kennen, wenn man sich live und vor Ort begegnet. Es prägt sich mehr ein. Für viele Branchen sind Kontakte das A und O. Auch für Mitarbeiter ist eine Messe immer wieder eine wichtige Erfahrung, auch um neue Impulse zu bekommen und zu geben. Man bekommt kompakt an einem Ort einen Überblick über den aktuellen Stand der Branche. So ist die Bedeutung von Messen heutzutage ungebrochen. Sicherlich kann man Diverses bei Bedarf online abhalten – auch um zu demonstrieren, dass man das digitale Know-how und die Souveränität hat. Je nach Branche kann das sehr wirkungsvoll sein und wird je nachdem auch erwartet. Es ist schon toll, was alles online geht, und es kann eine sinnvolle Ergänzung sein, z. B. wenn Teilnehmer aufgrund großer Entfernung sonst gar nicht teilnehmen könnten. Aber ganz auf Präsenzmessen zu verzichten, ist in vielen Branchen nicht im Sinne der Geschäftsziele, des Image und der Mitarbeiter- sowie Kundenerfahrung. Eine Messe hat immer noch die Bedeutung eines Markenerlebnisses: Sie kann sein wie ein Besuch auf dem Jahrmarkt oder in einem Vergnügungspark – wer will das schon allein online erleben und die Produkte nicht hautnah erleben? Das würde doch nur halb so viel Spaß und Sinn machen.
(Karoline Sielski)
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