Liquidität sichern

Forderungsausfälle wirksam verhindern

by Diana Pohl
Herr Hansen

René Hansen ist Geschäftsführer der Hansen Forderungsmanagement GmbH & Co. KG mit Sitz in Köln. Seit 2011 unterstützt sein Unternehmen Kunden verschiedenster Branchen dabei, Forderungsausfälle zu minimieren und ihre Liquidität zu sichern. René Hansen bringt langjährige Erfahrung im Forderungsmanagement mit und ist Experte für praxisnahe Lösungen.

Im Gespräch mit DIE WIRTSCHAFT erläutert er, wie sich die aktuelle wirtschaftliche Lage auf das Forderungsmanagement auswirkt und welche Ansätze Unternehmen verfolgen können, um auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten handlungsfähig zu bleiben.

DIE WIRTSCHAFT: Herr Hansen, wie hat sich die wirtschaftliche Lage in den letzten Monaten auf das Forderungsmanagement ausgewirkt?

René Hansen: Die wirtschaftliche Lage bleibt herausfordernd und das wirkt sich auch auf das Forderungsmanagement aus. Viele Unternehmen spüren die Auswirkungen steigender Energie- und Rohstoffpreise, Inflation und Probleme in den Lieferketten deutlich. Das führt dazu, dass sie ihre Zahlungsfähigkeit noch genauer beobachten müssen. Wir sehen, dass die Zahlungsziele länger werden und gleichzeitig die Zahl der Zahlungsausfälle zunimmt, das macht das Forderungsmanagement anspruchsvoller. Deshalb wächst der Druck für Unternehmen, ihre Liquidität frühzeitig zu sichern und Forderungen konsequent einzutreiben.

DIE WIRTSCHAFT: Welche neuen Herausforderungen sehen Sie für Unternehmen im Umgang mit offenen Forderungen?

René Hansen: Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen sehen wir vor allem strengere rechtliche und regulatorische Vorgaben, die Unternehmen vor neue Aufgaben stellen. Gleichzeitig verändern Digitalisierung und neue Zahlungsmethoden die Art, wie Forderungen gemanagt werden müssen. Die Kunst ist, Forderungen konsequent durchzusetzen und dabei trotzdem die Kundenbeziehung zu pflegen. Zudem bringt die Internationalisierung vieler Unternehmen zunehmend grenzüberschreitende Forderungen mit sich, die oft aufwändigere und speziellere Bearbeitung erfordern.

DIE WIRTSCHAFT: Welche Strategien und Instrumente sind Ihrer Meinung nach aktuell am effektivsten, um Forderungsausfälle zu minimieren?

René Hansen: Am Besten ist es, Forderungsausfälle von Anfang an zu verhindern. Dazu gehören eine sorgfältige Bonitätsprüfung vor Vertragsabschluss und klare Zahlungsvereinbarungen. Ein frühzeitiges Mahnwesen, idealerweise unterstützt durch automatisierte Abläufe, hilft, offene Forderungen schnell zu erkennen und zeitnah zu bearbeiten. Genauso wichtig ist eine persönliche und offene Kommunikation mit den Schuldnern, um gemeinsam Lösungen zu finden, bevor es zu Ausfällen kommt.

DIE WIRTSCHAFT: Wie wichtig ist dabei die Digitalisierung, und welche Rolle spielen moderne Technologien?

René Hansen: Die Digitalisierung spielt im Forderungsmanagement eine immer größere Rolle. Automatisierte Mahnsysteme zum Beispiel sorgen dafür, dass keine offene Forderung übersehen wird. Auch KI-gestützte Analysen helfen dabei, potenzielle Zahlungsausfälle frühzeitig zu erkennen. Über digitale Kanäle lässt sich zudem individuell und direkt mit Schuldnern kommunizieren, was die Erfolgschancen deutlich erhöht.

DIE WIRTSCHAFT: Gibt es häufige Fehler, die Unternehmen im Forderungsmanagement machen?

