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Junge Beschäftigte länger krank

Atemwegserkrankungen sorgen für Rekord-Arbeitsausfall, Coronafehlzeiten weiter rückläufig

by Redaktion

Das Berliner IGES Institut wertete rund 2,2 Millionen Daten von erwerbstätigen Versicherten der DAK aus und erstellte so für das erste Quartal 2023 die Fehlzeiten-Analyse. Dabei stellte sich heraus, dass in keinem anderen Quartal vorher so viele Arbeitnehmer krankgeschrieben waren wie von Januar bis März 2023.

Auffällig ist, dass viele jüngere Beschäftigte mindestens einmal krankgeschrieben waren. Bei den erwerbstätigen Frauen zwischen 20 und 25 Jahren war rund die Hälfte betroffen. Und auch bei den gleichaltrigen Männern legten ungewöhnlich viele eine Krankschreibung vor, hier waren es 44 Prozent. Insgesamt über alle Altersgruppen stieg der Krankenstand im ersten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozentpunkte auf 5,9 Prozent.

Die deutliche Zunahme bei den jüngeren Arbeitnehmern wie auch die allgemeine Zunahme ist auf Atemwegserkrankungen wie beispielsweise Erkältungen und Bronchitis zurückzuführen. Ausfälle, die auf Corona-Erkrankungen zurückzuführen sind, gingen hingegen um 60 Prozent zurück. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass Atemwegserkrankungen in den ersten drei Monaten des Jahres je 100 Versicherte 137 Fehltage verursachten. Dies sind 53 Tage oder 63 Prozent mehr als im ersten Quartal 2022 und entspricht einem Rekord-Ausfall.

Nachholeffekte bei Infekten und Immunisierungen

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) erklärt dies mit einer Überlagerung verschiedener Effekte: „Einerseits erleben wir ein Nachholen von Infekten und Immunisierungen, die durch die Kontaktbeschränkungen von 2020 bis Anfang 2022 verhindert wurden. Es fiel also einiges an ‚Infekt-Training‘ aus“, so DEGAM-Präsident Professor Dr. Martin Scherer. „Andererseits ist inzwischen auch die Sensibilität dafür gestiegen, dass man mit Infekt potenziell immer andere anstecken kann. So kommen weniger Menschen noch hustend und schniefend an ihren Arbeitsplatz zurück. Generell empfiehlt das Robert Koch-Institut, bei Atemwegsinfekten drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben – und dafür braucht man eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung.“

Dunkelziffer geht zurück

Allerdings hängt der Anstieg nach Sicht der DAK auch mit der elektronischen Meldung der Krankschreibungen (eAU) zusammen. Seit dem 1. Januar 2023 kommen Krankmeldungen automatisch online von den Arztpraxen zu den Krankenkassen und gehen von dort aus auch direkt an die entsprechenden Arbeitgeber. Dass die elektronische eAU eine geringere Dunkelziffer garantiere und einen genaueren Blick auf den Krankenstand erlaube, hatte die DAK-Gesundheit bereits 2022 vorhergesagt. „Durch die neue eAU gehen weniger Kurzmeldungen verloren. Auch dadurch steigen die Zahlen“, erklärt Professor Scherer.

(Monika Eiden)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 04.2023

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  • pexels-polina-tankilevitch-3873188: Foto von Polina Tankilevitch: https://www.pexels.com/de-de/foto/person-frau-medizinisch-liegend-3873188/

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