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Kölner Konjunktur im Abwärtstrend

Die Unternehmen der IHK sehen eine Verschlechterung der Konjunktur, die Handwerkskonjunktur zeigt sich dagegen robust

by Redaktion

Laut einer aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Köln hat sich die Lage der Unternehmen in Köln sowie der Region massiv verschlechtert. Geopolitische Risiken, hohe Energiepreise, gedämpfte Nachfrage, bürokratische Belastungen sowie der Arbeits- und Fachkräftemangel sind die Hauptgründe. Während im letzten Jahr vor allem der Mangel an Energie die Erwartungen bremste, machen sich in diesem Jahr auch die Risiken und Belastungen bemerkbar. Dies zeigt auch der Konjunkturklimaindex, der von 109,6 Punkten auf 88,7 Punkte gesunken ist.

Laut Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln, sei der Frust über die immer größeren Belastungen und die Unzufriedenheit mit der aktuellen Wirtschaftspolitik bei den Unternehmen in Köln und der Region entsprechend hoch. „Die Wirtschaft braucht dringend verlässliche Aussagen zum Ausbau der erneuerbaren Energien, spürbare Entlastungen und verbesserte Standortbedingungen, um wieder Vertrauen zu gewinnen. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft ist bereits jetzt stark gefährdet und unsere starke Industrieregion, auf der unser Wohlstand beruht, wird abgehängt. Deshalb darf die Politik keine weitere wertvolle Zeit verlieren. Die Lage ist dramatisch und unsere bisher immer resiliente Wirtschaft wird sich nicht mehr lange vertrösten lassen!“, erklärt sie.

Verschlechterung der Lage über alle Branchen hinweg

Bei der Konjunkturumfrage, die im September im gesamten Bezirk der IHK Köln unter Beteiligung von rund 750 Unternehmen stattfand, stellte sich heraus, dass die schlechte Lage aktuell alle Branchen betrifft, insbesondere jedoch die Industrie sowie den Handel. Der Handel leidet besonders unter der schwachen Konsumlaune, während die Industrie von hohen Energiepreisen und der schwachen Inlandsnachfrage getroffen wird. Aber auch das Baugewerbe steht aufgrund steigender Zinsen unter Druck. Lediglich die Dienstleistungsunternehmen, wie beispielsweise die Informationswirtschaft, sind derzeit noch etwas widerstandsfähiger.

Im gesamten IHK-Bezirk bewerten nur noch rund 25 Prozent der Unternehmen die Geschäftslage als gut. Bei der vorherigen Umfrage waren dies noch 30 Prozent. Ebenfalls 25 Prozent bewerten die Lage als schlecht und die Hälfte als befriedigend. Auch in der Stadt Köln hat sich die Geschäftslage im Herbst 2023 deutlich verschlechtert. Hier bewerten nur noch 28 Prozent (vorher 34 Prozent) die Lage als gut und 25 Prozent (vorher 10 Prozent) als schlecht.

Erwartungen erneut deutlich gesunken

Nachdem die Geschäftserwartungen bereits im Herbst 2022 drastisch eingebrochen sind, sanken die Erwartungen in diesem Herbst erneut. In etwa jedes dritte Unternehmen geht davon aus, dass sich die Lage weiter verschlechtern wird, und nur 12 Prozent rechnen mit einer Verbesserung. Rund ein Drittel geht von einer unveränderten Wirtschaftslage aus. In Köln erwarten knapp ein Drittel der Unternehmen eine Verschlechterung und nur 11 Prozent erwarten eine positive Entwicklung. Die negativen Erwartungen der Unternehmen machen sich auch in den Investitionsabsichten bemerkbar. Zudem erschweren steigende Zinsen und ein alles in allem schwieriges wirtschaftliches Umfeld weitere Investitionen. Und energieintensive Unternehmen werden von hohen Energiekosten davon abgeschreckt, in der Region zu investieren. Der Investitionsindikator liegt daher auch mit -3,2 Punkten knapp im negativen Bereich. In Köln liegen die Investitionen noch, im Saldo betrachtet, im leicht positiven Bereich. Hier plant ein Drittel der Unternehmen eine Ausweitung seines Investitionsvolumens gegenüber 29 Prozent, die eine Verringerung planen.

Beschäftigungspläne leicht verschlechtert

Die Pläne der Unternehmen, was die Beschäftigung von Mitarbeitern angeht, haben sich ebenfalls leicht verschlechtert. Obwohl immer noch Arbeits- und Fachkräftemangel herrscht, führt die schwache Konjunktur dazu, dass sich die Arbeitgeber am Arbeitsmarkt zurückhalten. Wobei nicht immer eindeutig ist, ob die wirtschaftliche Lage für die Zurückhaltung der Unternehmen verantwortlich ist oder ob einfach kein passendes Personal zu finden ist. Jedenfalls gaben 57 Prozent der Befragten an, Arbeitsplätze nicht längerfristig besetzen zu können.