René Hansen: Ja, ein häufiger Fehler ist insbesondere, zu lange zu warten, bevor man aktiv wird. Wenn Forderungen erst spät bearbeitet werden, sinken die Chancen auf eine erfolgreiche Beitreibung deutlich. Häufig sehen wir in diesem Zusammenhang auch schlecht koordinierte Fristen. Ein weiteres Problem sind standardisierte Mahnschreiben ohne Berücksichtigung der individuellen Situation des Schuldners. Diese Schreiben wirken oft unpersönlich und können die Kundenbeziehung belasten. Oft fehlen zudem klare interne Prozesse und Zuständigkeiten, was zu Verzögerungen führt. Aus meiner Erfahrung ist es wichtig, frühzeitig ein strukturiertes Mahnwesen einzuführen und auf persönliche Kommunikation zu setzen. Gerade bei komplexen Fällen kann auch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern dabei helfen, Fehler zu vermeiden und die Erfolgsquote zu erhöhen.

DIE WIRTSCHAFT: Wie können Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen ihre Liquidität sichern?

René Hansen: Um die Liquidität zu sichern, sind ein konsequentes Forderungsmanagement und eine vorausschauende Liquiditätsplanung entscheidend. Unternehmen sollten ihre offenen Forderungen genau im Blick behalten, Risiken frühzeitig erkennen und aktiv steuern. Flexible Zahlungsvereinbarungen, wie etwa Ratenzahlungen, können dabei helfen, Zahlungsausfälle zu reduzieren.

Darüber hinaus ist es sinnvoll, alternative Finanzierungsquellen zu prüfen, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken. Besonders wichtig ist eine offene und regelmäßige Kommunikation mit den Kunden. So lassen sich Zahlungsschwierigkeiten oft früh erkennen und gemeinsam pragmatische Lösungen finden, bevor es zu größeren Problemen kommt.

DIE WIRTSCHAFT: Welche Entwicklungen sehen Sie in der Zukunft des Forderungsmanagements?

René Hansen: Wir erwarten eine stärkere Integration von KI und Automatisierung, die es ermöglicht, Daten noch präziser auszuwerten und individuelle Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Gleichzeitig wird der persönliche Kontakt trotz Digitalisierung an Bedeutung gewinnen, um Schuldner zur Kooperation zu bewegen. Auch regulatorische Veränderungen werden Einfluss haben, sodass Compliance und Datenschutz weiterhin große Themen bleiben.

DIE WIRTSCHAFT: Wie wichtig ist die individuelle Kommunikation mit Schuldnern?

René Hansen: Die individuelle Kommunikation mit Schuldnern ist heute wichtiger denn je. Standardisierte Mahnprozesse schaffen zwar Effizienz, können aber nicht auf die verschiedenen Hintergründe und Schwierigkeiten einzelner Fälle eingehen. Wer die Situation des Schuldners versteht und flexibel auf dessen Möglichkeiten eingeht, erhöht deutlich die Chance, die Forderung erfolgreich einzutreiben.

In der Praxis zeigt sich, dass gerade bei komplexeren Fällen der persönliche Austausch den Unterschied macht, sei es, um eine Ratenzahlung zu vereinbaren oder Missverständnisse auszuräumen.

DIE WIRTSCHAFT: Wie reagieren Sie auf die zunehmende Komplexität bei grenzüberschreitenden Forderungen?

René Hansen: Grenzüberschreitende Forderungen bringen oft besondere Herausforderungen mit sich, etwa unterschiedliche Rechtsvorschriften oder kulturelle Unterschiede, die man kennen muss. Deshalb arbeiten wir beispielsweise eng mit erfahrenen Partnern im Ausland zusammen. Wichtig ist auch hier eine offene und transparente Kommunikation mit den Schuldnern, um Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam schnell zu einer Lösung zu kommen.

Bildquellen

  • Herr Hansen: Jennifer Braun

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