Klaffende Lücke – Wo die meisten Fachkräfte fehlen

by Redaktion

Wenn vier von zehn offenen Stellen nicht besetzt werden, dann hat das Konsequenzen. Zwar ist die Wirtschaft im Moment schwächelnd, doch der Fachkräftemangel fällt dennoch auf. Zum Beispiel einen Handwerkertermin zu bekommen, dauert. Eine IW-Studie, die am 17. Oktober 2024 veröffentlicht wurde, zeigt, wo die meisten Fachkräfte fehlen.

Auch wenn die Fachkräftelücke zuletzt aufgrund der Wirtschaftskrise um fast 13 Prozent zurückgegangen sei, falle es vielen Unternehmen schwer, passend qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 seien vier von zehn Stellen offengeblieben, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). In ganz Deutschland seien es mehr als 530.000 qualifizierte Arbeitskräfte zu wenig. Die meisten Fachkräfte würden derzeit in der Kinderbetreuung und -erziehung fehlen. Zuletzt seien dort mehr als 21.000 offene Stellen unbesetzt geblieben. Hinzu komme, dass bundesweit etwa 300.000 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren fehlen würden. Die Konsequenz: Viele Eltern müssten ihre Kinder selbst betreuen und daher ihre Arbeitszeit reduzieren. Auch in den Elektro- und Handwerksberufen sei die Fachkräftelücke groß. In der Bauelektrik würden mehr als 18.000 Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung fehlen, was viele Bauvorhaben verschieben würde. Auch im Maschinenbau werde trotz geringerer Auftragslage dringend nach Personal gesucht. Am Ende würden in der elektrischen Betriebstechnik fast 14.000 Fachkräfte fehlen, in der Maschinenbau- und Betriebstechnik seien es mehr als 12.500. Der Fachkräftemangel habe im Jahr 2022 mit 630.000 nicht besetzbaren offenen Stellen seinen bisherigen Höchststand erreicht. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und den damit verbundenen Unsicherheiten und steigenden Energiekosten für Unternehmen sei die Fachkräftelücke rückläufig. Konjunkturell bedingt sei die Zahl offener Stellen im Jahresdurchschnitt bis Mitte 2024 um 4,2 Prozent zurückgegangen, während die Zahl an Arbeitslosen um 8,9 Prozent angestiegen sei. Dennoch sei die Fachkräftesituation weiterhin sehr angespannt und vielen Unternehmen falle die Stellenbesetzung schwer. Besonders angespannt sei sie tatsächlich schon seit vielen Jahren in Gesundheits- und Sozialberufen, Elektroberufen sowie handwerklichen Berufen. Auf die zehn Berufe mit den größten Fachkräftelücken würden knapp 30 Prozent der gesamten Fachkräftelücke fallen.

Die Politik könne nun einerseits Beschäftigte ohne berufliche Qualifikation aus- und weiterbilden und andererseits Anreize schaffen, damit ältere Beschäftigte über das Renteneintrittsalter hinaus arbeiten. Auch Fachkräfte aus dem Ausland sind eine gute Möglichkeit. Olaf Scholz war letztens dazu in Indien, auch um den Fachkräftezustrom von qualifizierten Arbeitskräften von dort zu sichern. „Das neu aufgelegte Fachkräfteeinwanderungsgesetz bietet gute Wege. Diese Chance muss jetzt genutzt werden“, sagt IW-Ökonom Jurek Tiedemann. „Zudem muss die Politik dringend die bürokratischen Hürden bei der Visavergabe und der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen reduzieren.“ Für Helfer ohne berufliche Qualifikation übersteige das Arbeitsangebot die Nachfrage deutlich. Durch passende Teilqualifizierungen könnten sie schrittweise zu Fachkräften ausgebildet werden. Besonderes Augenmerk solle dabei auf junge Leute gelegt werden, die noch den Großteil ihrer beruflichen Karriere vor sich haben. Im Jahr 2022 hatten in Deutschland 2,86 Millionen junge Erwachsene unter 35 Jahren oder 19,1 Prozent keine Berufsausbildung abgeschlossen (laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bildungsbericht von 2024). Ihre Zahl sei in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Zudem könnten laut IW Eltern durch eine umfassendere Kinderbetreuung mehr arbeiten. Was aber wiederum ein Problem sei, wenn der Fachkräftemangel bei Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen nicht reduziert werden könne. W

(Karoline Sielski)

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