Die Bahn hat eine Bilanz des Jahres 2024 erstellt. 17 Milliarden Euro wurden für eine bessere Infrastruktur investiert. Laut dem Vorstandsvorsitzenden Philipp Nagl könne die DB so erstmals die Überalterung der Anlagen stoppen. In den operativen Bereichen seien 5.500 Mitarbeitende hinzugekommen, darunter in der Instandhaltung und auf den Stellwerken. Wird es 2025 so weitergehen? Was sind aktuelle Themen, die uns in der Region Köln im Kontext mit der Bahn umtreiben?
Die Deutsche Bahn will sich verbessern und das ist auch die alltägliche Bitte der Millionen Nutzer. Die globale Datenbank Statista besagt, dass nur rund 60,1 Prozent der Züge im Fernverkehr der Deutschen Bahn AG (EC, IC, ICE) im November 2024 pünktlich kommen, das heißt zur fahrplanmäßigen Ankunftszeit plus maximal 5:59 Minuten. Das seien zwar 8,1 Prozentpunkte mehr als noch im November des Vorjahres, aber das ist vielen Kunden dennoch zu wenig. Die Deutsche Bahn sagt selbst, bei DB Regio, also den Regionalzügen, läge die Pünktlichkeit bei 90,3 Prozent. Wer oft Bahn fährt, der fühlt diese Zahl allerdings nicht. 80 Prozent aller Verspätungen im Fernverkehr seien laut DB auf die veraltete und störanfällige sowie überlastete Infrastruktur zurückzuführen. Bis Ende 2027 will die DB die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge auf 75 bis 80 Prozent steigern. Dies sei ein zentrales Ziel des Sanierungsprogramms namens S3 der DB. Das ist ein Gesamtprogramm für die Sanierung der Infrastruktur, des Betriebs und der Wirtschaftlichkeit in den nächsten drei Jahren, welches im September 2024 startete. Im Fokus: die Sanierung der bestehenden Infrastruktur, insbesondere der Hochleistungskorridore, sowie Modernisierungen im Flächennetz und von Stellwerken bundesweit. Was die DB in NRW dabei inzwischen geschafft hat? In Ostwestfalen-Lippe sei im Herbst 2024 eine der größten Gleismodernisierungen 2024 abgeschlossen worden. Brücken seien in Minden, Unna und Kirchlengern erneuert worden, in Herford laufe sie noch. Im Rheinland seien u. a. 5400 Meter Schiene erneuert worden. In Duisburg erneuere man den Hauptbahnhof, auch in Mönchengladbach seien Sanierungsarbeiten gestartet. So auch in Bad Sassendorf, Steinheim-Sandebeck und Bad Oeynhausen. Weitere Maßnahmen in NRW seien geplant.
Die Pendler in NRW stört aber nicht nur die fehlende Pünktlichkeit. In Gießen gibt es noch mehr Probleme. Seit 2010 gibt es keine direkte Zugverbindung mehr von Gießen nach Köln. Es bestehen Forderungen, die Direktverbindung wiederherzustellen, da hier viele Reisende und Pendler unterwegs sind, die sonst Probleme mit der extrem kurzen Umsteigzeit haben. Die Deutsche Bahn selbst wollte sich zu diesen Forderungen nicht äußern. Was allerdings schon feststeht, ist der Ausbau der S13, da gibt es Arbeiten zwischen Troisdorf und Bonn-Oberkassel sowie Königswinter. Dazu gehören Erd- und Gleisarbeiten sowie Arbeiten an den Schallschutzwänden.
