Für das Planungsverfahren zur Umgestaltung der Ehrenstraße wurde die Stadt Köln mit einer Anerkennung bei der Verleihung des Deutschen Verkehrsplanungspreises ausgezeichnet. Dabei wurden der breite Beteiligungsprozess, die Ausweisung als Fußgängerzone und das Grünkonzept hervorgehoben.
„Ich danke allen Beteiligten aus der Stadtverwaltung und dem externen Planungsbüro für die exzellente Arbeit. Auch dank des Engagements der Bürger*innen, der Interessengruppen sowie der Politiker*innen wird die Ehrenstraße in den nächsten Jahren zu einer ‚Wohlfühlstraße‘. Den Übergang dorthin werden wir durch zusätzliche Maßnahmen noch verbessern. Ich freue mich sehr, dass unser Planungsverfahren in diesem Fall bundesweit Aufsehen erregt hat und nun sogar prämiert worden ist“, so Ascan Egerer, Beigeordneter für Mobilität der Stadt Köln. Der deutsche Verkehrsplanungspreis wird alle zwei Jahre durch die SRL– Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung e. V. sowie den VCD Verkehrsclub Deutschland e. V. verliehen. In diesem Jahr lag der Fokus auf „Qualität der Nähe – attraktiver Aufenthalt und sicheres Erreichen von Stadtteil- und Ortszentren“. Neben Köln wurden Projekte in Lübeck (1. Platz), Baiersbronn (Baden-Württemberg) und Markt Bibart (Bayern) ausgezeichnet.
Aus der Ehrenstraße eine „Wohlfühlstraße“ zu machen war der Wunsch. Mit viel Grün und angenehmen Aufenthaltsflächen mitten in der Kölner Innenstadt in einem belebten öffentlichen Raum mit Platz für Gastronomie, zum Innehalten oder zwanglosen Pausieren, so sieht es der Entwurf vor, der auf dem Ergebnis des öffentlichen Beteiligungsprozesses aufbaut. Aus einem steinernen Stadtraum soll ein grüner Boulevard für Fuß- und Radverkehr werden. Das Projekt „neue Ehrenstraße“ soll einen Beitrag zur Klimavorsorge leisten und die Biodiversität der Stadt Köln erhöhen. Impulse der nachhaltigen Mobilität in Köln werden umgesetzt. Doch bis das verwirklicht ist, wird es noch dauern. Die Bauplanungen sollen 2023 abgeschlossen werden, damit mit dem Umbau der Ehrenstraße ab 2024 begonnen werden kann. Bisher hat sich nur die Verkehrssituation dort verändert. Seit Ende April 2022 ist die Ehrenstraße als Fußgängerzone mit Zusatz „Radfahrer“ ausgewiesen. Doch noch immer, auch nach einer Eingewöhnungszeit, befahren weiterhin Autos die Straße und stellen die Fahrzeuge dort ab. In den letzten Monaten wurden bereits über 1.000 Verwarnungen erteilt. Es ist geplant weitere Hinweisschilder aufzustellen und auch herausnehmbare Poller sollen zum Einsatz kommen. Ab Frühjahr 2023 sollen mobile Sitzelemente aufgestellt werden und eine Grünbepflanzung erfolgen. Dies ist eine Zwischenlösung bis zum Baubeginn.
Insgesamt will die Stadt neue Maßstäbe in der nachhaltigen Gestaltung des öffentlichen Raumes setzen. Der Entwicklungsprozess um die Ehrenstraße wurde durch eine intensive Beteiligung der Bürgerschaft und des anliegenden Einzelhandels flankiert. Die vorgelegte Planung wurde mit breiter Mehrheit zur weiteren Umsetzung beschlossen. Die Straße soll intensiv begrünt werden, neben vielfältigen Baumpflanzungen soll es im Zentrum der Plätze jeweils „Pocket-Parks“, grüne Inseln mit Gehölzen und blühenden Stauden, geben. Sie sollen vornehmlich dem Klimawandel standhalten und die Stadtnatur als Bienenweide stärken. Regenwasser wird nicht mehr über die Kanalisation abgeleitet, sondern den Bäumen zugeführt. Anfallendes Regenwasser soll gesammelt und in „Baumrigolen“ unterhalb der Bäume und in den Pocket-Parks gespeichert werden, um deren Wasserversorgung auch in trockenen Zeiten sicherzustellen. Zudem soll ein nachhaltiges Verkehrsangebot eröffnet werden durch die Integration mit der Fahrradstraße Friesenwall und die Ausstattung der Straße mit Nahmobilitätszonen (Fahrradabstellanlagen, Leihfahrräder und E-Scooter, Flächen für Leih-/Lastenräder). Die Nahmobilitätszonen sollen auch der Anlieferung der ansässigen Geschäfte auf der letzten Meile per „Cargo-Bike-Logistik“ dienen. Die Projektleitung für die Umgestaltung der Ehrenstraße liegt beim Amt für Straßen und Radwegebau und baut auf dem vom Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung konzipierten Verkehrsversuch auf. Die Büros „scape Landschaftsarchitekten“ (Freiraumgestaltung) und „Jung Stadtkonzept“ (Kommunikationsprozess) haben das Projekt mit ihrer fachlichen Expertise unterstützt.
(Christian Esser)