125 Jahre Handwerkskammer Köln

Gelebte Tradition, wirtschaftliche Verantwortung und stetiger Fortschritt

by Jana Leckel
Hauptgeschäftsführer Dr. Erik Werdel (l.) erhielt zum 125-jährigen Bestehen der Handwerkskammer zu Köln viele Glückwünsche: zuvorderst von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Festredner Dr. Ulrich S. Soénius

Mit einer Festveranstaltung und rund 120 geladenen Gästen hat die Handwerkskammer zu Köln am 3. April ihr 125-jähriges Bestehen gefeiert. Unter anderem Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, würdigten die Bedeutung der Kammer und des Handwerks.

Am Anfang stand die Ausbildung: Um diese zu stärken und den wachsenden Fachkräftebedarf zu stillen, veranlasste die Mehrheit im Reichstag am 26. Juli 1897 die Änderung der Gewerbeordnung und somit die flächendeckende Gründung von Handwerkskammern zum 1. April 1900. Die Gründungsversammlung der Handwerkskammer zu Köln fand direkt am 2. April 1900 statt. Genau 125 Jahre und einen Tag später hat die HWK Köln in ihrem Hauptsitz am Heumarkt ihr Jubiläum gefeiert: mit einer Festveranstaltung, inklusive Wort-, Film- und Musikbeiträgen.

Hans Peter Wollseifer, der zehnte und seit 2010 amtierende Präsident der HWK Köln, konnte krankheitsbedingt kurzfristig nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Anstelle Wollseifers begrüßte der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, Dr. Erik Werdel, die Gäste aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Handwerk und Gesellschaft: „Die Handwerkskammern haben sich als tragende Säule der Berufsbildung, der wirtschaftlichen Förderung und der Interessenvertretung etabliert. In Zeiten politischer und wirtschaftlicher Umbrüche, in Phasen des Wachstums und auch in Krisen war die Handwerkskammer zu Köln ein zuverlässiger Partner für die Betriebe in der Region. Heute stehen wir als Verwaltung – aber auch die Betriebe selbst – vor neuen Aufgaben: Die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft, der Fachkräftemangel, der digitale Wandel und die zunehmende Bürokratisierung sind nur einige der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen. Handwerkskammer und Handwerksbetriebe werden auch diese Herausforderungen bewältigen – mit dem gleichen Tatendrang, der gleichen Leidenschaft und der gleichen Innovationskraft wie seit 125 Jahren.“

Handwerk als Erfolgsfaktor des Kölner Wirtschaftsstandorts

Die Bedeutung des Handwerks für die Kölner Stadtgesellschaft und für die Region betonte Oberbürgermeisterin Henriette Reker: „Köln ist eine Stadt des Handwerks. Bis heute ist das Handwerk ein wesentlicher Erfolgsfaktor unseres Wirtschaftsstandorts und auch des Zusammenhalts in unserer Stadtgesellschaft. Über 10.000 Handwerksbetriebe bilden das Rückgrat der Kölner Wirtschaft. Sie regeln unsere persönlichen Lebensumstände, sie sind Zulieferer und Dienstleister für Gewerbe, Handel und Industrie und erwirtschaften einen großen Teil der Gewerbesteuer – und zwar zuverlässig und stabil. Dafür vielen Dank. Das versetzt uns nämlich in die Lage, unsere Stadt weiterzuentwickeln und für die Zukunft aufzustellen.“

Zum steinernen Symbol der politischen Stände des Handwerks sei der 61 Meter hohe Rathausturm geworden, so Reker, den die Zünfte Anfang des 15. Jahrhunderts errichteten. 48 Glocken des Glockenspiels wurden 1958 vom Kölner Handwerk gestiftet und von Konrad Adenauer um eine weitere ergänzt, betonte die Oberbürgermeisterin: „Seither setzt dieses Glockenspiel den Ton für die ganze Innenstadt und bisweilen gibt sie Fragestellungen der Kommunalpolitik auf, wenn etwa vor Haushaltssitzungen das Karnevalslied mit der berechtigten Frage erklingt: Wer soll das bezahlen?“
Für musikalische Glanzpunkte während der HWK-Festveranstaltung sorgten mit Hyukjun Sohn (Violine), Leona Kondratenko (Bratsche) und Rezi Khaindrava (Cello) drei Studierende einer weiteren Kölner Jubilarin, der Hochschule für Musik und Tanz Köln: Diese feiert 2025 ihr 100-jähriges Bestehen.