Auch die S11 erfährt Neuerungen, denn dort soll zwischen Köln-Messe/Deutz und Buchforst ein neuer Haltepunkt bei Köln-Kalk West entstehen, der u. a. einen leichteren ÖPNV-Zugang zum Music Store in der Istanbulstraße ermöglichen soll. Derzeit ist man im Planfeststellungsverfahren und die Bürger werden noch einbezogen. Es sollen auf der Strecke der S11 nach Bergisch Gladbach auch zwei neue Linien entstehen, die S10 und die S14. Die S14 und die S10 sollen bis Köln-Worringen fahren. Statt alle zwanzig Minuten, wie allein mit einer S11, wird dann laut Plan insgesamt mit allen drei Bahnen alle fünf Minuten eine Bahn zwischen Köln und Bergisch Gladbach unterwegs sein. Bis zum 12. Februar sind die Planfeststellungsunterlagen für die Öffentlichkeit ausgelegt.
Die S6 soll ebenfalls ausgebaut werden. Hier ist man in der Vorplanung zusammen mit den Kommunen. Zukünftig soll die S6 im 20-Minuten-Takt von Essen über Köln-Ehrenfeld bis Grevenbroich unterwegs sein. Zwei von drei Fahrten werden zudem bis Mönchengladbach bzw. Rheydt verlängert. In den kommenden Jahren sollen 200 Millionen Euro an Bundesmitteln u. a. in ein zusätzliches Gleis bei Odenkirchen, drei neue Stationen und moderne Signaltechnik fließen. Diese Maßnahmen sollen eine bessere Anbindung der Region und mehr Barrierefreiheit für die Fahrgäste herstellen.
Auch der Kölner Hauptbahnhof soll Neuerungen erfahren. Hier sollen zwei komplett neue Gleise am Breslauer Platz und zudem ein Durchfahrtgleis entstehen. Das ist eine gute Sache. Der Kölner Hauptbahnhof ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und einfach überlastet. Allerdings werden bis zur Umsetzung noch mehrere Jahre vergehen, denn Feststellungsplan und Bau dauern ihre Zeit. Ein Teil des Plans: Die RB24 nach Kall und die RB38 nach Bedburg sollen in dem Kontext effizienter am Hansaring abgestellt werden. Derzeit fahren sie bis nach Deutz und müssen dann wieder zurück nach Hansaring. In Zukunft sollen sie am Hauptbahnhof enden.
In Sachen Abstellgleise gibt es übrigens Startups, welche an einem automatischen Abstellgleis arbeiten, die Lokführer um bis zu drei Stunden am Tag entlasten sollen, damit diese mehr Zeit für das Fahren im Kundenverkehr haben, was die Mitarbeitereffizienz steigern soll. Ob man solche Projekte künftig realisieren möchte, dazu wollte sich die Deutsche Bahn leider nicht äußern.
In puncto Digitalität baut die Deutsche Bahn aus. Die Anzahl der Stationen mit WLAN soll sich laut DB bis 2028 verdoppeln. Dazu hole man sich Europas größten WLAN-Anbieter The Cloud Networks mit ins Boot. Für den Ausbau werden rund 5.000 Router und 800 Kilometer Kabel verbaut. Das WLAN-Angebot bleibe kostenlos. Rund ein Drittel der Nutzer nutzen laut DB bislang das WLAN an den Bahnhöfen.
Auch der Videoausbau werde vorangetrieben. Dabei arbeitet die DB mit der Bundespolizei zusammen. Zum Jahresende sei ein 180 Millionen schwerer Ausbauplan aus den Händen des Bundesministeriums des Innern und für Heimat (BMI), der Bundespolizei und der DB für Videotechnik an den Bahnhöfen umgesetzt worden. Das Geld kommt vom Bund. Mit der Umsetzung habe sich die Anzahl der Kameras seit 2012 fast verdoppelt. Die rund 750 ausgebauten Stationen seien nun größtenteils mit Multisensor-Kameras in Full-HD ausgerüstet. Das Programm habe bislang zur Folge gehabt, dass die Zahl der aufgeklärten Straftaten durch die Bundespolizei um das Dreifache angestiegen sei. Die Sicherheit der Reisenden soll damit steigen. Insgesamt: Es tut sich etwas bei der Deutschen Bahn. Ob das den meisten Reisenden im Raum Köln und in NRW in den nächsten zehn Jahren reicht, wird sich zeigen.
(Karoline Sielski)
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