Immobilien

Über 2.300 neue Wohnungen in Köln

Laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Köln-Bonn wurden im Jahr 2022 in Köln genau 2.337 Wohnungen neu gebaut, einschließlich 328 Ein- und Zweifamilienhäusern. Unterm Strich sind das 89 Wohnungen mehr als im Vorjahr 2021. Die Bauherren investierten somit insgesamt rund 299,5 Millionen Euro für den Wohnungsneubau in Köln. Als Quelle nennt die IG BAU Köln-Bonn aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Für das laufende Baujahr sieht der IG-BAU-Bezirksvorsitzende Mehmet Perisan eher negative Tendenzen und warnt vor einem Abwärtstrend: „Bauvorhaben werden auf Eis gelegt. Denn hohe Baukosten treffen auf hohe Zinsen und hohe Hürden beim Bauen durch staatliche Auflagen und Vorschriften. Das ist ein toxischer Mix für den Wohnungsbau.“ Vor allem bei neu gebauten Wohnungen und Häusern seien die Mieten und auch die Kaufpreise enorm gestiegen. „Die Wohnungen müssen zur Lohntüte der Menschen passen. Es kommt darauf an, vor allem bezahlbare Wohnungen und Sozialwohnungen zu bauen“, erklärt Perisan.

Für soziale und bezahlbare Wohnungen werde jetzt ein „Booster für den Neubau“ gebraucht. Der Staat müsse dafür bis 2025 mindestens 72 Milliarden Euro bereitstellen. Er beruft sich damit auf zwei Wohnungsbau-Studien, die die IG BAU beim Pestel-Institut (Hannover) und beim Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) mit angestoßen hat. Konkret benötigte der soziale Wohnungsbau ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro. Zudem würden dringend 22 Milliarden Euro für den Neubau von 60.000 bezahlbaren Wohnungen gebraucht. „Nur dann kann es noch klappen, bundesweit 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu bauen“, appelliert der IG-BAU-Bezirkschef. Weiter fordert die IG BAU, Gesetze, Verordnungen und Normen zu durchforsten und so das Baugesetzbuch zu verschlanken. „Das muss jetzt passieren – und nicht irgendwann im nächsten Jahr“, so Perisan.

Signifikanter Rückgang im Wohnungsbau in NRW

Während in Köln ein minimales Plus zu verzeichnen ist, wurde in NRW im Jahr 2022 ein Rückgang beobachtet. Denn laut Statistischem Landesamt IT.NRW wurden 47.354 neue Wohnungen fertiggestellt. Das sind 2.192 weniger als im Vorjahr. Vor allem bei Einfamilienhäusern ist ein signifikanter Rückgang von minus 6,2 Prozent zu verzeichnen. Aber auch bei Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sank die Zahl um 1,7 Prozent auf 26.461.

Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen, erklärt dies so: „Ursächlich dafür sind die zyklischen Schwankungen im Mehrjahresvergleich. Die 2022 fertiggestellten Wohnungen sind noch unter vollkommen anderen Rahmenbedingungen geplant und gebaut worden, als wir sie heute haben. Die aktuelle Lage wird sich erst in den kommenden Jahren abbilden, wenn die Folgen der zahlreichen Stornierungen zum Tragen kommen. Wir werden einen signifikanten Einbruch der Baufertigstellungszahlen erleben. Neben den hohen Baukosten, den steigenden Zinsen und der Verunsicherung in der Energieversorgung verträgt die Baukonjunktur keine weiteren Belastungen mehr.“

Zudem erklärt er, dass die sozial orientierte Wohnungswirtschaft in den letzten Jahren viel gebaut hätte. Und auch die Planungen aus 2022 seien nicht komplett auf Eis gelegt worden. Demnach wurden 1,6 Prozent mehr Wohnungen genehmigt als noch zuvor. Nun müssten diese Bauvorhaben umgesetzt werden. Durch die massiven Preisentwicklungen, die steigenden Zinsen, aber auch durch Lieferengpässe und den Mangel an Handwerkskapazitäten würde dies jedoch immer schwieriger. Auch die schlechten Förderbedingungen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), der Mangel an freien Grundstücken und die gestiegenen energetischen Anforderungen an Gebäude hemmten den bezahlbaren Mietwohnungsneubau. Rychter befürchtet, dass der Neubau bezahlbarer und energetisch zukunftsfähiger Wohnungen unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen zurückgehen wird: „Die Wohnungsunternehmen und -genossenschaften wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen, im Neubau ist es ihnen aber derzeit wirtschaftlich kaum möglich.“

(Monika Eiden)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04.2023

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