Im Rahmen der Diskussion um eine ober- oder unterirdische Lösung für die Stadtbahnen der KVB zwischen dem Bereich der Universitätsstraße und der Deutzer Brücke auf der Ost-West-Achse, hat sich die Handwerkskammer nun endgültig zugunsten der Tunnel-Lösung positioniert. Gleichzeitig gibt es aber auch schlechte Nachrichten bei der Sanierung der Mülheimer Brücke. Durch Probleme bei den Instandsetzungsarbeiten können die Stadtbahnen nicht, wie geplant, im November ihren Betrieb aufnehmen.
Ost-West-Achse: HWK und IHK plädieren für Tunnel-Lösung
Seit Jahren bereits gibt es seitens der Stadt Pläne, die Ost-West-Achse städtebaulich und verkehrlich deutlich aufzuwerten. Im Bereich zwischen der Universitätsstraße und der Deutzer Brücke gibt es dabei zwei Möglichkeiten für die Stadtbahnen der KVB. Entweder die Verkehrsführung verläuft oberirdisch auf der Ost-West-Achse oder eben unterirdisch durch einen Tunnel.
Die IHK Köln plädiert bereits seit Jahren eindeutig für die Tunnel-Lösung und machte dies erst vor Kurzem wieder deutlich. „Das Rückgrat einer Verkehrswende ist der ÖPNV. Köln braucht eine leistungsfähige U-Bahn, die einer Metropole angemessen ist“, so IHK-Präsidentin Dr. Nicole Grünewald. Die Handwerkskammer hingegen nahm hier bisher eine neutrale Haltung ein und favorisierte keine der beiden Lösungen. Nachdem sich der Vorstand nun erneut mit dem Thema befasst hat, spricht sich die HWK nun ebenfalls, mit Verweis auf einen dadurch verbesserten Verkehrsfluss der oberirdischen Wirtschaftsverkehre, für eine unterirdische Lösung aus.
Oberirdischen Wirtschaftsverkehr entlasten
Hans Peter Wollseifer, Präsident der HWK zu Köln erklärt dazu: „Die seit Langem laufende Diskussion zur Zukunft der Ost-West-Achse verdeutlicht, welche Bedeutung dieses Infrastrukturprojekt für Köln hat. In der von viel Verkehr und Staus geprägten Großstadt Köln bietet sich in der Innenstadt nun die Möglichkeit, den oberirdischen Wirtschaftsverkehr von Warte- und Stauzeiten an den Kreuzungen mit Stadtbahnen zu entlasten und damit den Verkehrsfluss zu verbessern. Diese Chance muss genutzt werden. Durch die Tunnel-Variante auf der Ost-West-Achse kommen Handwerksfahrzeuge künftig mit weniger Stopps und Staus schneller voran – das ist für das Handwerk und seine Kundinnen und Kunden ein deutlicher Mehrwert. Zugleich ist die Tunnel-Lösung ein wichtiger Baustein dafür, dass der innerstädtische ÖPNV in Zukunft störungsfreier funktioniert.“ „Letztlich wird die Tunnel-Lösung auch dazu beitragen, die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt und damit die Attraktivität der Metropole Köln zu steigern“, ist er zudem überzeugt.
Aus Sicht der HWK ist der Bau eines Tunnels auf der Ost-West-Achse trotz höherer Kosten und wahrscheinlich längerer Bauzeit die tragfähigere und zukunftsgerichtete Lösung. Daher müsse jetzt schnell entschieden und entsprechend gebaut werden. Das sieht auch Dr. Nicole Grünwald so: „Das Thema beschäftigt uns jetzt seit Jahrzehnten. Es muss jetzt die Entscheidung für die unterirdische Lösung getroffen werden. Ohne U-Bahn wird es in Köln keine Verkehrswende geben.“
Mülheimer Brücke: Bahnen nehmen Betrieb später auf als geplant
Die für den 7. November 2024 geplante Wiederaufnahme des Betriebes der Stadtbahnen verzögert sich voraussichtlich um rund fünf Monate. Grund ist eine Verzögerung im Bauablauf bei der aktuellen Sanierung der Mülheimer Brücke.
Die Instandsetzungsarbeiten an der rechtsrheinischen Rampe der Mülheimer Brücke mussten unterbrochen werden. Probleme gab es, laut Stadt Köln, beim aus den 1990er-Jahren stammenden Bestands-
trog der Stadtbahn sowie beim an die Strombrücke angrenzenden Ankerpfeiler. Zwar konnten beide Bauteile wie geplant zum Teil abgebrochen werden, jedoch wurde die Bestandsbewehrung in einer anderen Lage als angenommen vorgefunden und wurde beim Abbruch zum Teil beschädigt. Daher mussten nun diese Bereiche neu überdacht und geplant sowie statisch nachberechnet werden.
Das bedeutet für den Stadtbahnbetrieb, dass dieser nicht, wie geplant am 7. November 2024 wieder aufgenommen werden kann. Nun geht die Stadt davon aus, dass die Bahnen bis zum Ende des ersten Quartals wieder fahren können. Den neuen Zeitpunkt stimmen alle Beteiligten untereinander ab. Dementsprechend bleibt der Schienenersatzverkehr bis dahin bestehen.
Weitere Arbeiten wie geplant
Währenddessen gehen die Arbeiten an den drei anderen Teilbauwerken der Brücke wie geplant weiter. So wurde bereits die Fahrbahnplatte im Stadtbahnbereich der Flut- und Strombrücke erneuert. Zudem wurden die Teilbauwerke Deich-, Flut- und Strombrücke mit einer Streckenlänge von 650 Metern planmäßig an die Kölner Verkehrsbetriebe AG übergeben. Die KVB stattet diese Bereiche nun mit Schwellen und Schienen aus.
Im linksrheinischen Brückenvorfeld wurden die Gleisbögen und Kabeltrassen neu aufgebaut. Zudem wurden zwei Weichen und die ersten Schienen platziert. Die weitere Gleisinfrastruktur wird nach und nach aufgebaut. Allerdings können die Oberleitungsarbeiten sowie die Kabelzieharbeiten, zum Beispiel für die Signaltechnik, erst später durchgeführt werden. Dafür ist es erforderlich, dass die gesamte Brücke zur Verfügung steht.
Dass sich die Betonagearbeiten auf der rechtsrheinischen Rampe bis in den Winter hinziehen, birgt witterungsbedingte Risiken. Denn erst nachdem der Beton ausgehärtet ist und die Bauteile abgedichtet sind, kann mit den Folgearbeiten begonnen werden.
Die Stadt Köln und die Kölner Verkehrsbetriebe AG stimmen sich fortlaufend ab, um die Folgen der Verzögerung für die Fahrgäste so gering wie möglich zu halten. Nicht klar ist, ob sich die Verzögerungen bei den Arbeiten an der rechtsrheinischen Rampe auf die geplante Freigabe der seit April gesperrten Mülheimer Brücke zu Ende 2024 auswirken. Eine dementsprechende Prüfung wird dazu Antworten geben. Die gesamte Fertigstellung einschließlich der verkehrsunabhängigen Restarbeiten war für Ende 2027 geplant.
(Monika Eiden)
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 07 / 2024
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