Wer im Digitalzeitalter effizient und zudem zielgruppengenau werben will, muss gleich auf ein Bündel von Maßnahmen im Bereich Marketing setzen. „Das Feld der Kommunikation hat sich komplett verändert. Ohne digitale Tools und Ads geht gar nichts mehr“, weiß Judith Dobner. Die gebürtige Kölnerin ist seit 2019 alleinige Geschäftsführerin der Counterpart Group mit Sitz im Belgischen Viertel. Hier entwickelt ein rund 40-köpfiges Kreativteam zum Beispiel große Werbekampagnen für verschiedenste kölsche Player, wie NetCologne, Früh Kölsch oder Köttgen Hörakustik, aber auch für Unternehmen aus ganz Deutschland. Im Interview mit DIE WIRTSCHAFT blickt die Kommunikationsexpertin u. a. zurück auf 30 Jahre erfolgreiche Markenkommunikation.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Ob auf Plakatwänden, Bussen oder Bahnen – Ihre Agentur setzt auf regionale Motive und prägt damit seit vielen Jahren das Kölner Stadtbild. Dabei waren die Anfänge vor 30 Jahren alles andere als kölsch, oder?[/box]
Judith Dobner: Ursprünglich waren wir vor allem international aufgestellt. Wir hatten zum Beispiel eine Vielzahl an britischen Kunden. Man kann sogar sagen: Die ersten zehn Jahre verliefen ziemlich unkölsch. Das hat sich in den Folgejahren geändert. Mittlerweile sind wir rund um den Dom bestens aufgestellt. Etwa die Hälfte unserer Kunden stammt aus Nordrhein-Westfalen, alles darüber hinaus sind nach wie vor internationale Kunden.
30 Jahre Counterpart Group
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Die Agentur besteht bereits 30 Jahre – was ist von der Gründungsidee übrig geblieben?[/box]
Judith Dobner: Unsere DNA ist bis heute dieselbe geblieben. Die Agentur wurde 1991 von Michael Maasmeier mit dem Anspruch gegründet, alle On- und Offline-Kommunikationsleistungen mit einer strategischen, medienübergreifenden Beratung zu verknüpfen. Für unsere Kunden sind wir ein kompetenter und kreativer Sparringspartner, eben ein echter Counterpart – immer mit dem Blick auf den „Return on Investment“. Unser großes Plus ist dabei unsere medienneutrale Denke. Wir sind an kein Profitcenter gebunden. So können wir sehr individuell und zielorientiert agieren.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Was hat sich im Laufe der Jahre an der Art der Kommunikation verändert?[/box]
Judith Dobner: Durch die Digitalisierung ist unser Job viel komplexer und schnelllebiger geworden. Wir nutzen heute digitale Tools, um unsere Maßnahmen messbar zu machen. Es sind neue Berufsbilder entstanden, wie der Social Media Manager. Wir arbeiten täglich mehrdimensional. Fax und Telefon reichen schon lange nicht mehr aus. Es kommen immer neue Kanäle sowie Dienste der Kommunikation hinzu: E-Mail, Messenger-Dienste und neuerdings auch Video-Tools, wie Zoom oder Microsoft Teams. Ich persönlich empfinde das als Herausforderung, bei diesem permanenten Digital Overload gesund zu bleiben. Privat setze ich weitgehend auf Digital Detoxing, das heißt, wenn ich abends nach Hause komme, möchte ich kein Telefonat mehr führen.
Künstliche Intelligenz kann menschliche Kreativität nicht ersetzen
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Wie stehen Sie zu künstlicher Intelligenz?[/box]
Judith Dobner: Finde ich toll. Aber machen wir uns nichts vor: KI kann in meinen Augen niemals die Kreativität eines Menschen ersetzen.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Inwieweit gilt das „Höher, schneller, weiter“-Prinzip für das Team bei Counterpart? [/box]
Judith Dobner: Wir sind von anfangs drei auf rund 40 Kolleginnen und Kollegen angewachsen. Mehr wollen wir zum jetzigen Zeitpunkt auch gar nicht sein. Durch ein Zuviel kann die Nähe zum Kunden schnell verloren gehen. Unseren familiären Charakter haben wir trotz Wachstum immer im Blick behalten. Unsere Kunden sind zum Großteil ähnlich gestrickt. Es sind viele Familienbetriebe dabei. Das Prinzip „Höher, schneller, weiter“ hat für uns ganz klar seine Grenzen. Wir springen daher auch nicht auf jeden Zug auf. Einer unserer Leitsprüche lautet: Substanz schlägt Hype.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Wie haben Sie wirtschaftlich das vergangene Pandemiejahr 2020 erlebt?[/box]
Judith Dobner: Das Jahr 2020 war geprägt von immensen Struktur- und Wandlungsprozessen. Wie befinden uns noch immer im Remote-Modus. Das hat bisher gut funktioniert. Wir mussten niemanden in Kurzarbeit schicken, es gab keine Entlassungen. Unser Jahresabschluss war trotz aller Umstände sehr ordentlich. Ich würde sagen: Es war nicht unser Lieblingsjahr. Wir sind alle ein bisschen geschlaucht und wünschen uns endlich mal wieder ein gemeinsames Mittagessen.
