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Frauen in Führungspositionen

Unternehmen setzen zunehmend auf Diversität – vor allem in Köln

by Redaktion

Laut einer Statistik des Statista Research Department aus dem März 2023 liegt der deutschlandweite Anteil von Frauen in Führungspositionen bei rund 24 Prozent. Frauen sind demnach noch immer stark unterrepräsentiert. Nicht nur der Bund, auch die Stadt Köln geht dieses Problem zunehmend auf politischer Ebene an.

Mit dem 1. Gesetz für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst wurden im März 2015 die Weichen für ein Thema gestellt, von dem man meinen müsste, dass es in einer demokratischen Republik im 21. Jahrhundert eigentlich gar nicht mehr debattiert werden müsste. Doch die Tatsache, dass vor allem in Führungspositionen Frauen noch immer die Ausnahme sind, unterstreicht die Dringlichkeit. Nach ersten Erfolgen des am 1. Januar 2016 in Kraft getretenen Gesetzes wurde mit dem Zweiten Führungspositionen Gesetz am 12. August 2021 darauf aufgebaut. Es sieht unter anderem vor, dass Unternehmen begründen müssen, warum sie sich das Ziel setzen, keine Frauen in den Vorstand zu berufen.

Gleichstellung auf städtischer Ebene

Während der Bund dieses Thema verhältnismäßig spät aufgriff, wurden auf städtischer Ebene bereits früher entsprechende Wege eingeleitet: Anfang der 1980er-Jahre richtete die Stadt Köln eine Frauen-Gleichstellungsstelle ein, aus der inzwischen das Amt für Gleichstellung von Frauen und Männern wurde. Laut Oberbürgermeisterin Henriette Reker sei Gleichstellung so lange ein aktuelles Thema, solange es noch immer Chancen-Ungleichheiten und Gerechtigkeitslücken zwischen den Geschlechtern gäbe: „Obwohl bereits viele Fortschritte erzielt wurden, gibt es auch heute noch geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Bezahlung und dem Zugang zu Bildung und Karrieremöglichkeiten. Zudem sind Frauen weiterhin viel zu oft von Diskriminierung und Gewalt betroffen. Daher ist es mir als Oberbürgermeisterin ein großes Anliegen, weiterhin für die Gleichstellung einzutreten, um ein gerechteres Köln zu schaffen“, so Reker.

Der Grundstein dafür liegt in der Frauenförderung im Unternehmen Stadt Köln. Bereits vor dem Inkrafttreten des Landesgleichstellungsgesetzes gab es Förderpläne für Frauen, ab 2001 Frauenförderpläne und ab 2019 den ersten Gleichstellungsplan mit konkreten Zielen und Maßnahmen. Die Stadt Köln hat für die erfolgreiche Gleichstellungsarbeit zum vierten Mal das „Total E-Quality“-Prädikat mit dem Zusatz „Diversity“ erhalten und wurde weiterhin zum zweiten Mal mit dem „Gender Award“ ausgezeichnet. Mit der Auszeichnung ehrt die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros und Gleichstellungsstellen (BAG) in Kooperation mit dem Familienministerium „kreative und erfolgreiche Frauen- und Gleichstellungspolitik in Kommunen“. Um nicht nur innerhalb der städtischen Verwaltung das Thema weiterzubringen, sondern in der gesamten Stadt, wurde 2016 das Bündnis „Mit Frauen in Führung“ gegründet, dessen Ziel es ist, Potenziale von Frauen zu fördern und den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen. Zu den 15 Mitgliedern des Bündnisses zählen neben der Stadt Köln auch Unternehmen wie die Kliniken Köln, der WDR, Eurowings, die REWE Group oder NetCologne.

Care-Arbeit als zentrale Herausforderung

Laut Prof. Dr. Maren Urner von der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln gäbe es Gleichberechtigung bisher vor allem auf dem Papier, was ein riesiger Schritt nach vorn sei, da sich so Frauen und Männer darauf berufen können. Doch gerade, wenn es um die Anerkennung von Care-Arbeit und dem damit verbundenen Mental Load gehe, sieht die Neurowissenschaftlerin noch viel Luft nach oben. Mit dieser Meinung steht sie nicht allein da.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker sieht ebenfalls großen Aufholbedarf beim Thema Care-Arbeit, denn diese sei in der Regel unbezahlt und würde zum Großteil von Frauen getragen. Einen Lösungsansatz dafür sieht sie in einer erweiterten Elternzeit für den zweiten Elternteil sowie in expliziter Unterstützung von Vätern zur Übernahme von Sorgearbeit. Auf städtischer Ebene werden diese Themen im Rahmen des Väternetzwerkes stadtväter bereits aufgegriffen.

