Warum Unternehmen „MIT FRAUEN IN FÜHRUNG“ gewinnen

Christine Kronenberg unterstützt mit ihrem Familienunternehmen Frauen und Unternehmen

by Redaktion
Mit Frauen in Führung

Attraktivere Arbeitgebermarken, ESG-Highscores und nachhaltiger Erfolg: Kölner Top-Unternehmen und internationale Konzerne gehen mit Frauen in Führung. Initiiert wurde das in Deutschland einzigartige Bündnis mit dem Titel „Mit Frauen in Führung“ mit heute knapp 20 Unternehmen von Christine Kronenberg, Gender-Expertin und ehemalige städtische Amtsleiterin für Gleichstellung von Frauen und Männern. Zwischenzeitlich berät Christine Kronenberg mit Female Resources ca. 40 Unternehmen zu Gender-Themen. Darunter die REWE-Group, Eurowings und Ströer. Seit Mitte 2024 führt sie das Unternehmen generationsübergreifend gemeinsam mit Sohn Alexander Kronenberg (36) und Sophia Wischeidt (29).

DIE WIRTSCHAFT: Frau Kronenberg, brauchen wir im 3. Jahrtausend immer noch besondere Aktivitäten für Frauen?

Christine Kronenberg: Ja! Wir brauchen sie für Frauen, für Männer und für Unternehmen!

DIE WIRTSCHAFT: Sie haben Female Resources gegründet. Was hat Sie dazu bewogen?

Christine Kronenberg: Kurz: ich habe mein Herzensthema zum Beruf gemacht. Das mag wie eine Weisheit aus dem Poesiealbum klingen – formuliert aber meinen ganz persönlichen Erfolgsschlüssel, denn ich engagiere mich seit mehr als 35 Jahren mit viel Herzblut dafür, dass die Potenziale von Frauen in der Wirtschaft, in Unternehmen oder in der Politik erkannt und stärker genutzt werden, aber auch dafür, dass Frauen eine eigene existenzielle Sicherheit bekommen.
Ich habe für dieses Gespräch mal gerechnet und so mag es vermessen klingen, aber als HR- und Gender-Expertin habe ich in dieser Zeit – direkt oder durch strategische Maßnahmen – mehr als 1.000 Frauen aufzeigen können, was in ihnen steckt, und sie „in höhere Funktionen“ gebracht. Zwischenzeitlich ist wissenschaftlich bewiesen, dass Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen bessere Entscheidungen treffen, dass sie profitabler und für Frauen attraktiver werden.
Innovative Unternehmen haben das erkannt und aus diesen Signalen – und natürlich aus meiner Passion – ist die Idee unseres Bündnisses „Mit Frauen in Führung“ und Female Resources entstanden. Mit Female Resources beraten wir Unternehmen dabei, sich frauenfreundlicher und familienfreundlicher – genderfairer – aufzustellen und damit wirtschaftlich erfolgreicher und nachhaltiger. So weich sich das anhört, so zwingend sind die Gründe.

Starke Frauen = Starke Unternehmen: FEMALE RESOURCES unterstützt mit Herzblut, Humor, starker Expertise und digitalen Lösungen

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DIE WIRTSCHAFT: Was genau ist das Bündnis „Mit Frauen in Führung“?

Christine Kronenberg: „Mit Frauen in Führung“ ist ein starkes einzigartiges Unternehmensnetzwerk mit 18 Konzernen, öffentlichen und mittelständischen Unternehmen aus zehn Branchen. Dahinter stehen ca. 550.000 Mitarbeiter:innen. Ich habe dieses Bündnis mit Unterstützung der Oberbürgermeisterin und der IHK 2016 in Köln initiiert. Gemeinsam im Bündnis wollen wir Unternehmen schaffen, in denen Frauen aufsteigen können und wollen. Das ist unsere Mission.

DIE WIRTSCHAFT: Was meinen Sie mit einzigartig?

Christine Kronenberg: Einzigartig in Deutschland ist, dass so viele Unternehmen mit unterschiedlicher Größe in einem Bündnis zum Gender-Thema zusammenarbeiten und Frauen-, Männer- und Familienthemen datengetrieben und betriebswirtschaftlich untersucht und angegangen werden. Das passiert auf der operativen Ebene. Doch nicht nur das ist einzigartig: Wir haben alle Topfrauen der Bündnisunternehmen zu dem Netzwerk Macherinnen zusammengebracht, dem zwischenzeitlich 100 weibliche Führungskräfte bzw. Entscheiderinnen angehören. Sie agieren als „große Schwestern oder Patinnen“ in den Unternehmen und sollen junge Frauen für Karriere begeistern. In regelmäßigen Treffen erhalten sie von Female Resources wertvollen Wissens- und Erfahrungsaustausch.

