Am Ende standen der 11. Platz mit 42 Punkten. Die harten Fans ärgert dabei natürlich, dass die Gladbacher Borussia nach 34 Spielen einen Punkt mehr auf dem Zettel hatte. Dabei wurde seitens der Kölner aufgrund mangelnder Chancenverwertung der ein oder andere Punkt liegen gelassen.
Die gesteckten Ziele – 40 Punkte einfahren und nicht in Abstiegsgefahr zu kommen – wurden erreicht. Für die kommende Saison gilt es, die 40-Punkte-Marke hinter sich zu lassen und sich weiter nach oben zu orientieren. Was nicht einfach umzusetzen ist, denn personell steht das Team von Trainer Steffen Baumgart vor einem Umbruch.
Neun Verträge laufen aus
In diesem Sommer wird die Mannschaft ein neues Gesicht bekommen. Denn neun Verträge laufen aus, leider auch von Leistungsträgern wie Jonas Hector, der seinen Rücktritt bekannt gab, Ellyes Skhiri und sieben weiteren. Anthony Modeste verließ den FC bereits im Vorjahr, sportlich ein Verlust, aber gut für die Kasse des Traditionsvereins.
Durch die Abgänge von Hector, Skhiri und auch Torwart Timo Horn, der als Ersatzkeeper fürstlich entlohnt wurde, wird sich das Gehaltsgefüge nach unten verschieben. Viel Geld, um große Sprünge zu machen, ist dennoch nicht vorhanden. Das bedeutet Talente aus der eigenen Jugend an die Profis heranführen und hungrige Spieler holen, die sich in unteren Ligen bewährt haben. So scheint es, dass sich Stürmer Benedict Hollerbach vom SV Wehen Wiesbaden dem 1. FC Köln anschließen wird.
Marvin Schwäbe ist ein Punktegarant
Selbstverständlich muss beim Bau des neuen Kaders auch auf die Wünsche von Trainer Baumgart eingegangen werden. Der wird bestimmt an seinem laufintensiven Spiel festhalten, mit dem die Kölner den Gegner immer wieder vor Probleme stellen. Baumgart sollte allerdings nicht nur auf die Karte „hohes Anlaufen“ setzen. Denn viele Gegner haben sich auf diese Spielweise eingestellt und das System entschlüsselt. Oftmals überbrücken sie ihrerseits schnell das Feld und stellen die anfällige FC-Abwehr, in der Torhüter Marvin Schwäbe (Vertrag bis 2026 verlängert) herausragt, vor Probleme.
Die linke Abwehrseite ist durch Hectors Abgang verwaist. Rechts braucht es für Benno Schmitz, der eine gute Saison gespielt hat, einen schnellen und erfahrenen Back-up. In der Mitte liefern Chabot und Hüber saubere Arbeit ab, wobei sich Hüber zuletzt auch in die Reihen der Torschützen eingegliedert hat.
Davie Selke ins Team von Hansi Flick?
An vorderster Front, wo nach Modestes Weggang nach Dortmund ein überzeugender Knipser fehlte, hat der FC hingegen in der Winterpause einen Coup gelandet. Der von Absteiger Hertha BSC verpflichtete Davie Selke hat sich schnell in der neuen Umgebung zurechtgefunden und zum Saisonende wichtige Treffer beigesteuert. Trainer Steffen Baumgart sieht Selke gar als einen Kandidaten für die von Hansi Flick trainierte Nationalmannschaft.
Das Budget für neue Spieler ist bei dem rheinischen Club weiterhin limitiert. Große Sprünge sind nicht drin. Sport-Geschäftsführer Christian Keller und sein Team müssen quasi die Fehler der vergangenen Jahre, in denen durchschnittliche Spieler mit stattlich dotierten langfristigen Verträgen ausgestattet wurden, ausbügeln. Gemessen an den bisher getätigten Transfers können die Fans hoffen, dass auch weitere Neuzugänge sowohl menschlich als auch fußballerisch gut zum vorhandenen Kader passen und sich schnell integrieren.
Steffen Baumgart wird keinen aufgeblähten Kader mehr vorfinden, sondern genau die Spieler, die er für seine Art des Fußballspielens benötigt. Bisher muss man dem an der Seitenlinie stets lauten Trainer bescheinigen, dass sich unter seiner Leitung Spieler deutlich verbessert haben. Hier erwähnen wir gerne Florian Kainz, der eine tolle Saison gespielt hat und Kölns bester Scorer wurde. An ihm sollten sich Kollegen wie Jan Thielmann, die noch nicht beständig in ihren Leistungen sind, ein Beispiel nehmen.
(Heribert Eiden)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04.2023
Bildquellen
- 1. FC Köln: Alex Weis