Auch Kathrin Möller, Vorständin GAG Immobilien AG, sieht in dieser Hinsicht Aufholbedarf: „Wir brauchen insbesondere im Familienkontext die Bereitschaft, partnerschaftlich die berufliche Entwicklung von Mann und Frau zu fördern, und dafür müssen die erforderlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vorhanden sein.“

Erste positive Veränderungen

Ob sich etwas verbessert oder verschlechtert hat, zeigt sich oft erst in Relation zu einem Zeitpunkt, mit dem man es vergleichen kann. In Bezug auf Gleichberechtigung kann man so gesehen durchaus von einer Verbesserung sprechen, wenn man ein paar Jahrzehnte zurückblickt. Damals gab es weder entsprechende Gesetzesgrundlagen, noch stellte es für den Großteil der Bevölkerung überhaupt eine Option dar, dass Frauen einen ähnlichen beruflichen Werdegang einschlagen könnten wie Männer. Während es früher noch die klassische Hausfrauenrolle gab, haben heutzutage – rein vom Bildungsaspekt her – Männer und Frauen per se erst mal dieselbe Ausgangsposition. Daher geht Beatrice Bülter von der Kölner Grün Stiftung davon aus, dass sowohl bei der Berufswahl als auch bei Bewerbungen alle gleichberechtigt sein werden. Eine Meinung, die auch Kim Bauer, Geschäftsführerin von Netempire Software, teilt: „Geschlechterklischees bei der Berufswahl scheinen sich aufzulösen, in puncto Ausbildung stehen Frauen und Männer gleichwertig da, in Entscheidungsprozessen bringen sich Frauen gleichbedeutend ein.“

Dass sich dies allmählich auch in Führungspositionen zeigt, dafür setzt sich unter anderem der eingetragene Verein Frauen in die Aufsichtsräte ein. Er wurde bereits zehn Jahre vor dem ersten Gesetzesbeschluss zu diesem Thema in Berlin gegründet: „Als Mitglied dieses Vereins sehe ich einen intensiven Austausch und zunehmend mehr Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten“, berichtet Mariska Hoffmann, Geschäftsführende Gesellschafterin der On Air TV Productions. Auch sie beobachte in ihrem Umfeld immer mehr Frauen, die selbstbewusst ihren Weg gehen.

Mit dem eigenen Unternehmen beispielhaft vorangehen

Um einen Wandel zu bewirken, sollte man sich jedoch nicht auf entsprechende politische Gesetze verlassen. Letztendlich liegt es in der Verantwortung eines jeden Unternehmens, hier Veränderungen einzuleiten und voranzutreiben. Bei der Wilhelm Rasch GmbH ist es beispielsweise so, dass das Unternehmen tarifgebunden vergütet. Hier werden die Mitarbeiter gemäß der Stellenbeschreibung und ihren jeweiligen Qualifikationen gruppiert; Unterschiede hinsichtlich des Geschlechts werden nicht gemacht. Auch die Stadt Köln nimmt hier wieder eine Vorreiterrolle ein. Laut des aktuellen Gleichstellungsplans verteilt sich das Stammpersonal zu 62,8 Prozent auf Frauen, von denen sich aktuell bereits über 50 Prozent in Führungspositionen befinden.

Insgesamt sieht es bei Kölner Unternehmen verhältnismäßig gut aus, was das Thema Frauen in Führungspositionen anbelangt. Laut einer im Juli 2023 veröffentlichten Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen stellt Köln den Spitzenreiter unter den in NRW untersuchten Städten dar. Demnach gäbe es immerhin einen Frauenanteil von 22 Prozent in Führungsetagen. Die Studie legte ihren Blick auf Unternehmen, an denen die öffentliche Hand beteiligt sei.

Jana Leckel

Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05.2023

Bildquellen

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