Dass Mentoring-Programme große Chancen im Bereich der Arbeitsmarktförderung bieten, hat das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln früh erkannt. Nach einem Mentoring-Programm für Akademikerinnen mit Behinderung 2017 hat Competentia Region Köln 2020 mit MENTEGRA ein Mentoring-Programm für kleine und mittlere Unternehmen und qualifizierte geflüchtete Frauen ins Leben gerufen das jetzt fortgesetzt werden soll.
Ziel war es, ein Angebot in der Region Köln zu etablieren, das Unternehmen und qualifizierte geflüchtete Frauen miteinander in Kontakt bringt und das Fachkräftepotenzial dieser Frauen sichtbar macht. Hintergrund für dieses Projekt war die Tatsache, dass in der Region Köln seit 2015 zwar viele Initiativen zur beruflichen Vorbereitung und Integration von geflüchteten Frauen gestartet wurden, diese sich jedoch meist auf nicht oder nur gering qualifizierte weibliche Geflüchtete konzentrierten. Doch zahlreiche geflüchtete Frauen, die in der Region Köln leben, haben in ihrem Herkunftsland eine qualifizierte Ausbildung absolviert. Viele von ihnen können lange keine adäquate Stelle finden. Durch das Mentoring-Programm MENTEGRA wird es kleinen und mittleren Unternehmen möglich, geflüchtete Frauen mit guten Deutschkenntnissen als potenzielle Fachkräfte kennenzulernen.
Erfolgreiche Zusammenarbeit von sieben Tandems im Pilotprojekt
Mit dem Pilotprojekt, das 2020 und 2021 durchgeführt wurde, ist das gelungen. Sieben Tandems konnten im ersten Durchlauf von MENTEGRA trotz der Pandemie erfolgreich zusammenarbeiten. Unterstützt von einer externen Prozessbegleiterin und einer Projektgruppe aus relevanten Arbeitsmarktakteur*innen wurden gemeinsam Hürden überwunden und konkrete berufliche Perspektiven entwickelt. Für die Vertreter*innen der Unternehmen ergab sich über das Programm die Gelegenheit, die Fachkräftegruppe „geflüchtete Frauen“ kennenzulernen. Zwei der beteiligten Unternehmen konnten durch MENTEGRA neue Fachkräfte aus der Gruppe der Mentees für ihr Unternehmen gewinnen. Außerdem spielte für einige der Mentor*innen auch ihr Wunsch, sich sozial zu engagieren, eine Rolle. So hat beispielsweise bei einer Mentorin ihre Einwanderungsgeschichte eine zentrale Rolle gespielt, weil sie mit ihren Erfahrungen und Erkenntnissen Frauen mit ähnlichem Lebensweg unterstützen wollte.
Mit Blick auf das Ziel, qualifizierte geflüchtete Frauen bei ihrer beruflichen Integration in Deutschland zu unterstützen, konnten durch MENTEGRA ebenfalls Erfolge erzielt werden. Die teilnehmenden Frauen aus Syrien, Iran, Afghanistan und Irak mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen (z. B. Biologin, Webdesignerin, Lehrerin, Journalistin) hatten am Ende von MENTEGRA alle entweder eine Arbeitsstelle oder einen Ausbildungsplatz gefunden oder in Aussicht. Gleichzeitig konnte das Pilotprojekt MENTEGRA mit seinem besonderen Vorbildcharakter zeigen, wie Integration und Chancengleichheit auf dem regionalen Arbeitsmarkt gefördert werden können.
Das zweite Mal!
Competentia Region Köln konnte aus dem Pilotprojekt ein erfolgreiches Mentoring-Programm entwickeln und möchte nun zum zweiten Mal mit MENTEGRA an den Start gehen (vorbehaltlich der Landesförderung ab 1. Dezember 2023). MENTEGRA spricht zum einen kleine und mittlere Unternehmen an, die daran interessiert sind, eine neue Gruppe potenzieller Fachkräfte mit guten Deutschkenntnissen kennenzulernen. Zum anderen richtet sich MENTEGRA speziell an qualifizierte Frauen mit Fluchtgeschichte, die aufgrund unterschiedlicher Hürden bisher keinen Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden haben, der ihren Qualifikationen entspricht.
Wie funktioniert MENTEGRA?
Vertreter*innen aus kleinen und mittleren Unternehmen melden sich als Mentoren oder Mentorinnen für MENTEGRA und werden in den Mentor*innen-Pool von Competentia Region Köln aufgenommen. Gleichzeitig sucht das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln zusammen mit seinen Partnern und Partnerinnen nach qualifizierten geflüchteten Frauen, die als Mentees teilnehmen wollen. Die Durchführung des Mentorings läuft über zwölf Monate.