In Köln bewerten Unternehmen die Beschäftigungsaussichten ebenfalls als minimal negativ. Hier möchten 21 Prozent Arbeitsplätze abbauen gegenüber 20 Prozent der Unternehmen, die zusätzliche Stellen schaffen möchten. 62 Prozent geben als Hauptrisiken für die Beschäftigungspläne den Fachkräftemangel an. 53 Prozent sehen die Inlandsnachfrage als Hauptrisiko und 49 Prozent die Energiepreise. Knapp 50 Prozent der befragten Unternehmen sehen zudem die steigenden Arbeitskosten als Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung an, ebenso wie die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

Handwerkskammer Köln bewertet Handwerkskonjunktur robust

Während die Unternehmen der IHK durchweg eine Verschlechterung der Konjunktur sehen, zeigt sich die Handwerkskonjunktur im Handwerkskammer-Bezirk Köln im Herbst 2023 nach wie vor robust. Allerdings haben auch hier die Unternehmen eher negative Geschäftserwartungen. Dies zeigen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der HWK, die bis Ende September durchgeführt wurde. An der Umfrage nahmen rund 920 Handwerksbetriebe teil. „Wie schon in der Frühjahresumfrage überwiegt der Anteil der Betriebe mit einer guten oder befriedigenden Geschäftslage. Dies bestätigt die optimistischen Erwartungen vor einem halben Jahr. Dennoch machen sich die Auswirkungen der Rezession, der hohen Inflation und hoher Bauzinsen in Form eines Auftragsrückgangs bemerkbar“, so Garrelt Duin, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, zur aktuellen Situation im regionalen Handwerk.

Trotzdem beurteilen rund 42 Prozent der Betriebe ihre derzeitige Geschäftslage als gut, während lediglich 15 Prozent ihre Lage als schlecht beurteilen. 42 Prozent sind mit ihrer aktuellen Lage zufrieden. Allerdings muss man feststellen, dass die guten Bewertungen im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen haben. Die befriedigenden und die schlechten Angaben zur aktuellen Lage nehmen dagegen zu. „Das Bauhauptgewerbe ist infolge hoher Bauzins- und Materialkosten von einer Auftragszurückhaltung und stornierung betroffen, was sich in sinkenden Auftragsbeständen widerspiegelt. Gleichzeitig verharrt die Inflation weiterhin auf hohem Niveau, was zu einer Kaufzurückhaltung der Kundschaft führt“, erläutert Duin.

Bisher stabile Umsatzentwicklung bei insgesamt rückläufiger Tendenz

Die derzeit noch zufriedenstellende Bilanz zeigt sich auch, wenn man einen Blick auf die Umsatzentwicklung wirft. Die Betriebe melden hier, über alle Gewerke hinweg, eine stabile Entwicklung. Bei genauerer Betrachtung zeigt sich hier aber, dass das Kraftfahrzeug- und das Lebensmittelgewerbe in der Tendenz zwar zulegen, das Bauhauptgewerbe und die Handwerke des gewerblichen Bedarfs sich jedoch rückläufig entwickeln. Insgesamt ist der Auftragsbestand im letzten Halbjahr rückläufig. So melden rund 38 Prozent der Unternehmen einen sinkenden und lediglich 26 Prozent der Betriebe einen steigenden Auftragsbestand.

Die Kostensteigerungen sowie die hohen Energiepreise führen weiterhin zu steigenden Verkaufspreisen. Dabei geben 55 Prozent der Unternehmen die höheren Kosten an die Kunden weiter. 37 Prozent halten ihre Preise konstant und 8 Prozent müssen sie sogar senken. Durch die hohen Agrarrohstoffpreise und Energiekosten sehen sich 72 Prozent des Lebensmittelhandwerks dazu gezwungen, die Preise zu erhöhen. Im Gesundheitsgewerbe sowie dem Bauhauptgewerbe müssen jeweils 51 Prozent ihre Preise erhöhen. Was die Beschäftigungspläne angeht, geben die befragten Betriebe durchschnittlich gut 1,9 unbesetzte Arbeitsplätze an. Im Vorjahr waren noch 2,2 Stellen unbesetzt.

Verhaltener Blick der Handwerksbetriebe in die Zukunft

Die Geschäftserwartungen haben sich aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Situation eingetrübt. So rechnen lediglich 15 Prozent der befragten Betriebe mit einer verbesserten Geschäftslage. 56 Prozent gehen von einer unveränderten Lage aus und 30 Prozent erwarten eine Verschlechterung. Insbesondere rechnen 37 Prozent der Betriebe mit einem deutlichen Rückgang der Nachfrage und damit einem Auftragsrückgang. Insgesamt erwarten die teilnehmenden Betriebe einen Rückgang der Umsätze und rückläufige Beschäftigungszahlen.

(Monika Eiden)

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 08.2023 

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