Die Vermutung liegt nahe, dass die aktive Vermögensverwaltung bei der Vermehrung des eigenen Reichtums eine zentrale Rolle spielt und einen Mehrwert bietet. Professionelle Verwalter verfolgen bei der Geldanlage ein bestimmtes Renditeziel oder das Ziel, einen Vergleichsindex zu schlagen. Dafür kaufen sie Aktien, von denen sie glauben, dass sie unterbewertet sind. Diese sollen gewinnbringend verkauft werden, sobald sie als überteuert gelten. Die Verwalter wählen Aktien auf Basis von Vergangenheitswerten, aber auch Prognosen aus. Auch wird versucht, passende Kauf- und Verkaufszeitpunkte zu finden. Dem Anleger bleibt oft verborgen, dass dies zu höheren Risiken führt. Hohe Renditeeinbußen können die Folge sein. Hinzu kommt, dass durch häufigen Wertpapierhandel hohe Handelskosten entstehen, die der Anleger trägt. Gebühren für die Betreuung zwischen 0,8 und 1,7 Prozent pro Jahr netto sind hinzuzurechnen.
Geldanlagen im Wettbewerb
Der Informationsdienst Fuchsbriefe lässt seit einigen Jahren mit dem Partner Dr. Richter/IQF Vermögensverwalter gegeneinander antreten. Vorgabe ist immer ein definierter Zeitrahmen mit einem realen Kundenauftrag. Dies kann z. B. eine Renditeerwartung mit einer vorgegebenen Verlusttoleranz und einem bestimmten Liquiditätsanspruch sein. Es gewinnt, wer die beste Performance bei der Geldanlage erzielt.
Ein Beispiel: Privatanleger, Betrag: 1.500.000 Euro, Rendite-Vorgabe: Erhalt der Kaufkraft am Ende der Laufzeit einschließlich aller Kosten (1,2 % p. a.) und Abgeltungssteuer, Risiko-Vorgabe: möglichst „stressarme“ Anlage. Maximal erträglicher Verlust vom jeweiligen Höchststand gemessen: 20 Prozent, Liquiditätsvorgabe: Entnahme von 3.000 Euro pro Vierteljahr, Beginn: 1. Juli 2011, Ende: 30. Juni 2016, Teilnehmer per 1.7.2011: 71 Banken und Verwalter.*
Während der Beste bei der aktiven Vermögensverwaltung einen Zuwachs von 1,29 Prozent bei einem Endstand von 1.931.773,81 Euro und einem maximalen Verlust von 17 Prozent erzielt hat, schaffte der Letzte einen Endstand von 1.443.844,20 Euro, also einen Zuwachs von 0,96 Prozent bei einem maximalen Verlust von 16 Prozent. Dies ist ernüchternd, da ein wissenschaftlich basiertes Marktportfolio mit weltweiter Streuung und Faktorprämien das Ergebnis des Besten ohne großen Aufwand geschlagen hätte.
Die Alternative bei der aktiven Vermögensverwaltung
Da Renditen bei der Geldanlage nicht vorhersehbar sind, liegt der Fokus auf den Kosten eines Investments. Getreu der Kaufmannsregel „Der Gewinn liegt im Einkauf“ sollten diese so gering wie möglich sein. Auf Prognosen, selektive Aktienauswahl und „richtige“ Kauf- bzw. Verkaufszeitpunkte verzichtet man. Grundlage stellt die einschlägige Kapitalmarktforschung – insbesondere die Effizienzmarkthypothese – dar. Diese besagt, dass alle Erwartungen und Informationen im Wertpapierpreis enthalten sind und die beste Annäherung an den Eigenwert darstellen. Überrenditen sind möglich, jedoch nur nach dem Zufallsprinzip und nicht konstant.
Daher versucht man, bestimmte Anlageklassen möglichst breit abzubilden, um Renditen dort abzuschöpfen, wo sie auftreten. Die Strategien werden nach der Höhe der zu erwartenden Renditen gewichtet, wie z. B. dem Größen-, Preis-, Momentum- oder Profitabilitätsfaktor. Häufiges Handeln wird mit der Buy-and-hold-Strategie vermieden, um Kosten und Steuern bei der Geldanlage niedrig zu halten. Das Portfolio wird in regelmäßigen Abständen in die Ausgangszusammensetzung geführt, damit es stets zum Risikoprofil des Anlegers passt.
Das Fazit
Betrachtet man nur das auf Anhieb Sichtbare einer Geldanlage, dann kann das Verborgene im schlimmsten Fall ein großes Loch in den Endwert reißen, so wie der Eisberg in den Rumpf der Titanic. Aktives Management beinhaltet mehr Risiken und Kosten als auf den ersten Blick erkennbar. Mit einer relativ einfachen Strategie und Tiefblick kann man diese auf ein Mindestmaß reduzieren.
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Gastautor: Stefan Kemmler,
Geschäftsführer und Honorarberater der RHEINPLAN GmbH aus Köln