DIE WIRTSCHAFT: Was macht eine Mitgliedschaft für Unternehmen interessant? Wie begeistern Sie Unternehmensleitungen?

Christine Kronenberg: Unsere Erwartung an die Unternehmen ist, dass sich die Geschäftsleitung einbringt. Wenn Unternehmen dem Bündnis beitreten, muss sich ein Vorstandsmitglied zu den Grundregeln von „Mit Frauen in Führung“ verpflichten und mindestens einmal jährlich ein ganz persönliches Commitment für mehr Frauen in Führung umsetzen.
Das machen alle: Ulrich Voigt von der Sparkasse KölnBonn, Dr. Claus van der Velden von NetCologne oder Dr. Katrin Vernau vom WDR. Sie sind alle so engagiert dabei, dass für manchen Geschäftsführer das Female-Friendly-Thema ebenfalls zur Herzensangelegenheit geworden ist. Und genau mit diesem Mindset beginnt im Unternehmen das frauenfreundliche oder besser das genderorientierte Zeitalter.

Alexander Kronenberg: Mich hat das Gender-Thema ja auch gepackt!

DIE WIRTSCHAFT: Warum engagiert sich ein junger Mann für das Frauenthema?

Alexander Kronenberg: Weil es mehr als das ist und so viel „Musik“ in diesem Thema steckt: vom gesellschaftlichen Anspruch bis zum wirtschaftlichen Mehrwert, vom unternehmerischen Trend bis zum Werteaspekt. Und weil Männer eine aktive Rolle übernehmen müssen. Davon bin ich fest überzeugt. Und so wollen wir jetzt das, was in Köln gestartet ist, über die Stadtmauern bringen.
Eines unserer größten Vorhaben sind der Ausbau unserer Female-Resources-Angebote in andere Städte, aber auch im DACH-Raum sowie das Angebot auf internationaler Ebene. Auch die Anforderungen von ESG machen nochmals deutlich, wie wichtig es für Unternehmen ist, sich zum Gender-Thema zu engagieren. Gender ist wirklich kein weiches Thema und zahlreiche Studien belegen das.
Eine aktuelle Studie von Russell Reynolds zeigt beispielsweise auf, dass es klüger und wirtschaftlicher ist, wenn Unternehmen weibliche Führungskräfte systematisch über Jahre hinweg aufbauen, statt hohe Positionen über Quereinsteiger:innen zu besetzen. Wie genau Frauen im eigenen Unternehmen Karriere machen und welche Netzwerke, Eigenschaften und Support-Systeme dafür ausschlaggebend sind, beleuchte ich parallel in meiner Doktorarbeit.

Im systemischen Austausch mit den Unternehmen entstehen Lösungen für mehr Chancengleichheit und eine familienfreundliche Arbeitswelt

Im systemischen Austausch mit den Unternehmen entstehen Lösungen für mehr Chancengleichheit und eine familienfreundliche Arbeitswelt

DIE WIRTSCHAFT: Frauen im Unternehmen fördern – damit sind wir zurück beim Bündnis „Mit Frauen in Führung“: Wie stelle ich mir diese Kooperation vor?

Sophia Wischeidt: Es findet ein kontinuierlicher, strategisch fundierter Prozess statt mit dem Ziel, die Unternehmen nach innen und außen für mehr Gleichstellung zu öffnen, zu sensibilisieren und somit erfolgreicher zu machen. Es ist nämlich kein leichter Weg, Frauen „aus der Breite“ an die Spitze zu bringen. Der Prozess ist aufregend, birgt Überraschungen, Spannung, Reibung, und er erhitzt stets die Gemüter – bei jungen und alten Frauen und Männern gleichermaßen.
Deshalb können sich im Unternehmen bei Alleingängen Risiken auftun. Gemeinsam geht das besser und so entwickeln wir mit den Unternehmen im Bündnis über systemischen Austausch, Best Practice Sharing und Vermittlung von Genderexpertise Ideen, Strategien und Maßnahmen, damit sich Unternehmenskulturen nachhaltig durch das Aufbrechen alter Strukturen verändern können. Wir treffen uns hierzu vier- bis fünfmal jährlich in intensiven Workshops mit den Personalleiter:innen und Gender-Beauftragten.