Marketingpläne der Unternehmen umgebaut
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Viele Branchen mussten wegen Corona enorme Einbußen hinnehmen. Wieso setzen die Unternehmen weiter auf Werbung?[/box]
Judith Dobner: Krise hin oder her – es bringt ja nichts, die Hände in den Schoß zu legen. Die Kunden haben schnell erkannt, dass es irgendwie weitergehen muss, nur anders. So haben wir viele Marketingpläne der Situation entsprechend umgebaut. Das hat funktioniert.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Ist es eigentlich leichter, in der Domstadt Werbung zu machen als anderswo in Deutschland oder im Ausland?[/box]
Judith Dobner: Wir haben hier viele Themen, die ziehen: den Karneval, wenn er denn stattfinden kann, den Dom, die kölsche Sproch. Zudem die kölsche Lebensart an sich. Aber es muss auch immer zum Produkt und zur Zielgruppe passen. Ich halte gar nichts von gestelzten kölschen Slogans. Das wirkt eher konstruiert als kreativ.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Wie digital ist denn Ihre Kölner Klientel aufgestellt?[/box]
Judith Dobner: Das ist in Köln nicht anders als in anderen Städten. Wir erleben die volle Bandbreite: Die einen arbeiten noch mit Karteikarten, während andere die Arbeitsabläufe bis zur Unterschrift digitalisiert haben.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Hat Corona der Digitalisierung einen Schub nach vorn verschafft?[/box]
Judith Dobner: Auf jeden Fall hat die Pandemie einige Prozesse beschleunigt und das hatte auch viel Gutes.
Ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen in der Agentur
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Sie sind seit 2019 alleinige Geschäftsführerin. Mussten Sie als Frau härter für Ihre Karriere arbeiten als Ihre männlichen Kollegen?[/box]
Judith Dobner: Ich gebe zu, dass ich schon lustige Situationen erlebt habe, die mich zum Schmunzeln angeregt haben. Aber ganz grundsätzlich muss ich sagen, dass ich das große Glück hatte, beruflich als Frau niemals benachteiligt zu werden. Weder bei Counterpart noch bei einer der Agenturen davor. Auch wenn die Chefs immer Männer waren, habe ich vor allem Support und Rückendeckung erfahren. Und bei uns ist das Verhältnis von Männern und Frauen bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr ausgewogen – auch in den Führungspositionen. Darauf legen wir großen Wert.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Welche Pläne haben Sie kurz- und langfristig?[/box]
Judith Dobner: Wir haben uns in den vergangenen 30 Jahren immer wieder gewandelt, angepasst und dynamisch weiterentwickelt. Das möchten wir uns erhalten als eine Art roter Faden. Ein sehr nahes Ziel ist die Gestaltung neuer Arbeitswelten. Die Digitalisierung schreitet voran und wir haben eine Pandemie, von der wir nicht wissen, wann sie vorbei ist. Ich sehe es als große Herausforderung, trotz des momentanen Remote-Modus unseren familiären Charakter und damit auch die Nähe zu unseren Kunden beizubehalten. Langfristig wollen wir alle Arbeitsplätze erhalten und zudem unsere Kunden, wie gewohnt, zeitgemäß kreativ, evidenzbasiert und zielgerichtet beraten.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““] DIE WIRTSCHAFT: Abgesehen von den Folgen für die Agentur – was bewegt Sie im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie am meisten?[/box]
Judith Dobner: Mich bewegt die Destabilisierung Europas. Und ich mache mir große Sorgen um den Bildungsgap in Deutschland. Wir hinken in Sachen Bildung seit Jahren hinterher. Das macht Home-Schooling nicht besser.
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Über Counterpart
Die Counterpart Group mit Sitz in Köln wurde 1991 von Michael Maasmeier gegründet und beschäftigt derzeit 42 Mitarbeiter. Als Werbe- und Marketing-Vollsortimenter vereint die Agentur die Bereiche Branding, Digital, Content und Social Media Marketing sowie Public Relations unter einem Dach.
Auf den mittlerweile 30-jährigen Erfahrungsreichtum der Kommunikationsagentur aus der Domstadt vertrauen nationale und internationale Kunden aus den verschiedensten Bereichen, wie Handel, Lifestyle, Kind und Jugend, Food und Beverages, Home und Living sowie Technik.
Weitere Infos unter: www.counterpart.de[/box]
Bildquellen
- 30 Jahre Agentur-Geschichte, dokumentiert auf einer Zeittafel im Eingangsbereich. Credit: Jennifer Fey: Credit: Jennifer Fey
- Die Werbeagentur Counterpart, mit Sitz im Belgischen Viertel in Köln, feiert ihr 30-jähriges Bestehen. Credit: Jennifer Fey: Credit: Jennifer Fey
- Judith Dobner, die Geschäftsführerin von Counterpart, ist gebürtige Kölnerin. Credit: Jennifer Fey: Credit: Jennifer Fey