Er ist einer der bedeutendsten deutschen Tech-Enthusiasten, ist erfolgreich als innovativer Gründer und Investor und erreicht mit der VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ (DHDL) ein Millionenpublikum. In seiner Autobiografie „Startup-DNA. Hinfallen, aufstehen, die Welt verändern“, die seit Ende August auf dem Markt ist, lässt Frank Thelen seine Leser einen Blick in seine ganz eigene DNA werfen, die vor allem davon getragen ist, ein besseres Verständnis fürs Gründen in Köln bzw. Deutschland zu schaffen.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Sie sind einer der Hauptakteure zur Prime-Time im deutschen Fernsehen – für viele ist allein das schon ein echtes Lebensziel. Für Sie jedoch ist es eine von vielen Stationen. Welche waren für Sie die wichtigsten?[/box]
Frank Thelen: Das kann ich so konkret gar nicht sagen, jede war zu ihrer Zeit wichtig und hat mich geprägt. Ganz grundlegend habe ich aber sicher durch meine Skateboard-Zeit gelernt, dass es wichtig ist, ein Ziel hartnäckig zu verfolgen und nach dem Hinfallen immer wieder aufzustehen und weiterzumachen. Ohne diese Erkenntnis hätte ich die Zeit nach der Insolvenz meines ersten Startups sicher nicht so gut überstanden und wäre nicht so weit gekommen.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Auf welche Momente Ihres Lebens blicken Sie als die tragischsten zurück?[/box]
Frank Thelen: Hier fallen mir zwei ein: Zunächst, als ich zusammen mit meinem damaligen Geschäftspartner Severin den Mitarbeitern unserer twisd AG mitteilen musste, dass wir nun Insolvenz anmelden müssen. Hier wurden nicht nur meine, sondern auch die Träume vieler junger engagierter Menschen zerstört.
Der zweite tragische Moment hängt eng damit zusammen. Ich hatte mich von unserer Hausbank überreden lassen, für die Kredite der twisd zu bürgen. Als die Bank mich dann als Bürgen in Anspruch nehmen wollte, musste ich mit Mitte 20 meinem Vater beichten, dass ich einen so hohen Schuldenberg angehäuft hatte, dass ich selbst mithilfe meiner Familie nicht einmal die Zinsen bedienen konnte. Ich stand vor dem Nichts. Meine Eltern, die alles für mich getan hatten, so zu enttäuschen, das war wirklich bitter.
Das Skateboardfahren lehrte Gründer Frank Thelen, immer wieder aufzustehen
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Aber ein bisschen haben Sie ja doch richtig gemacht, sonst stünden Sie nicht da, wo Sie sind. Was war Ihre Motivation?[/box]
Frank Thelen: Wie gesagt, das Skateboardfahren hat mich gelehrt, dass man immer wieder aufstehen muss. Und so habe ich dann mit der Bank einen Vergleich gefunden und konnte mich mit Erfolg auf mein nächstes Unternehmen konzentrieren.
Meine Überzeugung ist, dass man zu 80 Prozent selbst seines Glückes Schmied ist und dass das meiste erlernbar ist. Damit meine ich nicht unbedingt die Schule, mit der ich mich selbst schwergetan habe. Das, was wirklich wichtig ist, habe ich außerhalb von ihr im echten Leben gelernt. Und auch die Fachhochschule habe ich schnell verlassen, da die Lerninhalte einfach nicht auf der Höhe der Zeit waren.
Schulen und Universitäten drohen, den Anschluss zu verlieren
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Keine guten Aussichten für unser aktuelles Schulsystem …[/box]
Frank Thelen: Ja, das ist ein echtes Problem! Unsere Welt verändert und entwickelt sich gerade so schnell, dass Schulen sowie Universitäten damit kaum Schritt halten können. Wenn man sich Informatikräume an Gymnasien ansieht, stehen dort oft noch Röhrenmonitore, während die Schüler natürlich die neuesten Smartphones haben – die können den Unterricht gar nicht ernst nehmen. Hier herrscht dringender Handlungsbedarf und wir müssen Wege finden, wie Bildungseinrichtungen wieder den Anschluss kriegen können.
Vieles findet heute außerhalb des klassischen Bildungssystems statt. Wer sich mit Blockchain, KI sowie Big Data auskennt, muss gar nicht mehr den Weg über die Uni gehen, sondern kann direkt bei den großen IT-Unternehmen anfangen oder sein eigenes Unternehmen gründen. Im Gegenzug sind viele andere schon abgehängt, wenn sie mit Schule oder Ausbildung fertig sind. Das müssen wir ändern!
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Sie meinen es ernst. Heute unterstützen Sie junge Gründer und das Format „Höhle der Löwen“ macht Lust aufs Gründen. Was bringen Sie persönlich ein – außer Kapital natürlich?[/box]
Frank Thelen: Natürlich profitieren die Gründer auch von unserem Geld. Viel mehr aber von unserem Netzwerk, unseren Erfahrungen und von der Zeit, die wir in sie und ihre Unternehmen stecken. Viele der Fehler, die man in der Frühphase eines Unternehmens machen kann, habe ich selbst schon gemacht und kann so andere davor bewahren. Außerdem ist uns wichtig, dass wir die Startups untereinander vernetzen, sodass sie sich gegenseitig bei Fragen und Problemen helfen können.
So sprechen wir bei unseren Beteiligungen im Lebensmittelbereich wie Ankerkraut oder Lizza auch ganz bewusst von der „Food-Family“. All das sind Dinge, die man mit Geld nicht kaufen kann. Wir bei Freigeist fühlen uns immer mehr als Co-Founder anstatt als Investoren.
[box type=“shadow“ align=““ class=““ width=““]DIE WIRTSCHAFT: Was – außer Ihrer Arbeit – ist Ihnen im Leben noch wichtig?[/box]
Frank Thelen: Ich würde lügen, wenn ich nicht zugeben würde, dass mir Erfolg wichtig ist. Und natürlich nimmt meine Arbeit auch einen großen Teil meines Lebens ein. Zu gründen und Gründer zu begleiten ist meine Passion. Das Fundament, das all das möglich macht, ist aber meine Frau. Sie bringt Ruhe und Ordnung in mein Leben und gibt mir Kraft. Durch sie habe ich einen Ausgleich zu dem hektischen, unkontrollierbaren Startup-Leben.
[box type=“info“ align=““ class=““ width=““]Zur Person: Seit 1994 gründet und leitet Frank Thelen technologie- und design-getriebene Unternehmen. Als Gründer und CEO von Freigeist Capital konzentriert er sich auf Frühphasen Investitionen wie Lilium Aviation, Wunderlist, myTaxi, KaufDA bzw. Little Lunch. Seine Erfolgsbilanz erstreckt sich nun bereits schon über zwei Jahrzehnte.
Seine Produkte haben über 200 Millionen Kunden in mehr als 60 Landern erreicht und erhielten zahlreiche Auszeichnungen, wie etwa den „Innovate 4 Society Award“, der ihm von Angela Merkel überreicht wurde. Seit 2014 ist er „Löwe“ in der Prime-Time-Fernsehserie „Shark Tank“ von Sony Pictures, die in Deutschland auf VOX als „Die Höhle der Löwen“ ausgestrahlt wird.
Weitere Infos unter: https://frank.io[/box]