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Über den Dächern von Köln

Innovative Ideen für den „öffentlichen Raum“ von Studenten im Master Städtebau NRW

by Redaktion

Kompetenzen bündeln und ein Mehr an Erfahrung einbringen: Auf diesen kurzen Nenner lässt sich der Masterstudiengang Städtebau NRW mit dem Abschlussgrad „Master of Science“ bringen.

Dabei handelt es sich um einen anwendungsorientierten Studiengang, der gemeinsam von der Hochschule Bochum, der FH Dortmund, der TH Köln, der TH Ostwestfalen-Lippe und der Universität Siegen durchgeführt wird. Den Studierenden stehen das Wissen und die Erfahrung von elf Professoren sowie zehn Lehrbeauftragten zur Verfügung. Hochschulstandort ist die TH Köln.

Eines der Projektmodule befasste sich mit dem „öffentlichen Raum“ im Master Städtebau NRW und wird von Prof. Yasemin Utku betreut. Mit Stadtmarketing Köln e. V., das sich immer wieder für eine Verbesserung in vielen Bereichen des Stadtlebens einsetzt, gab es eine enge Zusammenarbeit. Ein Ergebnis der Kooperation war die Schaufensterausstellung der Aktionsreihe „Offensive Platz machen!“, die im Oktober in den ehemaligen Räumen des Juweliers Wempe an der Hohe Straße 66/Ecke Schildergasse präsentiert wurde.

Das Image der Kölner Innenstadt beschränkt sich häufig auf die hochfrequentierten Handelslagen Hohe Straße und Schildergasse. Diese gehören zu den belebtesten Einkaufsstraßen Deutschlands und werden vom Konsum dominiert. In Umfragen wird deutlich, dass die Aufenthaltsqualität immer weniger im Fokus steht und die Innenstadt an Attraktivität verliert. Dies lässt sich an einigen prägnanten Zahlen festmachen: Auf die 113.000 Passanten auf den Fußgängerzonen an einem Samstag kommen lediglich n e u n!!! Bänke. Das Verhältnis von 54 Fast-Food-Läden zu zwei Spielplätzen zeigt, dass es für einzelne Gruppen der Gesellschaft noch gar keine Angebote gibt. Darüber hinaus sind ca. 80 Prozent der Flächen versiegelt.

Die Innenstadt hat weitaus mehr zu bieten

Dass die Innenstadt weitaus mehr zu bieten hat, zeigt das Projekt „Offensive Platz machen!“. Studierende des Masters Städtebau NRW haben sich die Frage gestellt: „Was kann Innenstadt noch?“ und in zwei verschiedenen Konzepten vielfältige Ideen für eine Innenstadt von morgen entwickelt.

Das erste Konzept unter dem Titel „Himmel un Ääd“ zeigt die Problemlagen auf – von denen es in Köln reichlich gibt. Die Innenstadt ist ein Ort der Hektik und Schnelllebigkeit, noch immer steht der Konsum an erster Stelle, ist Shopping die einzige Nutzung. Nach Ladenschluss um 20 Uhr ist die Innenstadt nahezu ausgestorben. Obere Geschosse dienen lediglich als Lager oder stehen sogar leer. Hier besteht viel Potenzial für neue Nutzungen wie Gastronomie oder soziale Angebote.

Den Stärken Kölns kann man stets eine Schwäche gegenüberstellen. Dies lässt den Schluss zu, dass die Stadt über eine gewisse Mittelmäßigkeit nicht hinauskommt. Kölns City ist gut erreichbar, hat aber nur wenige grüne Ecken. Es gibt gut frequentierte Straßen, aber nur ganz wenige Plätze zum Verweilen.

Gewissen Chancen stehen bei der Gestaltung der Zukunft auch Risiken gegenüber. Ein multifunktionales Stadtzentrum könnte einen wachsenden Leerstand nach sich ziehen. Konsum, Freizeit und Erholung an einem Ort treiben den Klimawandel.

„Via Spectacularis“ als Teil des neuen Konzepts

Doch wie kann man der Verödung der Innenstadt entgegenwirken? Neue, erlebbare Ebenen auf einer „Via Spectacularis“ – angelehnt an die langsam Gestalt annehmende „Via Culturalis“ – könnten ein wesentlicher Teil des Konzepts sein. Dahinter steckt die Idee, Dachflächen von großen Kaufhäusern oder Parkhäusern, aber auch sonstige geeignete Dachflächen ganz unterschiedlichen Nutzungen zuzuführen, um neue Aufenthaltsorte wie Sportflächen, Gastronomie und Veranstaltungsorte zu schaffen.