Gestartet wird mit einem Treffen der Unternehmensvertreter*innen, das sie auf ihre Rolle als Mentoren und Mentorinnen vorbereitet. Dann folgt der Matching-Prozess. Aus je einem Unternehmer oder einer Unternehmerin und einer Mentee wird ein Tandem gebildet. Sie schließen eine individuelle Tandem-Vereinbarung ab. Das Matching wird von Competentia Region Köln durchgeführt. Durch ein persönliches Gespräch wird in Vorhinein geklärt, welche Erwartungen sie an das Mentoring haben und welche Ziele sie verfolgen. Auf Basis der persönlichen und unternehmerischen Angaben wird auf eine bestmögliche Passung von Mentor bzw. Mentorin und Mentee geachtet.
Die individuell vereinbarten Tandemtreffen bilden den Rahmen für einen vertraulichen Austausch über die beruflichen Entwicklungspotenziale der Mentee. Die Mentoren und Mentorinnen sind erfahrene Ratgeber*innen und Berater*innen und unterstützen die berufliche Entwicklung der Mentee mit Erfahrung und Wissen. Sie teilen ihr fachliches und informelles Wissen und entwickeln Sensibilität für interkulturelle Unterschiede.
Eine Netzwerklounge bietet zweimal in den zwölf Monaten Laufzeit die Gelegenheit für die Unternehmen, sich untereinander auszutauschen und sich zu vernetzen. In der vier- bis zwölfwöchigen Hospitanz der Mentee im Unternehmen der Mentor*innen können sich beide in der beruflichen Praxis kennenlernen. Begleitende Veranstaltungen wie Kick-off, Halbzeittreffen und Abschlussveranstaltung unterstützen die Teilnehmenden mit Expertise, Wissensaustausch und Informationen. Die externe Prozessbegleitung unterstützt die Tandems und ist Ansprechperson bei Fragen oder Problemen.
Chancen für kleine und mittlere Unternehmen durch MENTEGRA
Unternehmen, die bei MENTEGRA dabei sind, lernen eine bisher weitgehend unbekannte Gruppe von Fachkräften für ihr Unternehmen kennen. Sie können sich mit Expert*innen gezielt zum Thema Fachkräftesicherung austauschen und Kontakte zu anderen Unternehmen knüpfen und sich mit ihnen vernetzen. Das erhöht auch die Sichtbarkeit der beteiligten Unternehmen. Außerdem lernen sie Fördermöglichkeiten für kleine und mittlere Unternehmen kennen. Eine etablierte Zusammenarbeit von Competentia Region Köln mit Kammern, Wirtschaftsförderungsgesellschaften, relevanten Arbeitsmarktakteur*innen und Jobcentern unterstützt sie als Mentor*innen während des MENTEGRA-Programms.
An kleine und mittlere Unternehmen:
Engagieren Sie sich als Mentor*in bei MENTEGRA und …
- geben Sie Ihr Wissen weiter
- lernen Sie qualifizierte geflüchtete Frauen als neue potenzielle Fachkräfte kennen
- tauschen Sie sich mit Expert*innen und Unternehmer*innen aus
- vernetzen Sie sich und steigern Ihre Sichtbarkeit
Sie haben Interesse?
Dann melden Sie sich bei Competentia Region Köln. Wir freuen uns, wenn wir Sie als Unternehmer*in unseren Mentor*innen-Pool aufnehmen können. Gern erläutern wir Ihnen die Einzelheiten im persönlichen Gespräch.
Das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln steht kleinen und mittleren Unternehmen aus Köln, Leverkusen, dem Oberbergischen Kreis, dem Rheinisch-Bergischen Kreis und dem Rhein-Erft-Kreis zur Seite.
Gemeinsam mit unseren regionalen Partner*innen aus Wirtschaft, Bildung, Gleichstellung und Arbeitsmarkt informieren wir Sie, wie Sie das Erwerbspotenzial von Frauen besser nutzen können. Die Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittlerer Unternehmen in der Region zu stärken, ist das Ziel von Competentia Region Köln. Betriebliche Rekrutierungsstrategien und Maßnahmen zur Förderung einer partnerschaftlichen Aufteilung von Erwerbs-, Familien- und Pflegearbeit stehen dabei im Mittelpunkt. Das Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln wird von der Stadt Köln getragen und vom Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.
Gastautorin: Dorothee Mennicken, Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln
Aktuelle Informationen zu Programm und Anmeldemöglichkeiten unter www.fubrk.de/mentegra
Kompetenzzentrum Frau & Beruf Region Köln
Agnes Wojtacki
Tel: 0221 355065-40
E-Mail: agnes.wojtacki@stadt-koeln.de
www.competentia.nrw.de/Koeln
Dieser Artikel erschien in der Ausgabe DIE WIRTSCHAFT 05.2023
Bildquellen
- amy-hirschi-uwpo02K55zw-unsplash: Foto von Amy Hirschi auf Unsplash