DIE WIRTSCHAFT: Schaffen es die jungen Frauen denn nicht allein? Warum brauchen Unternehmen immer noch besondere Aktivitäten für mehr Gleichstellung?

Sophia Wischeidt: Weil insgesamt die von Männern über Jahrhunderte geschaffenen Systeme geprägt sind von Hierarchien, Hahnenkämpfen, Statussymbolen, Überstunden-Wettrennen oder Anwesenheitskultur. Das ist Tradition und kein Vorwurf. Außerdem hat es viele Jahre funktioniert. Fakt ist aber, dass die Arbeitswelt sich verändert hat und in diesem System Frauen nur schwer an die Spitze gelangen. Daher müssen nicht die Frauen auf die Strukturen getrimmt, sondern die Strukturen und die Unternehmenskultur auf ihre Attraktivität für Frauen überprüft und geändert werden.
Gerade junge Frauen – wie ich – schauen sich bei der Arbeitgeber:innenwahl genau an, wie viele Frauen in Führungspositionen es gibt, und entscheiden sich, wenn auch unbewusst, für oder gegen eine Bewerbung auf eine Stellenausschreibung. Auch hierzu gibt es Studien. Frauen wollen mitwirken, mitgestalten, etwas bewegen. Sie tun es nur auf ihre Art und nicht gerne in alten Systemen. Das sind entscheidende Verhaltensunterschiede, die Führungskräften erklärt werden müssen.
Kurz: Führungskräfte müssen ihre Vorbehalte z. B. gegenüber alten Rollenbildern – ihre Unconscious Bias – auflösen und ihre „Genderkompetenz“ steigern.

DIE WIRTSCHAFT: Sind wir mit „Rollenbildern“ beim Vereinbarkeitsthema?

Sophia Wischeidt: Ja und nein. Genderfair bezieht sich eben nicht nur auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dies würde Kinderlose oder ältere Mitarbeiter:innen – und oft auch die Männer – außen vor lassen. Aber manchmal erleben wir bei traditionell denkenden Unternehmen, dass sie meinen, mit Teilzeitangeboten und einem Label für Vereinbarkeit sei „das Thema durch“, und sie wundern sich, dass nur wenige aus dem Unternehmen „führen“ wollen. Wir denken viel größer.

DIE WIRTSCHAFT: Inwiefern?

Sophia Wischeidt: Wir denken ganzheitlich und ganz konkret:

  • Wie rekrutieren und begeistern wir Frauen für unser Unternehmen?
  • Wie binden wir Frauen langfristig ans Unternehmen?
  • Was brauchen (junge) Frauen und Männer, damit doppelte Karrieren (DUAL CAREER) gelingen?
  • Wie fördern wir Top-Sharing oder Teilzeitführung für Frauen und Männer?
  • Wie wirkt sich Frauen- und Männergesundheit auf unsere Ausfallstatistik oder die Fluktuationsrate aus?
  • Wie sensibilisiere ich männliche Führungskräfte für weibliche Themen?
  • Wie positioniere ich mich zu Tabuthemen wie sexuelle Belästigung oder häusliche Gewalt?
  • Wie rücken wir Frauen ab 50 mit viel Erfahrung und Motivationskraft mehr in den Fokus und nutzen deren Potenziale?
  • Wie vernetzen wir Frauen untereinander, damit sie sich gegenseitig stärken können?
  • Wie vermarkten wir unsere Genderaktivitäten, um uns attraktiver zu machen?

Alexander Kronenberg: Schließlich sind Frauen Kundinnen mit hoher Kaufkraft, die bei Kaufentscheidungen auch Kriterien wie Genderfairness einbeziehen. Frauen kontrollieren oder beeinflussen 70 bis 80 Prozent der Verbraucherausgaben.

DIE WIRTSCHAFT: Wie messen Sie den Erfolg?

Christine Kronenberg: Auf der operativen Ebene entwickelt jedes Bündnisunternehmen ein Gender-Management-Konzept mit Zahlen, Zielen und Maßnahmen. Über die Erfolge wird jährlich im Vorstand berichtet. Das ist eine entscheidende unternehmensinterne Maßnahme, bei der wir unseren Bündnisunternehmen eng beistehen und sie beraten. Auf Bündnisebene bringen wir einmal jährlich alle Agierenden zusammen. Die Vorständ:innen tauschen sich in einer Executive-Runde aus und jede:r Vorständ:in präsentiert die Gender-Erfolge des eigenen Unternehmens. Das erzeugt eine unglaubliche Gruppendynamik.
Es gibt daher kein Wettrennen, aber viele Synergien und Inspirationen, sodass gerade die Geschäftsführungen mit viel Mehrwert und neuen Kontakten nach Hause gehen. Der Genderfair-Status-quo der Unternehmen ist unterschiedlich. Public-Unternehmen sind übrigens weiter als private.

