Nur jeder fünfte Mittelständler im Rheinland hat 2016 in die Digitalisierung investiert. Die Ausgaben für die Digitalisierung des Mittelstandes lagen in dieser Region bei etwa 740 Millionen Euro. Dies entspricht nur rund acht Prozent der Neuinvestitionen in Bauten und Anlagen (rund 8,9 Milliarden Euro). Die Werte basierten auf Berechnungen der HypoVereinsbank auf Basis einer deutschlandweiten KfW-Analyse.
Das Rheinland hat „großen Handlungs- und Investitionsbedarf“
Nach Meinung der HypoVereinsbank sollten die rund 210.000 Mittelständler im Rheinland intensiver und breiter in die Digitalisierung investieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit im digitalen Zeitalter zu stärken. „Wir sehen beim Thema Digitalisierung des Mittelstandes im Rheinland noch großen Handlungs- und Investitionsbedarf“. Dies sagt Tino Franzen, Leiter des Firmenkundengeschäfts der HypoVereinsbank im Rheinland weiter. „Die Gespräche mit unseren Kunden zeigen, dass viele Mittelständler in der Region aktuell nicht nur zu wenig, sondern auch zu einseitig in IT investieren.“, so Franzen weiter.
Viele Firmen haben geringen Digitalisierungsgrad
Die Einschätzung Franzens stützt eine Studie der KfW. Der Studie zufolge konzentrieren sich die Unternehmen bei entsprechenden Vorhaben aktuell vor allem auf die reine Erneuerung von IT-Strukturen. Die Digitalisierung des Mittelstandes stecke noch in den Kinderschuhen. Hier gehe Potenzial verloren, denn die Digitalisierung biete „die Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität sowie ihr Wachstum insgesamt zu stärken“. Dadurch könnten neue Geschäftsmodelle, Produkte, Services oder Absatzmärkte kreiert und erschlossen werden. Die bereits etablierten Unternehmen würden einen erhöhten Handlungsdruck durch neue Marktteilnehmer und Firmen mit höherem Digitalisierungsgrad erfahren.
Chance der Digitalisierung des Mittelstandes wird nicht genug genutzt
Eine weitere aktuelle Studie der HypoVereinsbank und der TU München zur digitalen Transformation ergab, „dass zwei Drittel der Unternehmen mit ihren Vorhaben nur schrittweise und langsam vorgehen und dabei disruptive Veränderungen scheuen“. Doch wären diese in vielen Bereichen erforderlich, damit Geschäftsmodelle weiterentwickelt, Prozesse und Produktion digitalisiert und neue Geschäftsfelder erschlossen werden können.
Die Studien zeigen zwar, dass fast die Hälfte der Unternehmen im Rheinland Branchen angehört, die auch in diesem Bereich als recht fortschrittlich gelten. Doch hätten auch hier viele Unternehmen ihr Potenzial noch nicht voll ausgeschöpft. Unternehmen aus den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Finanz- und Versicherungswesen oder der Handel seien schon gut aufgestellt. Doch über die Hälfte der Firmen kämen aus Branchen, die im Vergleich eher hinten liegen, wie die HypoVereinsbank ermittelte. „Vor allem im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, im Gesundheitswesen oder in der Logistik gibt es im Rheinland viele Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung des Mittelstandes noch wenig nutzen“, erklärt Tino Franzen.
Fremdfinanzierung erforderlich, um im Wettbewerb bestehen zu können
Die Beobachtungen der HypoVereinsbank zeigen auf, dass mittelständische Unternehmen bei der Finanzierung bislang vor allem auf Rücklagen und laufende Einnahmen setzen. Diese Beobachtungen decken sich mit den Studienergebnissen des Instituts für Mittelstandsforschung. Demnach stammen zu 77 Prozent der Investitionsmittel aus laufenden Einnahmen. Die Nutzung von Bankkrediten spielt mit vier Prozent bislang keine große Rolle. „Um im digitalen Wettbewerb bestehen zu können und den damit steigenden Investitionsbedarf zu decken, sind darüber hinaus zunehmend Fremdfinanzierungen wie klassische Bank- sowie Förderkredite und Finanzierung über den Kapitalmarkt notwendig“, sagt Franzen.