Die wirtschaftliche Lage Deutschlands ist ernst. Hohe Energiepreise, ein schmerzhafter Fachkräftemangel, stagnierende Innovationen und eine langsame Digitalisierung machen das Land im internationalen Wettbewerb zunehmend schwächer. Die Konjunktur leidet massiv, während die Bürokratie weiterhin lähmend wirkt. Eine Rezession droht nicht länger am Horizont, sondern ist real – mit Auswirkungen, die Arbeitsplätze und Unternehmen gefährden. Oftmals sind aber auch die Großkonzerne selbst schuld, indem sie sich viel zu lange mit sich selbst beschäftigen. Die Kombination aus schlechten Rahmenbedingungen und zögerlichen Entscheidungen in der Politik und in den Unternehmen ist eine ruinöse Melange für den Standort Deutschland.
DIE WIRTSCHAFT: Was müsste seitens der Politik geschehen? Welche Maßnahmen erwarten Sie von einer neuen Regierung?
Bernhard Schindler: Die Politik muss endlich aufwachen und handeln, bevor weitere Substanz verloren geht. Die folgenden Schritte sind keine Optionen mehr, sondern Notwendigkeiten:
Steuerliche Entlastungen für Unternehmen: Die Abgabenlast ist eine Fessel, die Deutschlands wirtschaftliche Dynamik erstickt. Entlastungen müssen sofort kommen – ohne Bürokratismus und langwierige Prozesse.
Radikaler Bürokratieabbau: Jede Stunde, die Unternehmen mit Papierkram und Dokumentationen statt mit Wertschöpfung verbringen, kostet Wachstum. Es muss Schluss sein mit endlosen Genehmigungsverfahren – Deutschland braucht pragmatische Lösungen.
Umgehende intensive Investitionen in Digitalisierung und Infrastruktur: Unsere Konkurrenz aus anderen Volkswirtschaften hängt uns technologisch ab, während wir uns in Streitigkeiten verlieren. Ein kraftvoller digitaler Aufbruch ist überfällig.
Arbeitsmarktreform: Der Fachkräftemangel muss durch eine gesteuerte Einwanderungspolitik und Qualifizierungsprogramme entschärft werden. Die Wirtschaft kann nicht warten, während die Politik diskutiert.
Energiepolitik mit klarer Strategie und mit Hirn: Einmalige Subventionen lösen keine strukturellen Probleme. Bezahlbare, nachhaltige Energieversorgung braucht langfristige Planung und entschlossenes Handeln.
DIE WIRTSCHAFT: Wie beurteilen Sie die Arbeit der Ampelregierung rückblickend?
Bernhard Schindler: Die Ampelkoalition hat bisher mehr Schlagzeilen mit Streitigkeiten als mit Fortschritten gemacht. Statt gemeinsamer Lösungen werden parteipolitische Eitelkeiten ausgetragen. Viel zu viele Projekte bleiben Stückwerk, während dringende Reformen verschleppt werden. Diese Regierung muss sich fragen, ob sie jemals in der Lage war, die Geschicke Deutschlands zu lenken – oder ob es nicht jetzt Zeit für eine grundlegende Neuausrichtung ist. Es wurde viel Politik gegen die Wirtschaft gemacht, nicht für sie.
DIE WIRTSCHAFT: Wie beurteilen Sie den Wahlausgang in den USA? Wie beurteilen Sie die angebliche systemische Rivalität mit China in diesem Zusammenhang?
Bernhard Schindler: Der US-Wahlausgang wirkt sich auf Deutschlands globale Strategie aus, aber die wahre Herausforderung liegt in der Beziehung zu China. Die systemische Rivalität ist real und geht weit über den wirtschaftlichen Wettbewerb hinaus. Deutschland muss klug agieren, um sich zwischen geopolitischen Blöcken zu behaupten – und sich gleichzeitig strategisch von Abhängigkeiten lösen. Die Politik braucht hier ein Rückgrat und keine Duckmäuser-Strategien. Persönlich glaube ich, dass Trump viele Fehler begehen wird, die sich auch zu unseren Gunsten auswirken könnten. In jedem Falle braucht es ein stärkeres europäisches Bewusstsein und mehr eigenständiges Handeln.
DIE WIRTSCHAFT: Wie wichtig ist die Arbeit von Verbänden der Wirtschaft? Was können diese im Allgemeinen und THE GROW im Besonderen bewirken?