FEMALE RESOURCES beschleunigt den Weg zu geschlechterfairen Unternehmen – für mehr Wettbewerbsfähigkeit

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DIE WIRTSCHAFT: Wofür steht Female Resources heute?

Alexander Kronenberg: Nach aktuellen Erhebungen brauchen Unternehmen noch etwa 30 bis 50 Jahre, um sich größtenteils geschlechterfair aufzustellen. So viel Zeit dürfen die meisten Unternehmen nicht vergehen lassen, wenn sie mittelfristig wettbewerbsfähig bleiben wollen.
Neben den Bündnisunternehmen beraten wir daher auch weitere – zunehmend internationale – Konzerne, um für Frauen und Männer gleichermaßen attraktiv zu sein. Vor der Tatsache, dass etwa 61 Prozent der Bewerberinnen den Anteil der Frauen im Management-Team bei potenziellen Arbeitgeber:innen prüfen, kann kein Unternehmen mehr die Augen verschließen.
Für eine nachhaltige Transformation setzen wir auf bewährte Tools aus der Unternehmensberatung mit messbarem Erfolg. Zudem initiieren wir Gender-Audits, das unternehmensübergreifende Cross Mentoring, und bauen auf ein starkes Netzwerk. Die Unternehmen arbeiten mit uns daran, Unternehmenskulturen und -strukturen zu schaffen, in denen Genderfairness als Erfolgsfaktor wahrgenommen wird. Damit sichern wir langfristigen und nachhaltigen Erfolg und machen unsere Kund:innen zu attraktiven Arbeitgeber:innen und ESG-Highscorern.

DIE WIRTSCHAFT: Ich greife mal zwei Stichworte auf: ESG und Cross Mentoring

Alexander Kronenberg: Ja, seit 2025 heißt es: Aufgepasst. Denn Gleichstellung wird aktuell für Unternehmen mit Blick auf die Umsetzung der ESG-Richtlinie besonders wichtig.
Gender-Aktivitäten zahlen direkt auf die „S“-Faktoren (social) ein, und dabei können wir mit einem breiten Angebot an Maßnahmen unterstützen und den Prozess eng und nachhaltig begleiten.

DIE WIRTSCHAFT: Und was genau ist mit Cross Mentoring gemeint?

Alexander Kronenberg: Die Weitergabe von Wissen und Erfahrungen durch einen Mentor oder eine Mentorin ist bis heute eines der bewährtesten Instrumente der Karriereförderung. Aber es gibt viele Learnings für alle Beteiligten – nicht nur für die Frauen (Mentees), sondern insbesondere auch für die Mentorinnen, Mentoren und die Unternehmen. Wirklich alle profitieren! Wir bieten interne Mentorings für große Unternehmen und unternehmensübergreifende Cross Mentorings an. Bei unseren Cross-Mentoring-Programmen arbeiten immer zwei (Mentor:in und Mentee) aus unterschiedlichen Unternehmen jeweils 15 Monate ganz konkret an der Karriereentwicklung der weiblichen Mentees. Und das sehr erfolgreich. Zusammengenommen haben mehr als 600 Mentees, Mentorinnen und Mentoren das Programm durchlaufen. Insgesamt ist Cross Mentoring unsere Erfolgsstory: Im Schnitt machen acht von zehn Mentees Karrieresprünge.

DIE WIRTSCHAFT: Was ist die Vision von Female Resources?

Alexander Kronenberg: Die Kölner Stadtmauer zu durchbrechen und digitaler zu werden. Unsere Vision ist es, noch mehr Unternehmen aus der Kölner Region, aber auch europaweit Unternehmen zu begeistern, sich schneller geschlechterfair aufzustellen, damit intern Frauen aufsteigen können und wollen.
Mit Frauen in Führung zu gehen heißt, attraktiver und wettbewerbsfähiger zu werden. Wir wollen Unternehmen dabei ganz persönlich mit viel Expertise und Herzblut, mit unseren Toolboxen, aber auch mit unserem digitalen Werkzeugkoffer unterstützen.

(Jana Leckel)

Bildquellen

  • Starke Frauen = Starke Unternehmen: Monika Nonnenmacher
  • Im systemischen Austausch: Monika Nonnenmacher
  • Female Resources Team: Monika Nonnenmacher
  • Mit Frauen in Führung: Monika Nonnenmacher

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