Elke Büdenbender, Richterin am Bundesverwaltungsgericht und Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, engagiert sich seit vielen Jahren im Bereich der beruflichen Bildung. Sie gratulierte der HWK Köln – diese sei „ein unverzichtbarer Akteur der Berufsausbildung“ – per Videobotschaft: „Ganz besonders möchte ich all den ehrenamtlichen Prüferinnen und Prüfern für ihr Engagement danken. Ohne Sie würden wir in eine Zukunft ohne geprüfte Fachkräfte im Handwerk blicken müssen. Azubis sind für Sie im Handwerk aber nicht nur Fachkräfte: Nein, vor allem sind es junge Menschen, die Sie auf dem Weg durch die Ausbildung und in das Berufsleben begleiten. Dabei geht es nicht nur um die Auslese der Besten und Leistungsstärksten – vielmehr spielt es keine Rolle, welcher Herkunft, Religion, welchen Geschlechts, aus welchen sozialen Verhältnissen ein junger Mensch kommt. Für das Handwerk gibt es ausschließlich Talente.“

HWK als Vorreiterin bei internationalen Beziehungen

Einen kenntnisreichen und kurzweiligen Blick auf die 125-jährige Geschichte der Handwerkskammer zu Köln richtete Dr. Ulrich S. Soénius, Direktor der Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln. Nicht von ungefähr habe Köln als eine der ersten Kammern in Deutschland am 2. April 1900 ihre konstituierende Vollversammlung abgehalten: Denn der aus dem Kammerbezirk stammende Bensberger Tischlermeister und Abgeordnete Jakob Euler habe sich im Reichstag vehement für die Einführung der Kammern eingesetzt. Auch 1953, als die Handwerksordnung im Bundestag verabschiedet wurde, sei einer der wichtigsten parlamentarischen Handwerksvertreter wieder ein Kölner gewesen: der langjährige Kammer-Präsident Bernhard Günther (1945-1975). Soénius: „Dies zeigt, wie wichtig das Engagement von Handwerkern in den Parlamenten ist. Leider hat die Zahl der UnternehmerInnen in den Parlamenten stark abgenommen. Unter den 630 Abgeordneten des Bundestages sind aktuell nur sechs MeisterInnen, darunter niemand aus dem Rheinland.“ Soénius nannte die HWK Köln für mehrere Gebiete als Vorbild: So sei sie „Vorreiterin bei internationalen Beziehungen“ gewesen, als 1956 der spätere Hauptgeschäftsführer Dr. Werner Kind den Kontakt zur Handwerks- und Gewerbekammer in Lyon anbahnte: „Bereits ein Jahr später besuchten französische Gesellen Handwerksbetriebe in der hiesigen Region. Daraus entstand eine lange Freundschaft, die Muster für andere Kammern wurde. Diese Beziehung führte dazu, Vorurteile abzubauen und lange vor dem staatlichen Handeln, etwa durch den Elysée-Vertrag, Europa erlebbar zu gestalten.“

Dr. Soénius konkludierte, dass die Handwerkskammer 125 intensive Jahre hinter sich habe. Die gesetzlichen Voraussetzungen seit 1897 hätten sich vielfach geändert, die Aufgaben erweitert. Neben der Einführung der Handwerksrolle 1929 und dem Großen Befähigungsnachweis 1935 hätten nach dem Krieg die Handwerksordnung 1953 und das Berufsbildungsgesetz 1969 sowie die Reformen in den 2000er-Jahren die Kammer immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt, die sie mit Bravour meisterte. Im Interesse des regionalen Handwerks in den Landkreisen und kreisfreien Städten ihres Bezirks habe sie dabei eine offene Kultur entwickelt und ihre gesellschaftliche Stellung ausgebaut. Sie habe sich nicht nur in der Corona-Krise und dem verheerenden Hochwasser als Krisenhelfer erwiesen. Dachten im ersten Vierteljahrhundert noch angeblich kluge Menschen, dass sich das Handwerk überlebt habe, so wird dies heute auch aufgrund der Wirksamkeit der hiesigen Handwerksorganisation niemand mehr ernsthaft behaupten: „ Dabei darf nicht vergessen werden, dass das Handwerk wesentlich zur Wirtschaftsleistung der letzten 125 Jahre beigetragen und sich über Steuern an der Finanzierung der Staatsaufgaben beteiligt hat,“ so Dr. Ulrich Soénius.