Bernhard Schindler: Verbände dürfen nicht nur nette Diskussionsclubs sein. Sie müssen kraftvoll die Interessen der Wirtschaft vertreten, Druck ausüben, überzeugen und Veränderungen anstoßen. Sowohl THE GROW als auch die verschiedenen Organisationen der mittelständischen Wirtschaft und der inhabergeführten Familienunternehmen haben die Möglichkeit, durch hartes und klares Lobbying spürbare Impulse zu setzen – das müssen wir einfordern und fördern.
DIE WIRTSCHAFT: Wie bereiten Sie sich auf die anstehende Bundestagswahl vor bzw. wie werden Sie sich in die Kampagnen einmischen?
Bernhard Schindler: Die Zeit für Stillstand ist vorbei. Unternehmen und Verbände müssen sich in die politischen Debatten einmischen, Kandidaten zur Rechenschaft ziehen und die Wähler über wirtschaftliche Prioritäten aufklären. Wahlkampf bedeutet, mit klarer Sprache und gezielten Maßnahmen die Richtung zu beeinflussen. Die Einmischung der Organisationen der Wirtschaft in den Wahlkampf ist wichtiger als jemals zuvor.
DIE WIRTSCHAFT: Wie sinnvoll sind Gespräche mit Politikern? Versteht die Politik die Anliegen der Unternehmen?
Bernhard Schindler: In vielen Fällen bleibt der Eindruck, dass Politiker nicht vollständig erfassen, wie ernst die Lage für viele Unternehmen ist. Dialoge sind wichtig – aber nur, wenn diese auch Taten nach sich ziehen. Das Verständnis von Politikern für wirtschaftliche Belange muss durch Druck, Fakten und beständige Aufklärung geschärft werden. Es mangelt an Wissen über ökonomische Prinzipien. Dafür gibt es bei vielen Politikern ein Übermaß an Ideologie. Die Zeit für „Weiter so“ ist vorbei – Deutschland braucht entschlossenes Handeln und eine politische Führung, die den Ernst der Lage versteht und nicht nur in Debatten verharrt.
Über Bernhard Schindler
Bernhard Schindler ist Investor, Multipreneur, geborener Verkäufer, Buchautor, Hochschuldozent (INU), Vortragsredner, Moderator sowie leidenschaftlicher Netzwerker und Match-Maker. In seinem ersten Start-up sammelte Bernhard Schindler über zwölf Jahre B2B-Vertriebserfahrung. Sein zweites Start-up machte er in nur wenigen Jahren zum Weltmarktführer – mit einem starken Exit. Sein drittes Start-up schaffte es in nur 15 Monaten zu einer 10-Millionen-Euro-Bewertung.
Diese einzigartige Erfolgsgeschichte ist die Basis von THE GROW, dem innovativsten Business-Club Europas, den Bernhard Schindler in der Coronazeit gegründet hat. Dem Club gehören rund 900 Unternehmer an, darunter viele internationale Player. THE GROW versteht sich als Ökosystem für den europäischen Mittelstand. THE GROW gibt ein eigenes Magazin heraus, veranstaltet rund 200 Events pro Jahr und erreicht mit der THE GROW App und THE GROW TV ein Millionenpublikum. Zudem verbindet THE GROW die Innovationskraft von Start-ups mit der Erfahrung und Finanzkraft etablierter Mittelständler. Bernhard Schindler ist Gründervater des THE GROW Bachelors und der hochschulzertifizierten THE GROW Akademie mit den Schwerpunkten SDG/ESG, Brand & Marketing, New Sale, Network und Intrapreneurship.
In seinem Buch „Hinterfotzigkeit vs. Ehrlichkeit“ sowie in seiner Schindler Akademie wirbt er für Networking und ehrenhafte Geschäfte auf Augenhöhe. Er steht für Werte und Nachhaltigkeit, nicht für das schnelle Geld. Sein Wissen und seine Kontakte macht er in seinem „Schindler Circle“ sehr wenigen ausgewählten Unternehmern exklusiv zugänglich.
Bernhard Schindler ist ehrenamtlicher Kriseninterventionsmanager für den Freistaat Bayern und Botschafter von Kinderlachen e. V.
Als gefragter Experte rund um die Themen Innovation, Unternehmertum und unternehmerische Verantwortung sowie als Redner und Moderator ist Bernhard Schindler regelmäßig zu Gast in Talksendungen und auf den großen Bühnen.
Weitere Informationen gibt es unter https://bernhard-schindler.de und https://the-grow.de.
Bildquellen
- Bernhard Schindler auf Terasse im Süden: THE GROW GmbH
- Bernhard Schindler: THE GROW GmbH