Nach wie vor sind die Sorgen um das Ausbleiben des Fachkräftenachwuchses besonders im Handwerk groß. Ein Ansatz zur Fachkräftesicherung, den sich die Handwerkskammer auch für Nordrhein-Westfalen wünscht, ist das Konzept der „Praktikumsprämie“, welches in Sachsen-Anhalt praktiziert wird. In Zusammenarbeit zwischen Wirtschaftsministerium und der Handwerkskammer zeigt das Konzept dort bereits Wirkung.
Bereits seit zwei Jahren haben Schüler in Sachsen-Anhalt die Möglichkeit, eine Praktikumsprämie zu beantragen. Voraussetzung dafür ist, dass sie in den Ferien ein Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolvieren. 120 Euro pro Woche erhält der Schüler vom Land Sachsen-Anhalt für die Arbeit im Betrieb. Weitere Voraussetzungen sind: Die Schüler einer Sekundar-, Gesamt-, Gemeinschafts- oder Förderschule oder eines Gymnasiums müssen mindestens 15 Jahre alt sein. Zudem müssen sie ihren Wohnsitz in Sachsen-Anhalt haben und mindestens eine Woche in einem handwerklichen Betrieb arbeiten.
Maximal vier Wochen Praktikum
Pro Jahr kann dabei jeder Schüler eine Prämie für maximal vier Wochen beantragen. Das gilt unabhängig davon, ob sie in ein und demselben Betrieb oder in verschiedenen Firmen Erfahrungen sammeln. Den Antrag können die Jugendlichen bzw. die Erziehungsberechtigten über die Handwerkskammer Halle (Saale) stellen.
„Die Praktikumsprämie wird bei den Schülern immer beliebter. Dank der Förderung durch das Land Sachsen-Anhalt probieren sich junge Menschen in ihrer Freizeit im Handwerk aus. Das ist eine optimale Berufsorientierung“, so Thomas Keindorf, Präsident der Handwerkskammer Halle. Und der Erfolg rechtfertigt das Konzept. So absolvierten Schüler im Jahr 2021 insgesamt 394 Praktika. Im Jahr 2022 waren bereits 468 Schüler, die sich in einem Handwerksberuf ausprobierten. Davon entschlossen sich rund ein Viertel dazu, den Beruf zu ergreifen davon rund zwei Drittel erhielten sogar im gleichen Betrieb eine Anstellung als Auszubildender.
Prämie soll Jugendlichen Handwerk näherbringen
Für den Präsidenten der Handwerkskammer zu Köln, Hans Peter Wollseifer, könnte das Konzept der Praktikumsprämie eine Blaupause für Nordrhein-Westfalen sein. Er spricht sich deutlich dafür aus, dieses auf hiesige Handwerksbetriebe zu übertragen: „Sachsen-Anhalt hat es vorgemacht. Wir setzen uns für die Umsetzung der Prämie in unserer Region ein. Die Zahlen zeigen, dass das Konzept aufgeht. Fast jedem vierten Praktikum im Kammerbezirk Halle folgte im Jahr 2022 ein Berufsausbildungsvertrag. Davon beinahe zwei Drittel im gleichen Betrieb. Wenn wir jungen Leuten Handwerk näherbringen wollen, müssen wir sie in die Betriebe holen. Jeder Praktikumsplatz hat das Potenzial, junge Menschen von einer Berufsausbildung im Handwerk zu überzeugen.“
(Monika Eiden)
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