Ebenso können Anbauflächen von Lebensmitteln in Form von Urban Gardening oder Rooftop Farming genutzt werden. Extravagant scheint die Lösung, Dachflächen mit Brücken miteinander zu verbinden, sodass ein Netz entsteht, welches sich in einer späteren Entwicklungsphase weiter Richtung Rhein, Altstadt-Süd und des Neumarkt-Viertels ausbreiten soll. Die Erschließung der Dachflächen erfolgt über neue Erschließungstürme; durch die Geschäfte, aber auch durch die vielen Leerstandsgebäude.

Durch die Umgestaltung der Knotenpunkte Eingang Neumarkt und Schildergasse bildet der Eingang am Neumarkt einen attraktiven städtebaulichen Auftakt. Ebenfalls soll am Eingang der Schildergasse auch die Erschließung der „Via Spectacularis“ über einen Erschließungsraum erfolgen. Und am Knotenpunkt, wo die Schildergasse und die Hohe Straße aufeinandertreffen, soll die stark versiegelte Fläche mit Pflanzkästen und Bäumen bereichert werden, um damit die Innenstadt weiter zu begrünen und gleichzeitig zu entsiegeln.

Nebenräume zu Lebensräumen werden lassen

Unter dem Motto „Von Nebenräumen zu Lebensräumen“ sollen angrenzende Plätze der Hohen Straße wie der „Karl-Küpper-Platz“ und der „Jupp-Schmitz-Platz“ angebunden werden – auch mittels einer visuellen Verbindung, die es so bisher nicht gibt.

KonsumFreiRäume“ nennt sich das zweite Konzept. „KonsumFreiRäume“ ziehen neue Menschen und Funktionen in die Innenstadt: Durch Zwischennutzungen, niederschwellige Möglichkeitsräume und öffentliche kulturelle Veranstaltungen kann sich die Bevölkerung partizipativ in der Stadt einbringen. Unprogrammierte öffentliche Räume können für Menschen auch zu Aufenthalt, Bewegung oder Konsum eigener Lebensmittel und Getränke genutzt werden.

Dies erfordert einen Fokuswechsel: Statt der Betonung zweier Straßenzüge schöpft die Innenstadt ihre Identität aus einem breiten Netzwerk unterschiedlicher Nutzungen und Angebote und bekommt den Charakter eines eigenen Veedels. Die Umsetzung versteht sich als Prozess, der durch zivilgesellschaftliche Akteure initiiert und später durch die Umgestaltung des öffentlichen Raumes durch die Stadt verstetigt wird.

Vier Ebenen für Erholung, Aktivität, Kultur und Austausch

Die vier Ebenen der neuen Innenstadt umfassen dabei folgende Punkte.

  • Punkt 1 die Erholung, die über die Umgestaltung der Plätze in den Rückbereichen zu „grünen Oasen“ als Rückzugsorte vor dem Trubel der Einkaufsstraßen erreicht wird. Eine höhere Aufenthaltsqualität entsteht durch Entsiegelung der bestehenden Straßenräume und Vernetzung der unterschiedlichen Grünräume. Die Schaffung eines neuen zentralen „Innenstadtparks“ durch die Untertunnelung der Nord-Süd-Fahrt vor der Oper ist ein Projekt, von dessen Umsetzung alle Kölner träumen.
  • Hinter Punkt 2 „Aktiv“ steht ein neues Verkehrskreuz, welches es ermöglicht, die Innenstadt einfacher für Fahrradfahrer zu erreichen und die Parallelstraßen ohne Konflikte zu durchfahren. Baulücken und andere Brachflächen bieten Platz für kleine Bolzplätze, Boulderwände, Tischtennisplatten und andere Sportflächen.
  • Punkt 3, die Kultur, steht für Zwischennutzungen für gemeinschaftliche Initiativen/Projekte in leeren Ladenlokalen, die wegen der hohen Fluktuation leer stehen. Sie schafft Möglichkeitsräume in öffentlichen Räumen für gemeinwohlorientierte, zivilgesellschaftliche Projekte wie Gemeinschaftswerkstätten, Gemeinschaftsgärten, Bühnen usw. Kunst und Kultur werden durch öffentliche Ausstellungen und Veranstaltungen auch in den Freiraum gebracht und die bestehenden Institutionen erweitern ihr Programm nach außen.
  • Punkt 4, genannt „Austausch“, soll in Form von Zwischennutzungen niederschwellige und barrierearme Räume für gesellschaftliche Interaktion und Austausch schaffen. Außerdem sollen interaktive Aktionen und Koproduktion der Innenstadt das Interesse der Bevölkerung an der Stadt verstärken.

(Heribert Eiden)

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