In Deutschland fehlen über eine halbe Million Fachkräfte. Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) zeigt, dass man junge Fachkräfte auch mithilfe von Social Media suchen sollte.
2024 blieben rund 69.400 Ausbildungsstellen unbesetzt, während zugleich knapp 70.400 Bewerber keinen Ausbildungsplatz fanden. Darunter verblieben 31.000 ohne Alternative zu einer Berufsausbildung (Bundesagentur für Arbeit, 2024). Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) unterstützt kleine und mittlere Unternehmen im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) dabei, Fachkräfte zu finden, zu binden und zu qualifizieren. Eine im Januar 2025 veröffentlichte Studie des KOFA zielt auf die Fachkräftegewinnung junger Leute über die Social-Media-Kanäle ab. Denn dort bekomme man heute die nötige Aufmerksamkeit. Während die Präsenz von Unternehmen auf Instagram, LinkedIn und Xing zum Suchverhalten von Jugendlichen mit besserem Schulabschluss passe, bestehe für Unternehmen insbesondere bei der Nutzung von YouTube und WhatsApp noch viel Potenzial – bei denen mit niedrigem und mittlerem Schulabschluss. Die von Unternehmen stark genutzte Plattform Facebook spiele für Jugendliche eine untergeordnete Rolle. Dennoch könnte fast ein Drittel der Haupt- und Realschüler über diese Plattform erreicht werden. Zudem könne sich Facebook für Unternehmen lohnen, um Eltern zu erreichen, die für die Berufsorientierung von Jugendlichen eine entscheidende Rolle spielen.
Vor allem Jugendliche mit mittlerem und niedrigem Schulabschluss gehen bei der Ausbildungsplatzsuche leer aus, wobei Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss auch die größte Gruppe unter den Ausbildungsbewerbern bilden würden. Zugleich bleiben Ausbildungsplätze, die lediglich einen Hauptschul- oder mittleren Abschluss voraussetzen, am häufigsten unbesetzt. Das hat verschiedene Gründe, wie Passungsprobleme bei der Region, bei dem nicht angebotenen Wunschberuf oder dem nicht reichenden Schulabschluss. Es gibt aber auch Ausbildungsplätze, von denen die potenziellen Bewerber gar nichts wissen. Laut der KOFA-Studie könne man dies über die Ansprache in Social-Media-Kanälen effektiv ändern. Besonders wichtig seien für Jugendliche Online-Stellenanzeigen und die Vermittlungsangebote der Bundesagentur für Arbeit. An dritter Stelle stünden schon Social-Media-Kanäle. Die direkte Ansprache von Jugendlichen mit Haupt- und Realschulabschluss biete besonders großes Potenzial, denn es zeigt sich, dass Haupt- und Realschüler anders suchen als Abiturienten: Haupt- und Realschüler würden neben Online-Stellenanzeigen besonders analoge Formate nutzen, wie Schwarze Bretter oder Zeitungen. In den sozialen Medien würden sie vorwiegend Instagram, WhatsApp und YouTube nutzen. Schaue man auf alle Abschlüsse, so gelte: Fast neun von zehn Jugendlichen suchen online nach Ausbildungsplätzen, aber nur weniger als drei Viertel der Unternehmen schreiben ihre Stellen online aus. Jugendliche mit höherem Schulabschluss suchen dabei stärker über digitale Formate. Die Nutzung von Social-Media-Kanälen für die Ausbildungsplatzsuche steige mit höherem Schulabschluss. Großunternehmen werben bereits häufig online. Die Studie besagt, KMU würden alle Formate bis auf analoge Stellenausschreibungen seltener als Großunternehmen nutzen, also auch die digitalen. Mit Blick auf die Branchen steche das verarbeitende Gewerbe hervor, in dem die Unternehmen seltener Social Media nutzen würden und, im Vergleich zu wirtschaftsnahen Diensten, auch seltener auf Influencer-Kampagnen und Corporate Influencer setzen würden. Somit würden KMU und Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes besonders viel Nachsteuerungsbedarf aufweisen, um möglichst viele Jugendliche zu erreichen. Um erfolgreicher im Wettbewerb um Auszubildende zu sein, sollten KMU ihre Strategien gezielt an die Bedürfnisse der Zielgruppe anpassen. Das KOFA stellt umfangreiche Materialien zu Social-Media-Strategien, Ausbildungsmarketing und weiteren relevanten Themen bereit.
(Karoline Sielski)
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