Sie bleiben meist nicht lange in einem Unternehmen, müssen sich schnell einarbeiten und haben oftmals die Funktion von „Feuerwehrleuten. Sogenannte Interim-Manager treiben Change-Prozesse voran, managen kurzfristig Projekte oder besetzen vakante Managementposten auf Zeit. Der Bedarf nach Interim-Managern steigt vor allem im Mittelstand. Alles Wissenswerte und aktuelle Zahlen zu dem gefragten Berufsbild finden Sie hier in unserem Artikel.
Mehr als 9.000 Führungskräfte auf Zeit in Deutschland
Der zunehmende Bedarf nach Übergangsführungskräften ist vor allem auf eine beschleunigte Arbeitswelt zurückzuführen. Schnelle Abläufe machen schnelle Entscheidungen notwendig – vor allem, wenn es in einem Unternehmen bereits „brennt“. Während der Besetzungsprozess für langfristig angestellte Manager Monate dauern kann, sind Übergangsmanager sofort verfügbar. Dementsprechend müssen sie vor allem eine Eigenschaft mitbringen: Flexibilität.
Die blanken Zahlen verdeutlichen den steigenden Bedarf: Über 9.000 Stellen gibt es laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Führungskräfte auf Zeit in Deutschland. Noch vor fünf Jahren zählte man lediglich 6.200 Interim-Manager. Inzwischen sind sogar spezialisierte Vermittlungsplattformen entstanden, wo Manager selbst Profile anlegen und sich bewerben können. Unternehmen haben damit einen Pool passender Kandidaten.
Als Interim-Manager ist viel Berufserfahrung notwendig
Das Berufsbild des Interim-Manager ist geprägt von berufserfahrenen Allroundern: „Blutjunge Hochschulabsolventen findet man unter ihnen sehr selten“, heißt es in einem Beitrag von Deutschlandfunk. Gute Chancen haben vor allem erfahrene Führungskräfte, die bereits mehrere Jahre in leitenden Positionen und in unterschiedlichen Branchen tätig waren. Dafür winken sehr hohe Tagessätze – Gehälter über 1.000 Euro pro Tag sind keine Seltenheit.
Das liegt auch daran, dass nicht nur die Fähigkeiten und die Erfahrung von Übergangschefs für Unternehmen sehr wertvoll sind: Auch der nüchterne, unvoreingenommene Blick von außen auf interne, womöglich festgefahrene Prozesse und Strukturen ist wichtig – insbesondere, wenn sich die Firma gerade im Umbruch befindet und der neue Weg noch nicht gefunden ist.
Chefs auf Zeit schätzen die Freiheit
Die Tätigkeit als Interim-Manager hat einige Vorteile. „Man hat sehr viele Freiheiten“, sagt Interim-Manager Tasso Enzweiler der FAZ, „man kann unverblümt sagen, was zu tun ist“. Hinzu kommt, dass man in aller Regel nur zwischen 6 und 18 Monaten in einem Unternehmen arbeitet, bevor es zum nächsten Projekt geht. Das befreit auch von etwaigen Zwängen, die eine Karriere in einem einzelnen Unternehmen oftmals mit sich bringen würde. Dementsprechend können Entscheidungen unabhängig von Vorgeschichten getroffen werden – gerade in komplizierten Situationen macht es das allen Beteiligten leichter.
Als Führungskraft auf Zeit muss man allerdings damit leben können, mitunter schwierige Sanierungsentscheidungen treffen zu müssen: „Natürlich braucht man die harten Sanierer – allerdings eher selten in wirtschaftlichen Boomzeiten wie in den vergangenen Jahren“, zitiert die FAZ Enzweiler. Die Kehrseite der vielen Freiheiten ist außerdem, dass man viel reisen muss und wochentags oft nicht am privaten Wohnsitz und bei der Familie sein kann.
Ausblick: Digitalisierung wird Nachfrage nach Interim-Management verstärken
Die Dachgesellschaft Deutsches Interim Management e. V. (DDIM) rechnet für 2019 mit höheren Honorarsätzen: Die Tagessätze sollen von durchschnittlich 1.142 Euro auf 1.175 Euro steigen. Außerdem soll die Anzahl der Übergangsmanager in diesem Jahr erstmals die 10.000er-Marke knacken. Vor allem werden Führungskräfte auf Zeit für Digitalisierungsprozesse benötigt.