Viertagewoche schadet Unternehmen

Eine Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft deckt negative Effekte auf

by Jana Leckel
Was für Arbeitnehmer ein Wunschtraum sein mag, kann für Unternehmen und die Wirtschaft das Gegenteil bedeuten

Über die Viertagewoche in deutschen Unternehmen wird kontrovers diskutiert. Eine repräsentative Unternehmensbefragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, welche negativen Effekte eine flächendeckende Einführung für die deutsche Wirtschaft hätte.

Die einen erhoffen sich mehr Flexibilität und gesündere Mitarbeiter, die anderen fürchten weniger Wertschöpfung und mehr Fachkräftemangel. Eine repräsentative Umfrage des IW liefert eindeutige Ergebnisse: Vier Prozent der Unternehmen sagen, dass sie durch eine verpflichtende Viertagewoche Wertschöpfung verlieren würden.

Viertagewoche könne den Wohlstand Deutschlands gefährden

Weit verbreitet ist das Modell der Viertagewoche noch nicht: 82 Prozent der Unternehmen haben es noch gar nicht getestet. Zwar sieht rund die Hälfte der Befragten auch Chancen in der Viertagewoche, etwa um das eigene Unternehmen für Bewerber und Fachkräfte attraktiver zu machen. Aber nur sechs Prozent glauben, dass der Fachkräftemangel mit einer Viertagewoche bekämpft werden kann. Auch das häufig in der Debatte präsentierte Argument, dass die Produktivität bei einer Verdichtung der Arbeitszeit steigt, stößt bei den Unternehmen auf wenig Zustimmung: Nur 20 Prozent halten eine Verdichtung der Arbeitszeit im eigenen Unternehmen überhaupt für möglich. Knapp 70 Prozent fürchten, dass Arbeit liegen bleibt und Deutschland international den Anschluss verliert. 60 Prozent finden sogar, die Viertagewoche bedrohe Deutschlands Wohlstand.

Negative Auswirkungen deutlich wahrscheinlicher als die positiven

Für die meisten Unternehmen und Branchen ist das Konzept kaum umzusetzen. Und anstatt dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, könnte die Einführung einer Viertagewoche diesen sogar noch verstärken. „Die flächendeckende und undifferenzierte Einführung einer Viertagewoche könnte in den meisten Unternehmen und damit auch in der deutschen Gesamtwirtschaft erheblichen Schaden anrichten“, sagt Studienautor Thomas Schleiermacher.
Die befragten Personalverantwortlichen hielten alle zur Auswahl gestellten negativen Auswirkungen für erheblich wahrscheinlicher als die zur Abstimmung gestellten positiven Auswirkungen: Während bei der wahrscheinlichsten positiven Auswirkung ein Zustimmungswert von 17 Prozent vorliegt, sind es bei den negativen Auswirkungen im Minimum 46 Prozent Zustimmung. Alle zur Bewertung gestellten negativen Auswirkungen werden damit insgesamt als erheblich wahrscheinlicher eingeschätzt als die positiven gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen.

Fazit

Die Umfrage verdeutlicht, dass eine flächendeckende Einführung der Viertagewoche – ohne Berücksichtigung branchenspezifischer und betrieblicher Unterschiede – weitreichende negative Konsequenzen für die deutsche Wirtschaft mit sich bringen würde. Die Studie mahnt daher zu einer differenzierten Betrachtung und Bewertung dieses Arbeitszeitmodells.

Daten und Methode

Das Institut der deutschen Wirtschaft verfügt mit dem IW-Personalpanel über ein Umfrageinstrument, in dem wiederkehrend dreimal jährlich die Personalverantwortlichen und HR-Experten der deutschen Wirtschaft repräsentativ befragt werden. In der 35. Welle des IW-Personalpanels haben von März bis Mai 2024 insgesamt 823 Unternehmen die Fragen zur „Viertagewoche mit Arbeitszeitverkürzung und vollem Lohnausgleich“ beantwortet. Neben allgemeinen Fragen, ob die Viertagewoche bereits eingeführt wurde, adressierten die Fragen drei unterschiedliche Perspektiven: die betriebliche Perspektive, die Branchensicht und eine gesamtwirtschaftliche Sichtweise. Befragt wurden Personalverantwortliche in Unternehmen aller Branchen mit Ausnahme des öffentlichen Dienstes, die mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben

(Jana Leckel)

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