So denken die Jungen Handwerksunternehmer:innen

Wie die aktuelle Generation junger Handwerksunternehmer tickt, arbeitete Moderatorin Jasmin Lenz im Gespräch mit Carina Straub und Thomas Schneider, dem Sprecherteam der „Jungen Handwerksunternehmer:innen“ der HWK Köln, heraus. Carina Straub führt in dritter Generation die Kölner Abfluss ASS GmbH und brachte auf den Punkt, warum es wichtig ist, Tradition mit Moderne im Handwerk zu vereinen: „Qualität und Vertrauen zu Kunden und Mitarbeitenden, das sind gewisse Werte, die mir auch meine Eltern vermittelt haben. Ich erlebe in Zeiten, in denen es oft um immer mehr Profit geht und dann meist auch der Mensch leidet, im Handwerk das Gegenteil: Im Handwerk geben wir unseren Mitarbeitenden die Wertschätzung für ihre Arbeit, die sie mit viel Leidenschaft ausüben und mit der sie einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.“
Thomas Schneider, der die Fahrradwerkstatt Radsport Schneider betreibt, betonte: „Für einen Betrieb wie meinen ist eine starke Vertretung durch die Handwerkskammer sehr wichtig. Viele denken: Fahrräder reparieren –das kann ja jeder. Tatsächlich ist das eine dreijährige Handwerksausbildung plus Meisterbrief. Gerade bei der Bewerbung der Ausbildung Unterstützung durch die Handwerkskammer zu haben, etwa durch die Kampagne ‚Mach aus deinem Leben ein Werk‘, ist mir ganz wichtig. Auch bei der Ausbildung, zu der man auch als Ausbilder mal Fragen hat, ist es wertvoll, die Handwerkskammer im Rücken zu haben, die einen unterstützt.“
Carina Straub warb dafür, dass sich noch mehr junge Menschen in der Handwerkskammer engagieren, und lud unter anderem auch zur Mitarbeit bei den „Jungen Handwerksunternehmer:innen“ ein, die mit vielen Netzwerkveranstaltungen noch mehr Betriebe erreichen möchten.
Netzwerken konnten auch die Gäste der Handwerkskammer im Anschluss an das Jubiläumsprogramm – in der benachbarten Kunsthochschule für Medien (KHM) Köln: Die KHM ist seit vergangenem Jahr Mieterin in den Räumlichkeiten der Handwerkskammer und stellte ihren Ausstellungsraum für ein Get-together zur Verfügung.

Die Handwerkskammer zu Köln

Die Handwerkskammer (HWK) zu Köln ist die Interessenvertretung des Handwerks in der Region Köln/Bonn und macht sich für die Belange von knapp 35.000 Mitgliedsbetrieben stark. Der Bezirk der HWK umfasst neben Köln, Bonn und Leverkusen auch den Oberbergischen und den Rheinisch-Bergischen Kreis, den Rhein-Erft- und den Rhein-Sieg-Kreis. Im Kammerbezirk werden derzeit über 12.000 Menschen in einem Handwerksberuf ausgebildet. Schwerpunkte der Kammerarbeit sind unter anderem die Unternehmens- und Rechtsberatung, die Unterstützung bei der dualen Berufsausbildung, Meister- und Weiterbildungslehrgänge sowie Meister- und Gesellenprüfungen.

(Jana Leckel)

Bildquellen

  • 125 Jahre Handwerkskammer Köln: Mark Hermenau, Handwerkskammer zu Köln

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